Capitol-Kino in Unterschleißheim:Der Abspann läuft

Capitol-Kino in Unterschleißheim: Seit knapp zehn Jahren betreibt Stefan Stefanov das "Capitol" in Lohhof. Für sein Filmprogramm wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Seit knapp zehn Jahren betreibt Stefan Stefanov das "Capitol" in Lohhof. Für sein Filmprogramm wurde er mehrfach ausgezeichnet.

(Foto: Robert Haas)

Das Capitol-Kino in Lohhof muss wohl in einigen Jahren ausziehen. Betreiber Stefanov sucht einen Alternativstandort.

Von Klaus Bachhuber, Irmengard Gnau, Unterschleißheim

Eine Bauausschusssitzung erreicht vom Unterhaltungswert her nicht unbedingt die Werte eines Spielfilms, dennoch war die Tagung des Unterschleißheimer Gremiums am Montagabend für Stefan Stefanov bis zum Ende spannend.

Stefanov betreibt seit knapp zehn Jahren das Capitol-Kino im Ortsteil Lohhof. Sein 20-jähriges Bestehen wird er an diesem Standort aber vermutlich nicht mehr feiern können. Denn das Capitol muss wohl mittelfristig weichen. Die Eigentümer des Wohnhauses an der Alleestraße sondieren im Rathaus gerade die Möglichkeiten einer alternativen Bebauung. Dabei wollen sie sich auf die Wohnnutzung konzentrieren: Aus bislang sechs Wohnungen und dem Kinosaal sollen sieben Wohnungen werden.

Der Kinobetrieb sei "kaum wirtschaftlich" und führe zu Konflikten mit der Wohnnutzung, heißt es in den Sitzungsunterlagen. Dagegen verwehrt sich Stefanov. "Für mich ist das eine ziemlich unglückliche Formulierung", sagt er. "Wirtschaftlich stehen wir stabil da." Auch was den Lärm betrifft, den Kinobesucher beim Verlassen des Capitols möglicherweise verursachten, tue er sein Möglichstes, diesen in Grenzen zu halten. So habe er den Kinosaal isolieren lassen, die letzte Vorstellung beginne bewusst nicht zu spät.

Der Kinobetreiber würde gerne weitermachen

In dem Haus in der Alleestraße werden bereits seit bald 60 Jahren Filme gezeigt. 1957 wurde das Gebäude errichtet als großes Kino mit mehr als 350 Sitzplätzen und einer Wohnung im Obergeschoss. Nach und nach wurde das Haus über die Jahre erweitert, die Zahl der Wohnungen nahm zu, die Zahl der Kinoplätze wurde reduziert. Heute besteht das Capitol noch aus einem Saal, in den 80 Zuschauer passen, Vorführraum und einem kleinen Eingangsbereich mit Verkaufstheke. Dafür besitzt Stefanov noch einen Mietvertrag für fünf Jahre und den wolle er in jedem Fall erfüllen, sagt er.

Für die Zeit danach will er sich nun verstärkt nach einem Alternativstandort in Unterschleißheim umsehen. Dafür, dass seine Vermieter vorausplanen und das Gebäude in Zukunft umbauen wollen, zeigt er Verständnis. Ihr Verhältnis werde nicht unter den Plänen leiden. Die Vermieter waren am Dienstag nicht zu erreichen.

Der Plan, das Kino zu entfernen und stattdessen eine siebte Wohneinheit in dem Haus unterzubringen, sei baurechtlich nicht zu beanstanden, hieß es im Bauausschuss. Überlegungen der Eigentümer, das bestehende Gebäude möglicherweise komplett abzureißen und es stattdessen durch einen Neubau in gleicher Größe mit einer Tiefgarage zu ersetzen, wurden vom Ausschuss aber zurückgewiesen. Das Haus sprenge alle Dimensionen des Bauvolumens in der Siedlung, so die Begründung. Als gewachsenes Gebäude seit 1957 genießt die Übergröße Bestandsschutz - bei einem Neubau aber müsste man sich an mittlerweile geltende Regeln halten.

Appelle, das Capitol zu erhalten

Die Ausschussmitglieder ergänzten ihre grundsätzliche Zustimmung zu dem Bauvorhaben mit eindringlichen Appellen, das Kino zu erhalten. Während Annegret Harms (SPD) die Bitten an die Eigentümer richtete, gab der zweite Bürgermeister Stefan Krimmer (CSU) den Appell an den Stadtrat zurück mit dem Hinweis, sich vordringlich um eine Alternativoption für den Fortbestand des Capitols zu bemühen. Im Gespräch ist unter anderem die Nachfolgenutzung für die abgerissene Tankstelle an der Bezirksstraße.

Dass sich auch mehrere Stadträte um den Erhalt des Kinostandorts Unterschleißheim bemüht zeigten, stimmt Capitol-Betreiber Stefanov zuversichtlich für die Zukunft. Ein Umzug hätte auch sein Gutes: So ergäbe sich für ihn womöglich die Chance, das Capitol wie angestrebt zu erweitern. Denn zwar habe das Kino viele Stammgäste, doch das Konzept mit einem Saal werde von Jahr zu Jahr schwieriger, sagt Stefanov. Einerseits wolle er den Fokus auf Arthouse-Filme beibehalten, gleichzeitig aber noch mehr Programm für Kinder anbieten. Den Bedarf an einem Kino sieht Stefanov in jedem Fall auch in Zukunft in Unterschleißheim gegeben.

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