Süddeutsche Zeitung

Coronavirus im Landkreis München:Nur sechs Einwohner in Klinik eingewiesen

Landrat Göbel führt die geringe Hospitalisierung auf eine hohe Impfquote zurück

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Landrat Christoph Göbel (CSU) kann die Impfquote im Landkreis München zwar nicht beziffern, geht aber davon aus, dass es gelungen ist, "einen hohen Impfstatus" zu erreichen. Grundlage dieser Annahme, das machte der Landrat am Freitag in seinem wöchentlichen Corona-Pressegespräch deutlich, sei die geringe Hospitalisierungsrate im Landkreis, die deutlich unter der bayernweiten liegt. Im Landkreis betrug diese am Freitag 1,72, das bedeutet, dass sechs Menschen aus dem Landkreis in der vergangenen Woche wegen Covid 19 in Kliniken behandelt werden mussten. Im gesamten Freistaat lag die Hospitalisierungsrate am Freitag bei 8,7, insgesamt 1141 Patienten waren demzufolge in den vergangenen sieben Tagen in stationärer Behandlung.

"Ich kann mir die niedrige Rate nur mit einem höheren Impfschutz erklären", sagte Göbel und fügte hinzu, anders als bei der Zahl der Neuinfektionen gebe es bei der Hospitalisierung keine Dunkelziffer. "Die Zahlen sind nicht falsch." Wie hoch genau die Impfquote im Landkreis ist, kann das Landratsamt dagegen nicht angeben. Zwar werden die Impfungen statistisch erfasst - Stand Freitag waren es im Landkreis mehr als 521 000 - aber es wird nicht erhoben, wer sich wo immunisieren lässt.

Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, hat im Landkreis München zudem in den vergangenen zwei Wochen deutlich an Fahrt aufgenommen. Lagen die Zahlen Anfang November noch bei etwa 300 bis 400 Immunisierungen am Tag, werden mittlerweile im Impfzentrum in Haar, bei Sonderaktionen wie den Impfbus-Fahrten und in Praxen wieder mehr als 1200 Impfungen täglich verabreicht. Landrat Christoph Göbel (CSU) sprach vor der Presse von einer erfreulichen Entwicklung angesichts von "20 000 Impfungen in zwei Wochen". Allerdings liegt der Anteil der Auffrischungen derzeit bei etwa 60 bis 70 Prozent, wenn auch "stark schwankend", wie es aus dem Landratsamt heißt.

Dennoch steigt dem Landrat zufolge auch die Bereitschaft zur Erstimpfung, wie der enorme Andrang bei den bisher vier Impfbus-Aktionen gezeigt habe. An diesen hatte es aber auch vor allem in sozialen Medien Kritik gegeben, weil Impfwillige wie etwa in Planegg und Unterschleißheim teils stundenlang im Freien in der Schlangen stehen mussten. Göbel sagte, er habe Verständnis für den Unmut, daher würden von kommender Woche an auch die Kapazitäten weiter hochgefahren - mit finanzieller Unterstützung durch die Staatsregierung. Diese habe mittlerweile die Freigabe weiterer Mittel erteilt, um mehr Impfungen anbieten zu können.

Konkret wird von Montag an ein zweiter Impfbus auf Tour gehen, die Drive-in-Impfstation an der Jochen-Schweizer-Arena wieder in Betrieb gehen und auch die Johanniter und das BRK als ehemalige Betreiber der mittlerweile geschlossenen Impfzentren in Oberhaching sowie Unterschleißheim mit der Außenstelle Planegg werden vor allem für mobile Impfungen wieder mit ins Boot geholt. Zudem solle mit Blick auf den Winter verstärkt in "festen Gebäuden" geimpft werden; hierfür werde die Abstimmung mit den Kommunen gesucht. Auch der Aufbau eines "dezentralen Impfzentrums" neben dem bestehenden Impfzentrum in Haar komme wieder in Frage, kündigte Göbel an. Er untermauerte zudem erneut seine Forderung nach einer allgemeinen, bundesweiten Impfpflicht, der sich am Freitagnachmittag auch Ministerpräsident Markus Söder anschloss.

Unterdessen nehmen die Infektionszahlen zu, am Freitag erreichte die Zahl der aktuell Infizierten mit 2979 einen neuen Höchststand. Auch in den Alten- und Pflegeheimen steigen die Infektionszahlen: Am Freitag registrierte das Landratsamt 24 infizierte Bewohner sowie 23 Mitarbeiter. Die Kapazitäten in den Krankenhäusern im Rettungszweckverband, dem der Landkreis und die Stadt München angehören, bezeichnete Göbel als ausreichend.

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SZ vom 20.11.2021
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