Impfzentren:"Wir sind bereit"

Ein Besuch beim Malteser Hilfsdienst zeigt: Der Aufbau der Impfzentren liegt im Zeitplan. Nach Haar, Unterschleißheim und Oberhaching könnten weitere Anlaufstellen folgen

Von Sabine Wejsada, Haar

Die Neuansteckungen mit dem Coronavirus nehmen zu, die Zahl der Covid-Toten erreicht traurige Höchststände und die ganze Welt setzt ihre Hoffnungen in die Impfungen, um eine weitere Ausbreitung der Pandemie in Schach halten zu können: Im Landkreis München sind von diesem Dienstag, 15. Dezember, an zwei der geplanten Impfzentren einsatzbereit, in denen sich die Bevölkerung gegen Corona immunisieren lassen können, wenn die Vakzine zugelassen sind. In Unterschleißheim ist das Bayerische Rote Kreuz für die Station zuständig, in Haar sind es die Malteser. Das Zentrum in Oberhaching folgt in ein paar Tagen und wird von den Johannitern verantwortet.

Den Betrieb in der Haarer Einrichtung hat das Landratsamt an den Malteser Hilfsdienst vergeben. Der Hilfsdienst ist bereits seit Monaten für die Teststation des Landkreises in einem Gebäude auf dem ehemaligen Gelände des Bundesnachrichtendienstes (BND) an der Wasserburger Straße 43 bis 47 verantwortlich. Dort haben Projektleiter Alexander Brandstaeter und mehr als zehn seiner Kollegen ein weiteres Haus bezogen und am Wochenende mit allem Nötigen ausgestattet. Seit Samstag in der Früh wurden Markierungen angebracht, Hygieneständer aufgestellt, das Lager und ein Sozialraum eingerichtet. Im Tresor, der früher vom BND für Geheimsachen genutzt wurde, sind die zwei Kühlschränke verstaut worden, in denen einmal der wertvolle Impfstoff gelagert werden muss.

Mehr als 20 Räume stehen dem Hilfsdienst in dem Gebäudekomplex zur Verfügung; im Erdgeschoss haben die Malteser zehn Impfzimmer vorbereitet: In jedem Raum stehen eine Liege, ein Schreibtisch und ein Stuhl, es gibt ein Waschbecken und wo ein Teppichboden lag, musste Linoleum verlegt werden. Für den Fall, dass einem Patienten nach dem Piks übel wird und man putzen muss. Ob auch der erste Stock für das Impfzentrum genutzt werden wird, steht noch nicht fest.

Impfzentren: Aufbau des Impfzentrums auf dem ehemaligen BND-Gelände in Haar: Am Wochenende haben die Malteser das Gebäude an der Wasserburger Straße mit allem Nötigen ausgestattet - Markierungen angebracht, Hygieneständer aufgestellt, das Lager und einen Sozialraum eingerichtet.

Aufbau des Impfzentrums auf dem ehemaligen BND-Gelände in Haar: Am Wochenende haben die Malteser das Gebäude an der Wasserburger Straße mit allem Nötigen ausgestattet - Markierungen angebracht, Hygieneständer aufgestellt, das Lager und einen Sozialraum eingerichtet.

(Foto: Claus Schunk)

"Der Aufwand ist ein großer", sagt Brandstaeter. Größer als jener bei der Teststation. Impfen ist eben etwas anderes als Testen. Wer sich immunisieren lassen will gegen Corona, der braucht ein Aufklärungsgespräch, nach der Spritze müssen die Patienten noch gut 30 Minuten lang auf einer Liege ruhen, ehe sie wieder nach Hause gehen oder fahren. Brandstaeter rechnet damit, dass pro Impftermin eine Stunde angesetzt werden sollte. Wie viele Mitarbeiter im Zentrum beschäftigt sein werden, ist augenblicklich noch nicht klar. Brandstaeter geht jedoch davon aus, "dass 20 Mann das Minimum sind". Immerhin muss nicht nur geimpft werden, auch die Verwaltung des Zentrums, die Abwicklung der Termine und die Notwendigkeit, die wohl für das ganze Land einheitliche Software am Laufen zu halten, binden Arbeitskraft. Die Kaffeemaschine für das Personal war so ziemlich die erste Gerätschaft, die in das Gebäude gebracht wurde.

