Clara Isabella Siegle:Tastenlöwin mit Vorliebe für Pferde

Hohenbrunn, Clara Isabella Stiegle, für Tassilo-Preis vorgeschlagen

Immer auf der Suche nach neuen Facetten und der tieferen Bedeutung einer Komposition: Clara Isabella Siegel.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die 16-jährige Clara Isabella Siegle ist nicht nur auf dem Klavier eine vielversprechende Virtuosin, sie hat auch schon ihre Leidenschaft fürs Reiten literarisch verarbeitet. Ihr Traum ist freilich eine Karriere als Konzertpianistin.

Von Laura Zwerger, Hohenbrunn

Schwierig muss ein Stück nicht sein, damit es sie fesselt. Vielmehr möchte sie ihre Finger über die Tasten gleiten lassen und dabei Note für Note neu interpretieren. "Ich bin keine Pianistin, die schnell und laut ist", sagt sie. "Ich versuche vielmehr, die Bedeutung aus Stücken herauszuholen." Clara Isabella Siegle aus Hohenbrunn gehört zu den talentiertesten jungen Pianisten im Münchner Raum. Die 16-Jährige wurde bereits mehrfach für ihre Klavierkünste ausgezeichnet. So hat sie beim Essener Rotary Jugend-Klavierwettbewerb im Jahr 2012 den ersten Platz erhalten und avancierte nur wenige Monate später - mit zwölf Jahren - beim Internationalen Wettbewerb für junge Pianisten in Ettlingen zur beste Teilnehmerin aus Europa.

Seit 2014 studiert Clara Siegle zusätzlich zu ihrer Schulausbildung am Gymnasium Ottobrunn, an dem sie momentan die elfte Klasse besucht, auch Klavier als Jungstudentin an der Hochschule für Musik und Theater in München. Hier taucht sie unter der Professur von Thomas Böckheler in die Welt der professionellen Musik ein und kann von seiner Erfahrung profitieren: Böckheler war unter anderem Schüler von Gerhard Oppitz, unterrichtet Klavier in München und am Salzburger Mozarteum und hat Meisterkurse in Spanien, Japan und China gehalten.

In ihrem Jungstudium könne sie, so sagt die Virtuosin, unbefangen in Lehre, Theorie und die vielfältige Welt der Klänge hineinschnuppern, ohne bereits unter realem Prüfungsdruck zu stehen. Was sie durch das Studium bisher an Eindrücken gewinnen konnte, bestärke sie in ihrem Wunsch, sich nach der Schule in Vollzeit dem Piano zu widmen.

Mit vier saß sie erstmals am Klavier

Dass die Klaviermusik ihr Lebenstraum ist, hat sich aber bereits weitaus früher herauskristallisiert: Mit vier Jahren hat ihre Mutter sie und ihre Zwillingsschwester Maria zum ersten Mal vor ein Klavier gesetzt - und von da an übte sie täglich am Piano und nahm mit sechs Jahren bereits an ihrem ersten Wettbewerb teil. "Eigentlich war es nicht von Anfang an das Ziel, dass etwas Ernstes draus entsteht", sagt Clara Siegle.

Ein Wettbewerb folgte aber bald auf den anderen und sie widmete sich mit ihrer Mutter intensiv der Klaviermusik: Seit ihren ersten Versuchen am Klavier bis hin zur Aufnahme ihres Jungstudiums hat sie von ihrer Mutter, der irischen Pianistin und Musikpädagogin Mary Siegle-Collins, Unterricht am Klavier erhalten und wurde stetig gefördert: "Meine Mutter hat bald erwartet, dass ich nicht nur übe, sondern dass ich auch gut spiele", erzählt Siegle.

Zu Hause kann sie an zwei Flügeln spielen, einer der beiden stehe aus Rücksicht auf die Nachbarn aber mittlerweile im Keller - denn sie übt nun bis zu drei Stunden am Tag. Im Haus der Familie Siegle füllt aber nicht nur die junge Pianistin Clara die Räume mit Musik: Ihre Zwillingsschwester Maria hat sich über die Jahre der Geige gewidmet, ihr Bruder Patrick spielt Cello und Klavier. Auch Vater Markus, der Professor für Informatik ist, spielt leidenschaftlich Klavier - Musik ist ein wesentlicher Bestandteil im Alltag der Familie geworden, selbst Konzerte gibt die Familie gemeinsamen.

