Das Sportjahr 2016:Die Landkreis-Sportler sind oben auf

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Ganz entspannt: Die Unterhachinger Alexander Winkler, Ulrich Taffertshofer und Stefan Marinovic (von links).

(Foto: imago/foto2press)

Nach Jahren des Abschwungs hat die SpVgg Unterhaching den Titel in der Regionalliga fest eingeplant. Auch in den Ligen darunter glänzen die Fußballer.

Von Stefan Galler

Wer den Fußball nicht liebt, findet im Landkreis München allerhand Alternativen, hochklassigen Sportlern bei der Ausübung ihrer Disziplinen zuzuschauen. In der Handball-Bayernliga sind Männer- und Frauenteams vertreten (Unterhaching, Ismaning), die Lohhofer Volleyballerinnen schlagen gar in der 2. Liga auf. Und dann sind da ja auch noch die starken Unterhachinger Turner, von denen es gleich zwei zu den Olympischen Spielen geschafft haben: Marcel Nguyen konnte zwar nicht ganz an seine Heldentaten von vor vier Jahren in London anknüpfen, als er zwei Silbermedaillen gewann, eine davon im Turn-Mehrkampf, wo Deutsche gefühlt seit Turnvater Jahns Zeiten nichts mehr gerissen hatten.

In Rio räumten andere ab, etwa Teamkollege Andreas Toba, der trotz Kreuzbandrisses in der Qualifikation aufs Pauschenpferd kletterte, um seinen Kameraden die Teilnahme am Mannschaftsfinale zu sichern. Oder Fabian Hambüchen, der endlich seine Reck-Goldmedaille einheimste. Nguyen zollte der langen Verletzungsserie in den vergangenen Jahren Tribut und verpasste die Finals an den Einzelgeräten. Ebenso wie sein Hachinger Vereinskollege Lukas Dauser, 23, der seine ersten Spiele nutzte, um Erfahrung zu sammeln.

Womit wir zur Balltreterei kommen, die auch im Jahre 2016 wieder hierzulande die meisten Geschichten hervorgebracht hat. Zum Beispiel beim früheren Bundesligisten SpVgg Unterhaching, wo Manfred Schwabl ziemlich angespannt wirkte, zumindest am frühen Abend des 7. April. Als langjähriger Fußballer und Funktionär wusste er, welche Eigendynamik eine Jahreshauptversammlung bekommen kann - wenn die Opposition es schafft, die Sprache des Volkes zu sprechen.

Doch letztlich war genau dies das Problem der Gegner des Vereinspräsidenten: Mike Frühbeis und Markus Oberleitner, die dafür eintreten wollten, den Verein eher konservativ zu führen und auf den Einstieg von Geldgebern zu verzichten, waren nicht in der Lage, die anwesenden Klubmitglieder zu begeistern. Schwabl blieb Präsident - es sollte der Wendepunkt sein in der Geschichte eines Vereins, der in den vergangenen Jahren nur eine Richtung kannte: abwärts.

Zumindest war die Bestätigung von Schwabls Kurs eine Initialzündung für die Regionalliga-Mannschaft, die zwar die Restsaison mit acht Punkten Rückstand auf Meister und Aufsteiger Jahn Regensburg als Vierter beendete, jedoch in der neuen Saison Maßstäbe setzt: Das Team von Trainer Claus Schromm blieb seit Juli in allen 21 Spielen bis zur Winterpause unbesiegt, sammelte 57 von 63 möglichen Punkten und hängte den Rest der Liga bereits mit 19 Punkten Vorsprung derart ab, dass selbst der Coach mittlerweile jede Zurückhaltung aufgab und davon spricht, dass es im Frühjahr nur noch Vorbereitungsspiele auf die Aufstiegsspiele gibt. Denn der Meister der Regionalliga Bayern geht nicht direkt in die 3. Liga hoch, sondern muss sich in Hin- und Rückspiel gegen einen anderen Regionalligachampion behaupten.

Doch der Kader der SpVgg gibt Anlass zu großer Hoffnung: Bis auf Weltmeister-Bruder Jonas Hummels, der wegen anhaltender Knieprobleme seine Karriere beenden musste, wurden alle Stammspieler gehalten. Dazu kamen einige Neue, die genauso gut in der 2. Liga spielten könnten: Jim-Patrick Müller (Dynamo Dresden), Dominik Stahl (1860 München) und vor allem Stephan Hain, dem in 19 Spielen 23 Tore gelangen, machten den Unterschied. Hain, der mit Spielmacher Sascha Bigalke glänzend harmoniert, hatte seinen großen Auftritt beim 8:1 im Derby gegen den VfR Garching im November: Er schoss vier Tore, wurde dann beim Stande von 6:0 ausgewechselt und kam nach dem Duschen ein paar Minuten später zurück zur Hachinger Bank. In diesem Moment fiel das 7:0 - Schwabl grinste Hain an und sagte: "Ohne dich läuft's richtig gut."

Es war das einzige Mal 2016, dass Witze auf Kosten des VfR Garching gemacht wurden. Denn die Mannschaft von Trainer Daniel Weber blickt auf ein sensationelles Jahr zurück: Im Frühjahr sicherte man sich die Bayernligameisterschaft und zum zweiten Mal den Aufstieg in die Regionalliga, aus der man im Jahr zuvor gerade erst abgestiegen war. Was dann in der neuen Saison folgte, war kaum zu glauben: Nach 16 Spieltagen lag der VfR auf Tabellenplatz drei - ein waschechter Amateurverein hatte zahlreiche Klubs, die unter Profibedingungen arbeiteten, hinter sich gelassen; etwa die zweiten Mannschaften von Bayern, Nürnberg oder Augsburg, ebenso wie Wacker Burghausen. Erst kurz vor der Weihnachtspause brachen die Garchinger etwas ein, der Abfuhr gegen Haching folgten zwei weitere Pleiten - dennoch dürfte es angesichts von 32 Punkten nach 21 Spielen diesmal mit dem Ligaerhalt klappen.

Auch eine Etage darunter, in der Bayernliga, haben die Landkreisfußballer in der aktuellen Saison die Hosen an: Der SV Pullach ist gefühlt längst ein Regionalligist, kickt aber immer noch an der Gistlstraße und darf genau deshalb nicht aufsteigen: weil dieser Fußballplatz alter Prägung laut dem Bayerischen Fußball-Verband nicht regionalligatauglich ist. Das gilt jedoch nicht für Trainer Frank Schmöller und seine Jungs, die aktuell noch immer ungeschlagen sind und das Tableau mit neun Punkten Vorsprung anführen. Erster Verfolger ist übrigens ein weiteres Landkreisteam: der ambitionierte FC Unterföhring.

Spiel des Jahres

Und wieder war die SpVgg Unterhaching im DFB-Pokal mit dabei: Nachdem man schon ein Jahr zuvor mit Siegen über Ingolstadt und Leipzig für Furore gesorgt hatte und knapp an Leverkusen gescheitert war, hieß im August 2016 der Erstrundengegner FSV Mainz 05. Zunächst schien es, als wäre das eine ganz normale Partie vor 7000 Zuschauern im Sportpark: Das Mainzer 1:0 glich Stephan Hain aus, dann schossen Fabian Frei (64.) und Yunus Malli (88.) den Bundesligisten scheinbar uneinholbar in Führung. Was danach geschah, konnte keiner der Anwesenden so richtig verstehen, geschweige denn erklären: Hain gelang keine Minute nach dem 1:3 der Anschluss, Vitalji Lux schaffte in der dritten Minute der Nachspielzeit den 3:3-Ausgleich. Haching war in der Verlängerung überlegen, "eigentlich müssen wir es da zumachen", sagte Präsident Schwabl hinterher. Chance verpasst: Das Elfmeterschießen gewannen die Mainzer. stga

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