"Wir freuen uns, dass wir den Zuschlag für das Impfzentrum in Haar erhalten haben", so Brandstaeter. Der Auftrag läuft bis mindestens Ende Juni des nächsten Jahres. Wie viele Menschen in dem Zentrum in Haar täglich geimpft werden können, hängt freilich von der Verfügbarkeit des Impfstoffes ab: Derzeit gehen die Malteser von bis zu 350 Personen pro Tag aus, die Zahl könne aber bei Bedarf erhöht werden. Die Malteser nutzen auf dem Gelände an der Wasserburger Straße zwei Gebäudekomplexe, die komplett unabhängig voneinander betrieben werden. "So können wir die Bürger, die sich testen lassen wollen, direkt von den Impf-Interessenten trennen", versichert der Projektleiter.

Die Vorbereitungen zum Aufbau der Impfzentren laufen im Landkreis München seit Wochen auf Hochtouren: Wann es tatsächlich losgehen kann, hängt maßgeblich davon ab, wann der Impfstoff ausgeliefert wird. Neben Haar, Unterschleißheim und Oberhaching gibt es Planungen für zwei zusätzliche Anlaufstellen im Würmtal und im nordöstlichen Landkreis - im Gespräch sind Ismaning oder Unterföhring als Standort. Diese sollen nach Angaben des Landratsamtes aber erst in einem zweiten Schritt realisiert werden und in Betrieb gehen, wenn absehbar ist, dass größere Mengen Impfstoff bereit stehen. Weil gerade ältere und kranke Menschen die Impfung am dringendsten benötigen, aber eine Vielzahl von ihnen nicht zu einer der drei Impfstationen kommen kann, wird es mobile Impfteams geben. Sie kommen dann zu den Patienten nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung. Jeweils bis zu drei Teams pro Zentrum sollen das Vakzin mobil verabreichen können.

Impfzentren: Projektleiter Alex Brandstaeter zeigt den alten Tresorraum mit Kühlschränken als künftiges Impfstofflager.

Projektleiter Alex Brandstaeter zeigt den alten Tresorraum mit Kühlschränken als künftiges Impfstofflager.

(Foto: Claus Schunk)

Da der Impfstoff in der Anfangsphase nur eingeschränkt verfügbar sein dürfte, wird es eine bundesweite Festlegung geben, welche Personengruppen nacheinander zu impfen sind. Dem Vernehmen nach sollen zunächst besonders vulnerable Personengruppen und medizinisches Personal immunisiert werden. Eine endgültige Entscheidung über die Priorisierung ist noch nicht getroffen. Klar ist, dass die Impfung für alle kostenlos sein wird. Allerdings kann niemand ohne Terminabsprache in eines der Impfzentrum kommen. Für das Zeitmanagement wird den Impfzentren eine bundesweit zum Einsatz kommende Software zur Verfügung gestellt, über die sowohl die Vergabe der Termine für die Erst- als auch für die Nachimpfungen verwaltet werden kann, wie es aus dem Landratsamt heißt.

"Ich bin sehr froh, dass wir gleich in der Anfangszeit mit drei Impfzentren und zusätzlichen mobilen Einheiten starten können", sagt Landrat Christoph Göbel (CSU). "Dank der Kooperationsbereitschaft der Kommunen, der Flexibilität der beauftragten Wohlfahrtsverbände und nicht zuletzt durch den Einsatz der Landkreisverwaltung, die von Konzeption über Ausschreibung und Einrichtung der Zentren, den Aufbau in kürzester Zeit aufs Gleis gebracht hat, sind wir gut vorbereitet und einsatzbereit, sobald der Impfstoff ausgeliefert wird." Und Alexander Brandstaeter von den Maltesern ergänzt: "Die Infrastruktur steht, wir sind bereit."

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