Coronavirus im Landkreis:Immunisierung läuft nur schleppend an

Coronavirus im Landkreis: Zunächst wird nur in Alten- und Pflegeheimen im Landkreis geimpft.

Zunächst wird nur in Alten- und Pflegeheimen im Landkreis geimpft.

(Foto: Claus Schunk)

Weil der Landkreis nicht entsprechend seiner Bevölkerung mit Impfdosen versorgt wurde, kommt es zu Verzögerungen.

Von Iris Hilberth

Die Impfungen gegen das Coronavirus sind vor drei Tagen angelaufen, doch die Immunisierungsaktion kommt im Landkreis München nur schleppend voran. Denn mit den bislang eingetroffenen Impfdosen kommt man in der bevölkerungsstarken Region nicht weit. Wie in allen Landkreisen in Deutschland konnten die mobilen Impfteams zum Start mit nur 100 Dosen ausrücken. Am Dienstag erfolgte nun die zweite Lieferung, die immerhin 975 Ampullen enthielt. Damit ist das Landratsamt aber immer noch weit davon entfernt, alle Bewohner zu impfen, die der ersten Gruppe zugerechnet werden und daher Vorrang haben. Denn im Landkreis leben insgesamt 23 000 Menschen über 80 Jahre, 3700 von ihnen in Altenheimen.

"Oberste Priorität haben die Pflegeeinrichtungen", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) bei einer Video-Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Zwar sei das Infektionsgeschehen auch in den Heimen derzeit stabil, allerdings auf einem hohen Niveau. Aktuell sind 194 Bewohner in 16 Einrichtungen infiziert, zudem haben sich auch 119 Mitarbeiter angesteckt. Zunächst sollen daher ein großer Teil der 3700 Heimbewohner und noch mal so viele Mitarbeiter geimpft werden. Die zu Hause lebenden Senioren bittet der Landrat daher noch um etwas Geduld.

Dass das Landratsamt zunächst damit geworben hatte, vom 27. Dezember an bereits Termine in den Impfzentren Oberschleißheim, Haar und Oberhaching zu vergeben - was derzeit noch nicht der Fall ist - liegt laut Jörg Spennemann, Bereichsleiter im Landratsamt, an der Fehlinformation, der Landkreis München würde von Anfang an mit mehr Impfdosen, nämlich knapp tausend, versorgt. "Die Pläne, die wir gemacht hatten, waren viel zu optimistisch", gibt er zu. Unweigerlich hatte dies zu einigem Unmut bei älteren Landkreisbewohnern geführt, die gerne bereits einen Termin vereinbart hätten. Vor allem, weil sie zunächst online ihre Daten eingegeben hatten, um dann zu erfahren, dass es keine Termine gibt. Mittlerweile ist das vom Impfwilligen auszufüllende Formular auf der Webseite des Landratsamtes ausgeblendet, so lange keine Termine buchbar sind. Laut Landrat wird dies dann etwa von Mitte Januar an möglich sein.

Bis Jahresende erhält der Landkreis noch circa 2300 Impfdosen. Neben den Senioren und Mitarbeitern in Altenheimen zählt zur ersten Kategorie auch noch das medizinische Personal in den Krankenhäusern. Im Landkreis sind dies die Wolfart-Klinik in Gräfelfing, die Urologische Klinik in Planegg und die Isar-Amperklinik Haar, wo insgesamt 2000 Menschen arbeiten. Außerdem müsse geprüft werden, inwiefern auch Hausärzte, Kinderärzte und Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, die viel mit Covid-19-Fällen in Berührung kämen, Vorrang hätten, so der Landrat.

Unterdessen wurden die Impfungen im Gräfelfinger Caritas-Altenheim St. Gisela fortgesetzt. Das Einsatzteam des Bayerischen Roten Kreuzes sollte 128 Personen impfen. "Es werden natürlich nicht alle Bewohner geimpft, es besteht ja keine Impfpflicht", sagte der Landrat. Bei manchen Menschen gebe es auch Dispositionen, die eine Impfung nicht zuließen. "Und wer positiv getestet ist, wird natürlich auch nicht geimpft", sagte Göbel. So wird das Landratsamt im kommenden Jahr dazu übergehen, parallel zu den Heimen mit den Impfungen in den Zentren zu beginnen. Auf einen genauen Zeitplan will sich der Landrat nicht festlegen. "Wir wissen einfach nicht, wie schnell wir die Zahl der Impfungen hochfahren können." Das Landratsamt sei aber dabei, Impfpläne zu erstellen. Auch ein Schreiben der Behörde mit Informationen über den Ablauf werden die Senioren jetzt schon erhalten.

Im Moment müssen Bürger aus dem Würmtal, die über 80 Jahre alt sind und noch zu Hause wohnen, nach Unterschleißheim ins Impfzentrum am Volksfestplatz fahren, sobald sie einen Termin haben. Derzeit ist für die Gemeinden Gräfelfing, Planegg und Neuried noch kein eigenes Impfzentrum im Würmtal eingerichtet. Um ihnen aber möglichst bald die 36 Kilometer lange Fahrt in den nördlichen Landkreis zu ersparen, soll in Planegg ein vierter Standort zum Impfen eingerichtet werden. Das bestätigte Landrat Christoph Göbel (CSU) bereits vergangene Woche in einer Videokonferenz. Ursprünglich war Neuried vorgesehen. Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger hat Göbel zwei Standorte in Planegg angeboten, dort könnten Container aufgestellt werden.

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