2000 Leute im Saal verursachen immer noch ein Kribbeln im Bauch

Tritt Clara Siegle alleine bei einem Jugendwettbewerb oder bei einer Veranstaltung auf, dann stehen ihr Mutter und Vater zur Seite. Sie kennen all ihre Stücke und jede neue Interpretation davon. Zu gut 20 Auftritten pro Jahr fährt Clara Siegle mittlerweile, im März etwa spielte sie in der Reihe "Podium junger Künstler" im Bürgerhaus Unterschleißheim Die jahrelange Erfahrung hat ihr dabei größtenteils die Nervosität auf der Bühne genommen, bestimmte Konzerte verleihen ihr aber immer noch ein Kribbeln im Bauch: "Im September 2014 hab ich auf dem Steinway Festival in Hamburg gespielt", erzählt sie. "Da waren um die 2000 Leute in der Halle - das war doch etwas anderes, so eine ganze Halle voller Menschen."

Meist agiert die junge Tastenlöwin als Solistin auf der Bühne. Mit neun hatte sie zwar ihren ersten Auftritt gemeinsam mit einem Orchester aus Weißrussland, seitdem hat sie jedoch selten zusammen mit Orchestern musiziert. Ihre Karriere sieht sie eher als Solistin, aber keineswegs aus Gründen der Eitelkeit: "Wenn man alleine spielt, kann man spontaner sein", sagt sie. "Ansonsten ist man immer von anderen abhängig und alles ist zuvor schon festgelegt."

Jedes Stück verbirgt ihrem Empfinden nach nämlich immer wieder neue, überraschende Stellen, die sie womöglich erst nach einiger Zeit und ganz plötzlich anders wahrnimmt. So interpretiert sie sogar ihr Lieblingsstück, die C-Dur-Sonate KV 330 von Mozart, immer wieder neu, wenn sie es nach einigen Monaten abermals spielt. "Es wird dadurch persönlicher, wenn man immer wieder etwas Neues entdeckt", sagt sie. Bei modernen Klavierstücken fällt ihr eine eigene Interpretation jedoch schwerer, hier muss sie schon mal das Originalstück vorab anhören, um zu verstehen, was der Komponist genau aussagen möchte. Moderne Stücke seien nämlich abstrakter, "oft klingt es komisch und unnatürlich", sagt sie.

Zum Schreiben bleibt momentan keine Zeit

Sitzt Clara Isabella Siegle nicht gerade am Klavier oder in der Schule, dann versucht sie so oft wie möglich zum Reiten auf einem Hof im Nachbarort zu gehen. Pferde haben ihr Leben beinah so stark geprägt wie das Piano. Mit neun Jahren hat sie ihren ersten Roman über die Abenteuer von Zwillingen auf einem Reiterhof geschrieben, vier Jahre später kam ihr zweites Buch - ein Krimi auf dem Pferdehof - auf den Markt. "Jetzt reicht mir die Zeit neben Schule und Klavier zwar nicht mehr, um richtig zu schreiben, aber ich versuche es immer mal wieder", erzählt sie. Sie beschreibt sich selbst nämlich als sehr ehrgeizig - und das in allen Bereichen.

Da das Piano aber ihr größter Lebenstraum und ihre Wunschkarriere ist, konzentriert sie sich zur Zeit neben der Schule völlig auf ihre Pianoausbildung und besucht zusätzlich Meisterkurse, in denen sie andere Schüler und Lehrer kennen lernen und weitere Erfahrungen sammeln kann. Nach dem Abitur möchte sie dann in Vollzeit Musik studieren, vielleicht im Ausland oder aber auch weiter in München, denn Clara Siegle schätzt besonders eines an ihrer Heimat: "Es ist nicht nur schön hier, sondern in München gibt es auch so viel Kultur."

SZ-Kulturpreis
Tassilo

Vorschläge können per E-Mail unter tassilo@sueddeutsche.de oder per Post an die jeweilige Lokalredaktion geschickt werden:

  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis München, Hultschiner Str. 8, 81677 München
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Dachau, Färbergasse 4, 85221 Dachau
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Ebersberg, Ulrichstr. 1, 85560 Ebersberg
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Fürstenfeldbruck, Schöngeisinger Straße 38 - 40, 82256 Fürstenfeldbruck
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Starnberg, Gautinger Str. 9, 82319 Starnberg
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Erding, Dorfener Straße 7, 85435 Erding
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Freising, Johannisstr. 2, 85354 Freising
  • Süddeutsche Zeitung, Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, Untermarkt 2, 82515 Wolfratshausen
  • Einsendeschluss 28. Februar 2018
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: