Corona-Beschränkungen:"Wirtschaft hält alles zusammen"

IHK warnt vor den Folgen eines Lockdowns für die Unternehmen

Von Bernhard Lohr, Kirchheim/Grünwald

Christoph Leicher, Unternehmer aus Kirchheim und Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses München-Land, hält es für absolut notwendig, die Unternehmen so weit wie möglich vor einem Lockdown zu bewahren. Viele Betriebe litten jetzt noch unter den Beschränkungen des Frühjahrs und säßen auf großen Lagerbeständen. Denen gehe es "gar nicht mehr gut", sagt Leicher. Hart getroffen würden von den von Bund und Ländern verhängten Maßnahmen nicht nur die 40 000 Gastronomiebetriebe in Bayern, sondern auch deren Zulieferer im Großhandel. Letztere erhielten, weil sie nicht komplett schließen müssten, keinerlei Staatshilfen.

Kritik daran, dass Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen vor allem deshalb im Regelbetrieb offen blieben, damit die Eltern weiter arbeiten könnten, kann der IHK-Kreischef nicht nachvollziehen. "Die Wirtschaft hält alles zusammen, gibt Arbeit und allen Geld, damit der Kreislauf aufrecht erhalten bleibt." Die Unternehmen könnten auch dank klarer Hierarchien die Einhaltung der strengen Corona-Regeln garantieren. Ein Mitarbeiter, der Krankheitssymptome zeige, werde direkt nach Hause geschickt - wie Schüler in Schulen auch.

Michael Pribil, Geschäftsführer der Fitnessstudios "Body and Soul" mit Sitz in Grünwald, hält die von Bund und Ländern gefassten Beschlüsse, die eine einmonatige Schließung seiner neun Standorte im Raum München zur Folge haben, für "absolut unverständlich". Pribil fand den Lockdown im Frühjahr nach eigenen Worten richtig und will auf keinen Fall als Corona-Leugner in der Öffentlichkeit dastehen. Aber er kritisiert, dass die neuen Verordnungen den mittlerweile in Studien belegten Erkenntnissen widersprächen. Gaststätten und Freizeiteinrichtungen wie Fitnessstudios seien keine Infektionstreiber. Im Gegenteil: Dort laufe alles geregelt ab, Besuche würden sauber dokumentiert - anders als im privaten Bereich.

Man habe viel investiert und sei "hervorragend aufgestellt, um optimale Kontaktverfolgung sicherzustellen", sagt der Fitnessstudiobetreiber. Allein für 150 000 Euro habe er Wärmebildkameras angeschafft, damit Temperaturkontrollen wie am Flughafen möglich seien. "Wir werden diese Krise durchstehen", gibt sich Pribil überzeugt. Doch er werde Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen. Schließlich fielen täglich 80 000 Euro täglich an Umsatz weg. Statt im Fitnessstudio und in Gaststätten, kritisiert Pribil, fänden jetzt Begegnungen in einer "Grauzone" statt.

Friseure dürfen weiterarbeiten, Nagelstudios müssen schließen: Sabine Aufinger, Inhaberin von Roths Friseurwelt in Unterhaching, atmet einerseits auf. Andererseits fürchtet Aufinger, dass es sie vielleicht doch noch erwischt. Und die Unterhachinger Friseurin fragt sich, ob die harten Einschränkungen nach den Lehren, die man seit dem Frühjahr gezogen habe, gerade bei der Gastronomie so notwendig sind. Wirte hätten ja genauso wie Friseure strenge Hygienekonzepte.

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