Daglfing/Aschheim:Beim Geld hört die Freundschaft auf

Der Widerstand gegen die städtischen Wohnbaupläne bei Daglfing wächst

Von Ulrike Steinbacher, Daglfing/Aschheim

Den Slogan kennt man - bisher allerdings nur aus dem Norden der Stadt. Neuerdings ist auch auf sechs Doppelplakaten, die in den Feldern zwischen Daglfing und Johanneskirchen stehen, "Stoppt SEM-Wahnsinn" zu lesen. Die Kampagne zeigt, dass sich unter Grundbesitzern im Nordosten des Stadtbezirks Bogenhausen an den Rändern zu Aschheim und Ismaning nach Jahren latenter Unzufriedenheit Widerstand gegen die geplante Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) konkretisiert.

Zwei solche Projekte verfolgt die Stadt: die SEM Nordost in Bogenhausen seit September 2011, die SEM Nord in Feldmoching erst seit diesem Februar. Im Norden will die Stadt eine etwa 900 Hektar große Fläche zwischen Ludwigsfeld, Feldmoching und der Fasanerie-Nord auf eine Bebauung hin untersuchen. Im Nordosten geht es um knapp 600 Hektar östlich der S 8-Trasse zwischen Riem, Daglfing, Englschalking, Johanneskirchen und der Stadtgrenze. Dort wird inzwischen konkret geplant: ein Viertel, in dem 30 000 Menschen wohnen und 10 000 arbeiten sollen.

Der größte Teil der Grundstücke in diesem Gebiet gehört zwar der Stadt, es gibt aber insgesamt etwa 500 private Eigentümer, große und kleine. Von ihnen ist schon seit Jahren immer wieder leises Grummeln zu hören über die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Man fühlt sich schlecht informiert, beklagt Intransparenz vermisst Gesprächsbereitschaft. Doch organisiert hat sich dieser Widerstand in all den Jahren nie, ganz anders als bei den Grundstückseigentümern in Feldmoching: Kaum hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter bekanntgegeben, dass die Gegend im Norden auf ihre SEM-Tauglichkeit untersucht werden soll, gründete sich Anfang April die Bürgerinitiative "Heimatboden München". Nach Angaben von deren Pressesprecher Josef Glasl vertritt sie etwa 220 Landwirte, Gemüsebauern und andere Grundstücksbesitzer, denen zusammen knapp 400 der 900 Hektar SEM-Gebiet um Feldmoching gehören.

Glasl betont die Kooperationsbereitschaft der Initiative: "Wir sind nicht gegen alles." Aber speziell das Verfahren der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme selbst, bei dem der Bodenpreis eingefroren wird, ist den Mitgliedern ein Dorn im Auge, weil es aus ihrer Sicht zu wirtschaftlichen Nachteilen führt. Stattdessen setzen sie sich für die sozial gerechte Bodennutzung (Sobon) ein. Der Protest in Feldmoching hat nun die Unzufriedenheit im Nordosten kanalisiert: Ende Mai kamen nach Glasls Angaben 80 bis 90 Bogenhauser Grundstückseigentümer zusammen und gründeten unter dem Dach der Bürgerinitiative Heimatboden eine eigene Sektion für die SEM im Nordosten. Synergieeffekte in der juristischen Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit wolle man nutzen. Dazu gehören die sechs Plakate in den Feldern: "München soll München bleiben", ist da zu lesen. "Gerne ohne Perlenkette und Küstenlinie." Unter diesen Namen firmieren zwei der drei Bebauungsvarianten für das Gebiet.

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