Bleibt heuer manches Wohnzimmer zur Bescherung ohne Baum? Der Klimawandel setzt Tannen und Fichten zu, und dann sind da noch die steigenden Preise, die natürlich auch und gerade vor Weihnachtsbäumen nicht haltmachen. Trotz mancher alarmistischen Warnung – zumindest rund um München ist die Lage drei Wochen vor dem Fest entspannt. Bei der Baumschule Erbersdobler in Schäftlarn etwa ist alles wie gewohnt: Die Anbaufläche sei die gleiche, der geplante Absatz bleibe der gleiche und der Preisanstieg falle nicht höher aus als in Vorjahren, erfährt man bei einem Anruf. Die Preise stiegen schließlich jedes Jahr, doch sei der Anstieg nicht unverhältnismäßig.
Es ist eine gute Nachricht, nachdem Anfang Oktober die Interessengemeinschaft der Jungweihnachtsbaumanbauer (IGW) nicht nur vor einem Preisanstieg, sondern auch vor einem Rückgang des Angebots gewarnt hat. Anbauer in Deutschland und Österreich gäben Betriebe auf oder verkleinerten sich. Wie groß der Rückgang tatsächlich ist, werde sich erst zum Ende des Jahres zeigen, hieß es in einer Pressemitteilung. Einen Tipp für den Handel hatte IGW-Vorsitzender Peter Geiss aber trotzdem: Jetzt zuschlagen – wer weiß, ob später noch etwas verfügbar ist!
Das ist natürlich geschicktes Marketing, zumal ein solcher Fall – zumindest im Landkreis München – nicht eintreffen dürfte. Auf Nachfrage bestätigt Markus Schauer von der Firma Silva Trees zwar ebenfalls einen Preisanstieg, von einem Rückgang der Anbaufläche will aber auch er nichts wissen. Der Weihnachtsbaumanbieter aus Oberhaching, der für den Großhandel produziert, hat die Größe seiner Anbaufläche auf dem Gut Laufzorn ebenfalls beibehalten. Auch das Betriebskonzept ist unverändert: Das Unternehmen kauft Jungbäume im Alter von zwei bis drei Jahren aus Baumschulen zu, nach acht bis zehn Jahren sind sie für den Handel bereit. Neben Weihnachtsbäumen vertreibt Silva Trees auch Zubehör, ohne das der Weihnachtsbaumverkauf nicht über die Bühne gehen könnte: Weihnachtsbaumnetzgeräte, Putz- und Fräsmaschinen.
Auch in Blindham bei Aying ist Fläche, auf der Weihnachtsbäume aufgezogen werden, so groß wie eh und je. Mehr noch: „Bei uns bleiben Preise und Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr unverändert“, verheißt Maximilian Sedlmair. Sein Hof im äußersten Südosten des Landkreises München setzt auf Direktverkauf und kann auf eine lange Tradition im Anbau von Weihnachtsbäumen zurückblicken. Sedlmair weiß nicht genau, wann in seiner Familie das Geschäft mit Christbäumen begonnen hat. Im kleinen Stil habe man in Blindham schon immer Weihnachtsbäume herangezogen, 1950 sei dann mit dem Anbau von Fichten und 1970 mit dem Anbau von Nordmanntannen begonnen worden. In Blindham können Bäume selbst gefällt werden, aber es gibt auch bereits gefällte zum Mitnehmen. Neben ganzen Bäumen verkauft der Hof auch Tannengrün und Mistelzweige.

Worüber die Weihnachtsbaumverkäufer nicht am Telefon sprechen, sind die Preise. Diese hängen von Größe, Baumart und Wuchs ab. Aber so viel ist klar: Für 15 Euro wie beim Discounter sind die Bäume nicht zu bekommen. Der laufende Meter kostet heuer zwischen 22 und 30 Euro.
Wenn also in Laufzorn und Blindham alles im grünen Bereich ist, woher dann die Besorgnis der Interessengemeinschaft? „Die Anbaufläche wird uns nicht ausgehen, der Rückgang ist vorwiegend auf die Großanbauer und weniger auf die lokalen Tannenbaumzüchter zurückzuführen“, erklärt IGW-Pressesprecher Michael Fillies. Großanbauer befänden sich vorwiegend in Dänemark und stellten bei sinkenden Gewinnmargen relativ schnell ihre Produktion ein. So hat sich ein Zehnjahreszyklus eingependelt, in welchem sich Wachstum und Rückgang der Anbauflächen abwechseln. Momentan befinde man sich in einer rückläufigen Phase, eine Trendwende könne jedoch immer einsetzen.

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Genaue Zahlen über die Anbaufläche gibt es nicht. Besonders die Besitzer großer Plantagen sind nicht organisiert, daher bilden die Daten der Verbände nur eine kleine Menge der Anbaufläche ab. Auch die Zahl der jährlich in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume ist schwierig zu beziffern. Michael Fillies schätzt sie auf 20 Millionen Stück – bei einer hohen Fehlermarge. Seit sich der Naturbaum vom Vorwurf der Umweltsünde – Stichwort Pestizide und Monokulturen – rehabilitiert hat, bleibe die Nachfrage konstant. Mit einem Versiegen des Angebots ist in nächster Zeit also nicht zu rechnen.