CoronavirusDie Todesfälle häufen sich

Lesezeit: 2 Min.

Viele Corona-Patienten aus dem Landkreis werden vor ihrem Tod in Münchner Krankenhäusern versorgt.
Viele Corona-Patienten aus dem Landkreis werden vor ihrem Tod in Münchner Krankenhäusern versorgt. (Foto: Florian Peljak)

Nachdem im Sommer drei Monate lang niemand im Landkreis mit Covid-19 gestorben ist, liegen die Zahlen nun so hoch wie im Vorjahr. Das Gesundheitsamt vermutet einen Zusammenhang mit dem Oktoberfest. Verlässliche Daten gibt es aber nicht.

Von Iris Hilberth, Landkreis München

Den Sommer über schien es, als habe Corona seinen Schrecken verloren. Zwar kannten die meisten Leute jemanden, der gerade erkrankt war oder hielten selbst ein positives Testergebnis in den Händen. Doch Todesfälle gab es im Landkreis München lange keine mehr. Am 8. Juni meldete das Landratsamt zwei, danach registrierte es erst wieder im September Verstorbene, die mit dem Virus infiziert waren. In den vergangenen Wochen aber häufen sich wieder die Todesnachrichten, insgesamt beklagt man im Landkreis inzwischen 409 Tote - 238 Männer und 171 Frauen - jeder und jede von ihnen gestorben an oder mit dem Virus. Beides ist möglich, aber genau weiß man das nach bald drei Jahren Pandemie in der Behörde fast nie.

"Ja, es sind wieder mehr als im Sommer, und es ist nicht etwa eine Einrichtung betroffen, sondern es kommen immer wieder ganz verschiedene Fälle dazu", bestätigt Landratsamts-Sprecherin Franziska Herr die Meldungen der vergangene Tage. Am Dienstag zählte die Behörde drei Männer und eine Frau im Alter von Anfang 80 bis Anfang 90, am Montag vier Männer und zwei Frauen im Alter von Ende 50 bis Mitte 90, die mit dem Virus infiziert waren und gestorben sind. In den Tagen zuvor waren es mal zwei, mal drei oder auch mal vier gewesen. Es sei allerdings nicht so, dass es etwa in der Kommunikation, also in der Weitergabe der Fälle wieder mal ein Problem gegeben hätte, wie es während der Pandemie im Landratsamt schon mal vorgekommen war, weshalb dann nach längerer Pause plötzlich sehr viele Todesfälle bekannt wurden. "Es gab ein paar kleinere Rückstände, aber hauptsächlich sind das Einzelfälle", so Herr.

Auf der Suche nach einer Erklärung, weshalb die Zahlen nun wieder nach oben gehen, tut sich das Landratsamt schwer. Denn wirklich viele Informationen bekommt das Gesundheitsamt bei der Benachrichtigung über einen Todesfall im Zusammenhang mit Corona nicht. So kennt die Behörde zwar das Alter der Verstorbenen und weiß, ob der- oder diejenige zuletzt stationär im Krankenhaus in Behandlung war. Doch schon bei der Frage, ob eine oder gar mehrere Vorerkrankungen vorgelegen haben, muss das Amt passen. Manchmal werde die Behörde durch die Übermittlung des Totenscheins darüber in Kenntnis gesetzt, oft aber nicht, da es dafür keinerlei Verpflichtung gebe. Genauso wenig sei das Gesundheitsamt darüber informiert, ob die Verstorbenen geimpft gewesen sind und wenn ja wie oft und zu welchem Zeitpunkt. "Wir wissen nur, dass es überwiegend ältere Menschen getroffen hat, bei manchen etwas jüngeren können wir sagen, dass Vorerkrankungen vorlagen", so Herr, die aber ausdrücklich darauf hinweist, nur bei Einzelfällen Aussagen treffen zu können und kein Gesamtbild zu haben.

"Wir können das nicht untermauern."

Fakt ist, dass auch bayernweit die Todesfälle seit dem Ende des Sommers wieder zugenommen haben. Eventuell könnten das noch Nachwirkungen des Oktoberfests sein, doch festlegen will sich das Gesundheitsamt darauf nicht. Dessen Leiter Gerhard Schmid hält diese Erklärung laut Herr für möglich, da es eine zeitliche Relation gebe. Schließlich habe es danach wieder eine Welle an Erkrankungen gegeben, "aber wir können das nicht untermauern", sagt Herr.

Betrachtet man die aktuellen offiziellen Infektionszahlen, die dem Robert-Koch-Institut (RKI) vorliegen und anhand denen sich die in den beiden ersten Pandemiejahren noch sehr relevante Sieben-Tage-Inzidenz errechnet, sieht man heutzutage in den Behörden darin eine eher geringe Aussagekraft. 110,1 lautet der Wert, den das RKI am Dienstag für den Landkreis München herausgab. So viele Menschen pro 100 000 Einwohner sollen sich innerhalb der vergangenen Woche mit Corona infiziert haben, es wurden also 128 neue Fälle gemeldet. "Die Dunkelziffer ist allerdings wesentlich höher, da viele Leute gar nicht mehr zum Testen gehen", ist Franziska Herr überzeugt. So war zum gleichen Zeitpunkt ein Jahr zuvor die Anzahl der Todesfälle etwas geringer, während die Inzidenz bei 452,5 lag. Allerdings wurde damals noch in großem Stil getestet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Inklusionspreis
:"Jede Lebensgeschichte ist spannend wie ein Krimi"

Der Bezirk Oberbayern zeichnet den Regisseur Thomas Goerge und den Verein Udei für ihr integratives Theaterprojekt "Faust der Frauen" aus

Von Petra Schnirch

Lesen Sie mehr zum Thema

  • Medizin, Gesundheit & Soziales
  • Tech. Entwicklung & Konstruktion
  • Consulting & Beratung
  • Marketing, PR & Werbung
  • Fahrzeugbau & Zulieferer
  • IT/TK Softwareentwicklung
  • Tech. Management & Projektplanung
  • Vertrieb, Verkauf & Handel
  • Forschung & Entwicklung
Jetzt entdecken

Gutscheine: