Demo in Brunnthal:Sturm der Entrüsteten

Brunnthal, Dorfladen: Protestkundgebung gegen Windkraft im Hofoldinger Forst

Mit Transparenten, aber auch lautstark mit Rufen und Pfiffen bringen die Windkraft-Gegner ihren Ärger über die Pläne im Forst zum Ausdruck.

(Foto: Angelika Bardehle)

150 Windkraft-Kritiker protestieren gegen Eingriffe in den Forst

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Mehr als 150 Gegner jeglicher Windkraftanlagen im Hofoldinger Forst haben am Dienstagabend in der Brunnthaler Ortsmitte lautstark und mit Transparenten ihren Protest zum Ausdruck gebracht. Sie bildeten ein Spalier mit Fackeln, als die Bürgermeister und Gemeinderäte der vier in der Arbeitsgemeinschaft Windkraft im Hofoldinger Forst (Arge) verbundenen Kommunen zu einem Treffen mit Landrat Christoph Göbel (CSU) in der Brunnthaler Schule gingen.

Sie riefen "Finger weg vom Hofoldinger Forst". Zeitgleich zeigten nur ein paar Meter weiter etwa 40 Windkraft-Befürworter bewusst mit leisen Tönen, dass sie Windkraft für den Klimaschutz für unverzichtbar halten. "Mehr Windenergie jetzt", stand auf einem Transparent. Sie sangen ein Protestlied.

Die Stimmung war phasenweise hitzig. Man sei nicht generell gegen Windkraft, sagte der Organisator der Protestkundgebung, PWB-Gemeinderat Siegfried Hauser. Doch der Hofoldinger Forst sei nicht dafür geeignet, weil er in einem Schwachwindgebiet liege und weil wertvoller Wald zerstört werde. Viele zeigten sich verärgert, dass das Oberland von Windrädern verschont bleibe, aber Brunnthal solche hinnehmen solle. "Wir müssen alles aushalten", rief einer. Die Windräder sollten an den Tegernsee oder auf den Wallberg.

Leonhard Portenlänger aus Hofolding sagte, im Oberland gebe es ganz andere Hügel, die sich viel besser für Windkraftanlagen eigneten. Doch die Prominenz wisse sich gegen eine solche Verschandelung ihrer Landschaft zu wehren. Es sei dasselbe Spiel wie beim Autobahn-Südring. Warum stelle man kein Windrad nach Straßlach? Andere argumentierten, der Wald werde durch die Bauschneisen für die Windräder kaputt gemacht, es würden auf Dauer massive Betonfundamente eingebaut.

Verwunderung in Aying und Otterfing

Bürgermeister Stefan Kern (CSU) musste sich auf dem Weg zur Arge-Sitzung vielen Diskussionen stellen. Er versuchte, um Verständnis für die in der Arge mehrheitlich vertretene Haltung zu werben, dass die vier Gemeinden Sauerlach, Aying, Otterfing und auch Brunnthal mit den Staatsforsten einen Standortsicherungsvertrag schließen, der vier Windräder ermöglicht, aber auch nicht mehr. Wer sich einem solchen Vertrag verweigere, sagte er, der laufe Gefahr, dass Investoren freie Hand bekämen, deutlich mehr Anlagen zu errichten. Gemeinderäte aus Aying und Otterfing äußerten sich ähnlich und zeigten sich verwundert über die Vehemenz des Protests.

In der Arge-Sitzung, an der auch Gemeinderäte teilnahmen, wurde wohl nichts entschieden. Allerdings wurde erwartet, dass die Vertreter aus Sauerlach, Otterfing und Aying gemeinsam mit Landrat Christoph Göbel (CSU) auf die Brunnthaler einzuwirken versuchen, damit auch sie noch als letzte dem Standortsicherungsvertrag zustimmen. Ein solches Plazet steht nach wie vor aus. Das Thema soll, wie es hieß, demnächst wieder im Gemeinderat auf die Tagesordnung kommen.

Ramona Wüst, 25, die für "Fridays for Future" Flagge zeigte, sagte, ihr sei wichtig zu demonstrieren, dass der Klimawandel für junge Menschen eine existenzielle Zukunftsfrage sei. Der Schutz des Waldes und Windkraft seien kein Widerspruch. "Wir wollen nicht akzeptieren, dass immer gegen uns entschieden wird."

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