CSU im Wahlkampf:Von Kain bis zum Terrorismus

Lesezeit: 2 min

Joachim Herrmann sieht es als Aufgabe des Staates, "so viel Sicherheit wie möglich herzustellen". (Foto: Sebastian Gabriel)

Innenminister Herrmann greift bei Auftritt in Ottobrunn aufs Alte Testament zurück

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Joachim Herrmann hat an diesem Montagabend im Ratssaal des Ottobrunner Wolf-Ferrari-Hauses den Begriff Sicherheit bereits derart oft verwendet, dass es eigentlich keines weiteren Beweises bedurft hätte, wie sehr ihm dieses Thema am Herzen liegt. Mitten in die Rede des bayerischen Innenministers hinein wird es plötzlich laut. Vier Jugendliche haben sich ganz hinten im Saal platziert und halten selbst bemalte Plakate hoch. "Grenzpolizei um die Staatskanzlei" ist darauf zu lesen.

Der Protest aber dauert nur ein paar Sekunden - Sicherheit geht vor. Binnen Sekunden werden die Unruhestifter etwas unsanft hinauskomplimentiert. Vom Gang her ist noch zu hören, was einer von ihnen vom Minister hält. "Herrmann, Herrmann, keiner kotzt mich mehr an!"

Der Staatsminister reagiert erstaunlich gelassen und lädt die Jugendlichen sogar noch zum Dialog ein: "Diskutiert später mit mir. Das ist die richtige Form." Herrmann ist auf Einladung des CSU-Ortsverbands nach Ottobrunn gekommen. Dass auch hier der Wahlkampf bereits Fahrt aufgenommen hat, wird an der Choreografie im Sitzungssaal deutlich. Direkt neben dem Rednerpult steht ein riesiges Wahlplakat mit einem lächelnden Ernst Weidenbusch darauf, dem CSU-Landtagsabgeordneten, der am 14. Oktober wieder das Direktmandat im Stimmkreis München-Land-Nord gewinnen will. "Alles für Bayern", hat Weidenbusch neben sein Konterfei schreiben lassen. Der Haarer Weidenbusch spricht in seinem Grußwort kurz von "belebten Zeiten - auch in den Umfragen", überlässt dann aber sehr schnell das Wort dem Minister. Der habe schließlich Spannendes zu erzählen - und das sollten alle nach diesem Abend auch weitererzählen, sagt Weidenbusch.

Herrmann, qua Amt auch oberster Dienstherr aller bayerischen Städte und Gemeinden, lobt dann erst einmal deren wirtschaftliche Entwicklung. Nie seien die Steuereinnahmen der bayerischen Kommunen höher gewesen, sagt der Minister. Auch Ottobrunn sei ein Ort, "der wirtschaftlich blüht", sagt er. Das ist zwar nicht ganz falsch, angesichts der Steuerkraft - vor allem bei der Gewerbesteuer - aber auch nicht ganz richtig. Aber darum soll es ja ohnehin nicht gehen.

Beinahe im Minutentakt fällt dann das Wort Sicherheit. Vorweg sagt Herrmann: "Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Verbrechen gehören leider zur Menschheitsgeschichte. Wenn Sie es biblisch betrachten, seit Kain und Abel." Aber der Staat stehe in der Verantwortung, alles dafür zu tun, "so viel Sicherheit wie möglich herzustellen, Verbrechen zu bekämpfen und Verbrecher ihrer gerechten Strafe zu überführen". Und nirgends gelinge dies so gut wie in Bayern. Dann spannt Herrmann den großen Bogen. Von der personellen Aufrüstung der Polizei (2500 neue Stellen in den kommenden fünf Jahren) über die Bekämpfung illegaler Migration (mit der bayerischen Grenzpolizei) zur Terrorbekämpfung und dem Schutz der EU-Außengrenzen.

Der Minister legt aber auch ein klares Bekenntnis ab. "Ich bin ein glühender Europäer", sagt Herrmann. "Die EU ist die größte Errungenschaft der jüngeren Vergangenheit. Das müssen wir uns immer wieder klar machen und dafür eintreten."

Dann tritt der Minister in den Dialog mit den mehr als hundert Gästen ein, beantwortet Fragen zum umstrittenen Polizeiaufgabengesetz, zu den Ankerzentren, dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren, zur Entwicklungshilfe. Ohne die vier Jugendlichen.

© SZ vom 08.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: