Coronavirus im Landkreis München:Landratsamt kämpft wieder mit Daten-Problem

Corona-Lage im Landkreis

Aktuell Vgl. Di.

Infizierte gesamt: 14 754; + 24

Infizierte ges. mit Mutanten: 2 394; + 19

Infizierte aktuell: 517 ; - 72

Tote gesamt: 287; + 0

Menschen mit 1. Impfung: 121 811; + 4 260

davon haben 2. Impfung: 34 887; + 558

Impfungen insgesamt: 156 698; + 4 818

Schulen in Quarantäne: 1; + 0

Sieben-Tage-Inzidenz: 48,5; 63,1

Quelle: Landratsamt Münche

Behörde kann den zweiten Tag in Folge keine aktuellen Infektionszahlen nennen. Impfungen erreichen Rekordwert

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Das Landratsamt hat auch am Freitag keine neuen Infektionszahlen herausgeben können. Grund sind erneute technische Probleme bei der Verknüpfung der hauseigenen Systeme mit der Software Sormas, die deutschlandweit zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen nach Corona-Infektionen eingeführt wird. Das neue Programm sollte eigentlich bereits an Christi Himmelfahrt aufgespielt werden; für den Feiertag hatte die Behörde deshalb auch angekündigt, keine Fallzahlen herausgeben zu können. Nun fehlen zwei komplette Tage in der Erfassung, was zur Folge hat, dass die vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlichte und maßgebliche Sieben-Tage-Inzidenz auch am Samstag nicht stimmen wird. Am Freitag war sie laut RKI auf 48,5 gesunken, nach 63,1 am Vatertag.

Etwa um diesen Wert hätte sie sich auch am Freitag bewegt, sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) in seinem wöchentlichen Corona-Pressebriefing. Ob an diesem Wochenende aktuelle Zahlen veröffentlicht werden und die noch fehlenden nachgereicht werden können, war laut einer Sprecherin im Landratsamt am Freitagabend noch nicht abzusehen. Sie traue sich hier keine valide Einschätzung zu. Dennoch gab es auch eine gute Nachricht: Die Zahl der Erstimpfungen erreichte über den Donnerstag mit 4260 Piksern am Tag einen neuen Rekordwert.

Bei den Impfungen in den Haus- und Facharztpraxen, die Landrat Göbel als "den Hebel" der Impfkampagne bezeichnet, liegt der Landkreis München indes etwas unter dem bayernweiten Schnitt und auch hinter der Landeshauptstadt. Stand Freitag haben die Hausärzte im Landkreis bisher etwas mehr als 37 000 Impfungen verabreicht, das entspricht 23,8 Prozent aller bisher erfolgten Impfungen. In München - wie auch in ganz Bayern - liegt der Wert bei etwa 26 Prozent.

Er habe die Vermutung, so Göbel, dass sich viele Menschen aus dem Landkreis bei Haus- und Fachärzten in der Stadt impfen ließen; er selbst kenne als Gräfelfinger zahlreiche Menschen aus dem Würmtal, die für die Impfung in den Landkreis Starnberg fahren. Wie viele Ärzte im Landkreis München impfen, ist dem Landratsamt nicht bekannt. Göbel kündigte an, noch einmal einen Anruf an alle niedergelassenen Mediziner zu starten, sich an der Impfkampagne zu beteiligen.

Denn nur wenn noch mehr Ärzte impften, werde auch mehr Impfstoff in den Landkreis geliefert, sagte Göbel. Die Rechnung ist dabei einfach: Die Liefermengen für die vier Impfzentren sind entsprechend des Bevölkerungsanteils gedeckelt; er selbst, so Göbel, könne daher auch nicht mehr Vakzine bestellen. Der Landrat befürwortet daher die von kommenden Montag an geltende Aufhebung der Priorisierung in den Arztpraxen.

Diese Aufhebung sieht indes der Unterschleißheimer Hausarzt Friedrich Kiener mehr als kritisch. Den Menschen werde von der Politik vorgegaukelt, dass ausreichend Impfstoff vorhanden sei, sagte Kiener am Freitag der SZ. "Aber das ist nicht so. Ich bin es leid. Seit zwölf Wochen höre ich immer wieder: Nächste Woche kommen Millionen Dosen an Impfstoff. Aber es ist immer noch zu wenig da."

200 Dosen dürften Kiener und seine drei Kollegen für ihre Praxis in der Woche bestellen, was sie auch tun. "Das höchste waren 136 Dosen, in dieser Woche waren es 36", schildert der Hausarzt. "Der Schwarze Peter wird wieder einmal den Hausärzten zugeschoben." Als die Priorisierung aufgehoben wurde, seien sofort 20 Leute vor der Praxis gestanden. "Denen mussten wir natürlich sagen, dass wir zu wenig Impfstoff haben. Daraufhin wurden meine Mitarbeiter beschimpft." Kiener macht aus seiner Wut keinen Hehl. "Wir haben Wahlkampf. Und die Politik ist froh, wenn die Menschen alles vergessen, wenn es wie im letzten Jahr wieder ein lockerer Sommer wird", sagt der Unterschleißheimer. Im Herbst könnte dann die Überraschung groß sein. "Dann", warnt Kiener, "steht die Politik da und stellt fest: Huch, dieses komische Virus ist wieder da."

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