Coronavirus im Landkreis München:Zwei weitere Todesfälle und knapp 200 Neuinfektionen

Coronavirus im Landkreis München: Das Ismaninger Bürgerstift ist von einem Corona-Ausbruch betroffen. 34 Mitarbeiter und Bewohner sind positiv getestet worden.

Das Ismaninger Bürgerstift ist von einem Corona-Ausbruch betroffen. 34 Mitarbeiter und Bewohner sind positiv getestet worden.

(Foto: Claus Schunk)

Die Covid-Lage bleibt ernst. Die Zahl der positiven Tests steigt über das Wochenende nicht zuletzt wegen der Corona-Ausbrüche in Ismaning

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Am Wochenende sind die Infektionszahlen mit dem Coronavirus im Landkreis München wieder nach oben geschnellt. Nach 71 dokumentierten Neuansteckungen von Freitag auf Samstag meldete das Landratsamt am Sonntag 120 weitere binnen 24 Stunden. Mit verantwortlich für diesen hohen Wert ist der Corona-Ausbruch im Ismaninger Awo-Seniorenzentrum Bürgerstift; dort grassiert das Virus seit Mitte der vergangenen Woche, Dutzende Bewohner und Mitarbeiter sind infiziert. Allein auf Ismaning entfallen 33 der für den Landkreis insgesamt nachgewiesenen 191 Fälle vom Wochenende.

Der wichtige Sieben-Tage-Inzidenzwert ist indes am Sonntag leicht zurückgegangen. Am Samstag lag er laut Robert-Koch-Institut (RKI) im Landkreis München noch bei 168,9, am Sonntag dann bei 155,5. Die Inzidenz bleibt damit weiterhin auf einem stabil hohen Niveau. Dies liegt auch daran, dass Anfang vergangener Woche am Montag (43 neue Fälle) und Mittwoch (47) zwar vergleichsweise wenig bestätigte Neuinfektionen angezeigt worden waren, der Dienstag aber mit 143 Neuansteckungen einen Rekordwert bereithielt. Auch die 120 Neuansteckungen von Samstag auf Sonntag stellen einen Ausreißer nach oben dar, da über das Wochenende in der Regel weniger Fälle gemeldet werden und die Testkapazitäten in den Laboren deutlich geringer ausfallen als werktags.

Die Gemeinde Ismaning und der Corona-Ausbruch im Bürgerstift sind indes nicht allein für den hohen Wert verantwortlich; auch aus der Gemeinde Haar wurde am Sonntag mit 18 Neuansteckungen ein sehr hoher Wert gemeldet, in Höhenkirchen-Siegertsbrunn waren es sieben, in Neubiberg sechs. Hinzu kommt, dass sich das Infektionsgeschehen am Wochenende - von den Ausnahmefällen Ismaning und Haar - über den kompletten Landkreis verteilt hat. Aus allen 29 Städten und Gemeinden stehen dokumentierte Neuinfektionen in der Statistik. Am Sonntag waren insgesamt 645 Menschen aktuell infiziert.

Von Freitag auf Sonntag sind zudem zwei neue Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Landkreis hinzugekommen. Bei den Verstorbenen handelt es sich um einen Mann Mitte 90 und eine Frau Anfang 80, beide hatten Angaben des Landratsamtes zufolge Vorerkrankungen. Damit liegt die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Covid-19- Erkrankung bei 102. Seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr haben sich (Stand: Sonntag, 14 Uhr) insgesamt 5367 Menschen im Landkreis nachweislich mit dem Virus angesteckt, insgesamt 4620 Menschen gelten als statistisch genesen.

Neben dem Bürgerstift ist in Ismaning auch eine Arbeiterunterkunft massiv von einem Corona-Ausbruch betroffen. Nach bestätigten Fällen steht die Herberge, in der 80 Männer wohnen, komplett unter Quarantäne. Im Bürgerstift sind bis Samstagabend 34 Bewohner und Mitarbeiter positiv getestet worden; Stand Sonntagabend, sagte Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich (SPD), seien keine weiteren Ansteckungen im Awo-Seniorenzentrum mehr hinzugekommen. Die Gemeinde ist insgesamt hart getroffen, unterdessen befinden sich weit mehr als 400 Menschen aktuell in Quarantäne.

Wie ernst die Lage tatsächlich ist, hatte Landrat Christoph Göbel (CSU) deutlich gemacht, der Ende vergangener Woche erklärte, in den Münchner Kliniken, in denen innerhalb des Rettungszweckverbandes auch Betten für Menschen aus dem Landkreis freigehalten werden, seien die Intensivbetten mit Sauerstoffversorgung bereits zu 90 Prozent ausgelastet. Auch der Mediziner Oliver Abbushi aus Oberhaching, der im Katastrophenfall Versorgungsarzt war und derzeit die hausärztliche Versorgung im Landratsamt koordiniert, warnte vor der Gefährlichkeit des Virus und sagte, die Lage in den Münchner Kliniken sei "angespannt". Wenn die Situation ohne Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie weiterlaufen würde, stünden Intensivmediziner bald vor der Entscheidung, welche Patienten beatmet werden und welche nicht. Diese Triage gelte es zu verhindern. Dabei spielten die Hausärzte und das medizinische Personal eine entscheidende Rolle, so Abbushi, schließlich verhinderten sie, dass die Krankenhäuser überquellen. Die Ärzte leisteten einen wichtigen Beitrag bei Testungen in Seniorenheimen oder an den Teststationen. Er machte aber auch deutlich: "Die Belastungen für die Hausarztpraxen sind enorm und es fehlt an Personal." Mit viel Kreativität der Ärzte und der Mitarbeiter sei die Situation aber beherrschbar.

Die Fallzahlen über das Wochenende: Aschheim (9), Aying (3), Baierbrunn (3), Brunnthal (1), Feldkirchen (1), Garching (4), Gräfelfing (4), Grasbrunn (6), Grünwald (5), Haar (25), Hohenbrunn (4), Höhenkirchen-Siegertsbrunn (10), Ismaning (33), Kirchheim (5), Neubiberg (7), Neuried (3),Oberhaching (5), Oberschleißheim (7), Ottobrunn (15), Planegg (4), Pullach (2), Putzbrunn (11), Sauerlach (1), Schäftlarn (1), Straßlach-Dingharting (2), Taufkirchen (4), Unterföhring (3), Unterhaching (3), Unterschleißheim (6).

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