Süddeutsche Zeitung

Coronavirus im Landkreis München:Der Druck auf Ungeimpfte wächst

Von diesem Montag an gibt es keine kostenlosen Corona-Schnelltests mehr. Während private Stationen wie jene an der Schweizer-Arena unverändert in Betrieb bleiben, dürfen die landkreiseigenen Zentren keine kostenpflichtigen Abstriche anbieten

Von Stefan Galler, Landkreis

Nun ist sie also vorbei, die Zeit der kostenlosen Corona-Schnelltests. Die Bundesregierung erhöht damit den Impfdruck, will mehr Menschen dazu bringen, sich immunisieren zu lassen, um damit auch langfristig die Infektionszahlen in den Griff zu bekommen. Da stellt sich die Frage, welche Auswirkungen diese veränderten Voraussetzungen auf die Teststationen im Landkreis München haben.

Beispielsweise auf den Drive-In der Jochen-Schweizer-Arena am Haidgraben an der Ortsgrenze zwischen Ottobrunn und Taufkirchen. So richtig Leerlauf gab es in den vergangenen Wochen und Monaten hier eigentlich nie. Etwa am vergangenen Freitag, dem letzten Werktag, an dem sich jeder kostenlos testen lassen kann: Kaum haben die Mitarbeiter an der Corona-Teststation die Warteschlage der Autofahrer abgearbeitet, biegt schon der nächste Wagen um die Kurve. Und gerade am Mittag sind auch ein paar weitere ungeimpfte Testwillige da, die ihre Fahrzeuge bereits abgestellt haben und sich zu Fuß einen Test holen, um Zugang zu "Schweizer's Kitchen", dem Restaurant auf dem Erlebnisareal, zu erhalten. Sander Kan, Mitarbeiter der Schweizer Arena, der normalerweise auf den Klettergerüsten herumkraxelt und Hobby-Abenteurer dabei unterstützt, nicht ins Fangnetz zu plumpsen, ist ganz schön am Rödeln: "Langeweile haben wir hier nicht", sagt der Niederländer, täglich kämen etwa 250 bis 300 Menschen, die einen Antigen-Schnelltest benötigen. Kan ist Teil eines Teams von mehr als einem Dutzend Angestellten der Schweizer Arena, die sich zu Corona-Testern haben ausbilden lassen. Er erwartet schon, dass der Andrang nachlassen wird, wenn sich herumspricht, dass man nun für einen Schnelltest hier 19 Euro abdrücken muss (die Kosten für PCR-Tests von 79 Euro und Antikörper-Tests von 39 Euro bleiben übrigens unverändert). Dennoch werde man vorerst an den bisherigen Öffnungszeiten festhalten, erläutert Kan, diese sind werktags von 7 bis 19 Uhr und samstags und sonntags von 12 bis 19 Uhr.

Etwa 20 Euro kosten die Antigentests künftig bei den verschiedenen Apotheken und Stationen, die Preise schwanken leicht. Umsonst gibt es den Abstrich nur noch für jene Personen, die als "vulnerable Gruppen" definiert wurden, etwa Kinder, die das zwölfte Lebensjahr noch nicht vollendet haben, Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel, Personen, die an klinischen Studien zur Wirksamkeit von Impfstoffen gegen Covid-19 teilnehmen und jene, die aus medizinischen Gründen nicht gegen Corona geimpft werden können. Bis zum 31. Dezember können sich noch Schwangere zu jedem Zeitpunkt der Schwangerschaft und Heranwachsende zwischen 12 und 18 Jahren kostenlos testen lassen, dann fallen auch sie aus den Ausnahmen heraus.

Und die Ausnahmen dürften künftig das bevorzugte Klientel der lokalen Testzentren des Landkreises werden. Hier bleibt man vorerst bei den bisherigen Öffnungszeiten, allerdings dürfte sich die Arbeit in den nächsten Tagen und Wochen deutlich reduzieren. Es dürfen nämlich von diesem Montag an keine kostenpflichtigen Tests mehr in den landkreiseigenen Testzentren ausgeführt werden, wie das Landratsamt mitteilt. Die Möglichkeiten, auch der Abrechnung, seien durchaus gegeben, sagt Christoph Breitfeld vom Testzentrum in Unterschleißheim. "Wir könnten das darstellen, aber wir dürfen schlichtweg keine kostenpflichtigen Tests anbieten", sagt er. Deshalb werden hier von diesem Montag an nur noch jene Personen aus den vulnerablen Gruppen getestet, denen ein kostenloser Test zusteht. "Eigentlich ist der Sinn eines Testzentrums doch, dass wir testen", sagt ein Mitarbeiter aus Unterschleißheim, der namentlich nicht genannt werden will, und klingt etwas ratlos. So aber sei man damit beschäftigt, Leute wegzuschicken. "Und das kommt gar nicht gut an, das haben wir schon bei einigen Nachfragen in der letzten Woche erfahren müssen."Die kostenpflichtigen Tests zielten vor allem auf Ungeimpfte.

In den Apotheken ändert sich dagegen mit der Umstellung auf die kostenpflichtigen Tests nicht viel, wie Iris Imhoff von der Katharinen-Apotheke in Unterhaching, erläutert: Das Zelt vor den Geschäftsräumen bleibe in Betrieb, die Terminabsprache laufe auch weiterhin vor allem über das Internet. Nur dass fortan eben bezahlt werden muss, nämlich 17,50 Euro, sofern der Getestete per PayPal bezahlt und 20 Euro bei Barzahlung. Dieser Preis gelte künftig auch für Personen, die keinen Wohnsitz in Deutschland hätten. Bisher waren diese mit 25 Euro zur Kasse gebeten worden. Was den Effekt der Änderung angeht, so ist Apothekerin Imhoff durchaus optimistisch: "Ich denke schon, dass einige Leute jetzt nachziehen werden und sich impfen lassen, um zu verhindern, dass sie ständig fürs Testen bezahlen müssen", sagt sie. Bis zu diesem Wochenende habe es jedenfalls bei der Zahl der kostenlosen Testungen keinen Abbruch gegeben. "Die Nachfrage war immer sehr hoch, wir waren ständig ausgelastet."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5435423
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 11.10.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.