Der Film, mit dem der jüngst im Alter von 88 Jahren verstorbene Alain Delon als verführerischer Betrüger Tom Ripley 1960 den Durchbruch schaffte, heißt auf deutsch „Nur die Sonne war Zeuge“, im französischen Original „Plein Soleil“ – unter praller Sonne.
Die Maler, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts ins Dachauer Moos kamen, um hier ihre landschaftlichen Motive festzuhalten, führten ihre Pinsel dabei sicher nicht immer unter praller Sonne. Da sie aber direkt in der Landschaft, unter freiem Himmel und bei natürlichen Lichtverhältnissen arbeiteten, spricht man in der Kunstgeschichte von Pleinairmalerei, wurzelnd in „en plein air“ – „im Freien“ oder quasi „voll im Freien“.
Auf die Spuren dieser Maler und Malerinnen sowie ihrer Motive werden sich am Sonntag, 15. September, die Teilnehmer einer Radtour begeben, die die Volkshochschule im Norden des Landkreises München organisiert. Wenn dabei die Sonne scheint, wird sich keiner beschweren, indes entfaltet sich der Zauber dieser einst unwirtlichen Moor-Landschaft, die trotz vielfacher menschlicher Überformung noch einen Teil ihres einstigen Reizes erhalten hat, besonders in wechselhaften Lichtverhältnisse und Farbstimmungen der Szenerie.
Zu den wegweisenden Vertretern der Dachauer Künstlerkolonie gehörten Ludwig Dill, Adolf Hölzel und Arthur Langhammer, später auch Hermann Stockmann sowie Bernhard Buttersack, der nach seinem Umzug von Oberschleißheim nach Haimhausen um die Jahrhundertwende die dortige Künstlerkolonie gründete. Dazu gesellten sich freilich noch etliche mehr, die hier im Norden Münchens Motive suchten – partiell auch ganz große Namen wie Max Slevogt, Lovis Corinth, Max Liebermann oder Franz Marc.

Die Radtour führt von Unterschleißheim durch das Dachauer Moos, zu verschiedenen Schauplätzen, welche die Künstler damals zu großartigen impressionistischen Landschaftsgemälden inspirierte. Einige dieser Werke sind heute im Stadtmuseum in der Sammlung Graf zu sehen – eine Schenkung des in Unterschleißheim aufgewachsenen und 2023 verstorbenen Unternehmers und Kunstmäzen Manfred Graf. Er trug eine Sammlung von Werken zusammen, die im Dunstkreis der Künstlerkolonien entstanden. Sie zeigen unter anderem Unterschleißheim und seine Umgebung, bevor sich das einstige Bauerndorf zur Hightech-Stadt entwickelte und das Moos weitgehend verschwand.
Treffpunkt für die „Radtour zu den Orten der Maler“ ist am 15. September um 14 Uhr das Stadtmuseum Unterschleißheim. Die Gebühr beträgt 15 Euro. Die Anmeldung erfolgt unter www.vhs-nord.de.