CSU-Streit:Grasbrunner Déjà-vu

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Die aktuellen Querelen im CSU-Ortsverband erinnern an den Streit, der vor 13 Jahren zum Verlust der Macht im Rathaus führte. Damals stand die jetzt aus der Partei ausgetretene Gemeinderätin Ursula Schmidt gegen den abtrünnigen Bürgermeister Otto Bußjäger

Von Lars Brunckhorst

Unüberbrückbare Differenzen", "Verrat" - die Christsozialen in Grasbrunn springen nach dem parteiinternen Machtkampf um das Amt des Zweiten Bürgermeisters und dem Austritt ihrer langjährigen Fraktionssprecherin zurzeit nicht gerade zimperlich miteinander um. Es ist nicht das erste Mal, dass Mitglieder des Ortsverbands sich derart in die Wolle kriegen. Vor 13 Jahren waren sich Teile der Partei und ihr damaliger Bürgermeister Otto Bußjäger schon einmal spinnefeind - die Folge war der Verlust des Rathauses an die SPD und nurmehr die zweite Geige im Gemeinderat zu spielen.

Ende 2007 war Bußjäger, der gut fünf Jahre zuvor Nachfolger des in Grasbrunn weithin verehrten ewigen Bürgermeisters Wilhelm Dresel geworden war, aus der CSU ausgetreten. Parteifreunde warfen ihm vor, "immer selbstherrlicher, machtbewusster und beratungsresistenter" geworden zu sein, man hatte das Vertrauen in den eigenen Mann verloren, wie der Ortsvorstand erklärte. Die Rede war von einem "Männerklüngel", den Bußjäger mit seinem Stellvertreter Helmut Scheidel, ebenfalls einem CSUler, bilde und gar von "unlauteren Machenschaften".

Als Bußjäger nach seinem Parteiaustritt nicht nur eine eigene Wählergruppierung gründete, sondern entgegen ersten Dementis auch noch für diese als Bürgermeisterkandidat zur Kommunalwahl 2008 antrat, warfen ihm die einstigen Parteifreunde "Wortbruch" vor. Ursula Schmidt, die jetzt ebenfalls aus der CSU ausgetreten ist, damals aber für die Partei als Bürgermeisterkandidatin in den Wahlkampf ging, grenzte sich damals scharf gegen Bußjäger ab: Sie würde als Bürgermeisterin führen und nicht diktieren. Daraus wurde bekanntlich nichts: Von den CSU-Querelen profitierte die SPD, die in Klaus Korneder seit zwölf Jahren den Bürgermeister stellt.

Bei der Kommunalwahl am 15. März ist die CSU zwar erstmals seit dem Austritt Bußjägers wieder stärkste Fraktion im Gemeinderat geworden, wenn sie auch nicht das Bürgermeisteramt zurückeroberte; doch mit ihren eigenen Zwistigkeiten und dem daraus resultierenden Austritt von Ursula Schmidt hat sie diese Position gleich wieder verspielt. Mehr noch: Mitglieder des Ortsverbands fordern offen den Rücktritt ihres Vorsitzenden Detlef Wildenheim, dem sie vorwerfen, die langjährige Gemeinderätin und Fraktionschefin aus persönlichem Interesse ausgebootet zu haben. Durchaus möglich also, dass Schmidt nicht die einzige bleibt, die den CSU-Ortsverband Grasbrunn verlässt.

Aus der Fraktion wird dagegen wohl kaum ein weiterer austreten, die übrigen CSU-Gemeinderäte dürften bei der Wahl vergangene Woche für Wildenheim als Zweiten Bürgermeister gestimmt haben, also auch diejenigen, die mit Schmidt als Fraktionschefin die vergangene Wahlperiode zusammengearbeitet haben: Paul König und Bernhard Bauer. Der Friede und eitle Sonnenschein, den die CSU noch vor ein paar Monaten verbreitet hatte, als sie das 50-jährige Bestehen ihres Ortsverbands feierte, ist auf jeden Fall verflogen.

Nur einer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen: Michael Hagen. Der frühere Ortsvorsitzende und Bürgermeisterkandidat von 2014 verfolgte das Duell Wildenheim gegen Schmidt vorige Woche im Gemeinderat ganz gelassen als Zuschauer. Hagen, zuletzt Dritter Bürgermeister, gehört dem Gemeinderat in der neuen Wahlperiode nicht mehr an.

© SZ vom 20.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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