Coronavirus:Adressenversand vom Amt

Coronavirus: Maskenpflicht an der Martin-Kneidl-Grundschule: Wie überall bringt Corona auch für Schüler in Grünwald Einschränkungen mit sich.

Maskenpflicht an der Martin-Kneidl-Grundschule: Wie überall bringt Corona auch für Schüler in Grünwald Einschränkungen mit sich.

(Foto: Claus Schunk)

Eltern Grünwalder Hortkinder, die in Quarantäne geschickt wurden, beschweren sich über Verletzung des Datenschutzes.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Chaos im Grünwalder Hort "Life" und Besorgnis bei den Eltern angesichts dessen, wie alles abgelaufen ist. Seit Mittwoch vergangener Woche ist der Hort geschlossen, weil ein Kind auf Corona positiv getestet worden ist. Daraufhin wurden zwei der vier Gruppen im Hort in Quarantäne geschickt. Das positiv getestete Kind war in Hort-Gruppe 1. Den Kindern aus Gruppe 2 konnte es nur im gemeinsam benutzten Flur und Bad begegnen, und das mit Maske. Deshalb verstehen einige Eltern nicht, warum auch Gruppe 2 in Quarantäne muss.

Hauptärgernis der Eltern aber ist die Tatsache, dass der Datenschutz vom Landratsamt missachtet wurde. Denn die Quarantäne-Anordnung wurde per Mail an 93 Eltern geschickt und in der E-Mail waren alle Adressen offen zu lesen. "Dann könnte man ja gleich die Namen aller in Quarantäne Befindlichen in der Zeitung veröffentlichen", sagt ein wütender Vater. Auf jeden Fall findet er: "Da sieht man, dass total chaotisch gearbeitet wird." In einer so sensiblen Angelegenheit sollten seiner Meinung nach kompetente Personen am Werk sein.

Auf seine Beschwerde hin erhielt er nach eigenen Worten vom Landratsamt eine Antwort, über die er ebenfalls entsetzt ist: "Ohne Unterzeichnung mit Namen, nur mit freundlichen Grüßen und der Mitteilung: Der Datenschutz unterliegt hier dem Infektionsschutz." Warum aber es für den Infektionsschutz von Bedeutung ist, dass Mail-Adressen sichtbar sind, sei nicht erklärt worden. In einer weiteren Antwort entschuldigte sich die Behörde damit, dass man überfordert sei. Als Vater eines Kindes, das in Gruppe 2 geht, also seiner Meinung nach so gut wie gar keinen Kontakt mit Gruppe 1 haben konnte, fand der Grünwalder auch die widersprüchlichen Einordnungen schrecklich. So habe es zunächst geheißen, Gruppe 2 müsse auch in Quarantäne. Am nächsten Morgen kam jedoch eine neue Mail, darin hieß, dies sei ein Fehler gewesen, die Kinder müssten nicht in Quarantäne. Wieder fünf Stunden später hieß es, sie müssten doch.

"Schön, dass man sich trotz der klaren Richtlinien des Robert-Koch-Instituts darauf geeinigt hat, alle Kindern in Quarantäne zu halten", sagt der Vater erbost. "Mehr Chaos geht nicht. Und die Gelackmeierten sind natürlich wieder unsere Kinder und alle Eltern. Die mit nachweislich gesunden Kindern, mit negativen Corona-Tests, weiterhin Home-Schooling betreiben müssen, keine Freunde treffen dürfen und für zwei Wochen sinnlos von allen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen werden."

Schlimm finden die Eltern auch die Anordnung, das betroffene Kind solle innerhalb der Familie isoliert werden. "Mein Sohn ist sechs Jahre alt", sagt die Mutter eines Sohnes, der in Gruppe 1 ist. Es sei schlimm genug, dass er jetzt zwei Wochen lang die Wohnung nicht verlassen dürfe, seine Freunde nicht sehen könne und nicht zum Sport gehen. Aber ihn auch noch von der Familie in einem Zimmer zu isolieren, das hält sie für unerträglich. "Die Politik hat jedes vernünftige Maß verloren."

Sorgen machen sich die Eltern, die ihre Namen nicht öffentlich nennen möchten, auch darum, wie es weitergehen soll. "Das kann meinem Sohn ja jetzt immer wieder passieren", sagt die Mutter. "Es ist ja nicht wie eine Krankheit, die dann vorbei ist." Eine wichtige Frage stellen sich die Eltern ebenfalls: Warum muss ihr Kind zwei Mal getestet werden, wenn ein zweimaliges negatives Ergebnis kein Ende der Quarantäne bedeutet?

Landrat Christoph Göbel (CSU) hat sich am Mittwoch für die Daten-Panne entschuldigt, so etwas dürfe nicht passieren und müsse vermieden werden, sagte er auf Fragen der SZ. Der Datenschutz müsse gewahrt werden, seine Behörde werde daran arbeiten. Er bitte aber um Nachsicht: "Fehler passieren." Die Gemeinde weist jede Verantwortung von sich. Obwohl es sich um einen gemeindlichen Hort handelt, habe man in der Angelegenheit kein Mitbestimmungsrecht, sagt Hauptamtsleiter Tobias Dietz. Alle Maßnahmen lägen im Ermessen des Gesundheitsamtes. "Wir werden da nicht gefragt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: