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Campus von Pro Sieben Sat 1 in Unterföhring:Mit Santa Claras Segen

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Bei der Grundsteinlegung für den "New Campus" von Pro Sieben Sat 1 findet die Schutzheilige des Fernsehens den Weg in die Zeitkapsel. Mit der Investition im niedrigen dreistelligen Millionenbereich gibt der Medienkonzern ein Bekenntnis zum Standort Unterföhring ab.

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Die Pro Sieben Sat 1 Media SE setzt auf die Kraft von Santa Clara. Damit auf der Großbaustelle an der Medienallee in Unterföhring alles gut geht, gehört eine Statue der Schutzheiligen des Fernsehens zu den Dingen, die bei der Grundsteinlegung am Dienstagvormittag in die Zeitkapsel kommen.

Seit genau einem Jahr wird auf dem Gelände im Gewerbegebiet östlich der S-Bahn gearbeitet. Dort entsteht der sogenannte New Campus des Medienunternehmens. Der erste Bauabschnitt soll im Sommer 2021 fertig sein, der zweite wird dann ebenfalls im Sommer 2023 folgen.

Nach den Worten des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Conrad Albert ist das Projekt "ein langfristiges Bekenntnis zum Standort in Unterföhring". Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen dem Konzern und der Kommune lobt auch Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft, PWU), der zusammen mit Albert an diesem Tag Kelle und Schaufel schwingt, um die Zeitkapsel einzumauern. Neben der heiligen Clara von Assisi beherbergt der Grundstein die üblichen Zugaben wie Tageszeitungen und Münzen. Darüber hinaus hat Pro Sieben Sat 1 die Mitarbeiter aufgerufen, Vorschläge zu machen, die in das Behältnis gelegt werden könnten.

Sollte dieses in ganz ferner Zukunft von Archäologen ausgegraben werden, dann finden sich zahlreiche Raritäten, unter anderem eine VHS-Kassette des Frühstücksfernsehens von Eureka-TV, dem Vorgänger von Pro Sieben aus dem Jahr 1988, und ein Ausdruck der letzten Hauspost von Leo Kirch.

Vier Studios mit neuester Technik

In Unterföhring entsteht auf einer Fläche von etwa 26 000 Quadratmetern ein moderner Campus, der Platz für vier Studios mit neuester Produktions- und Sendetechnik bietet. Errichtet werden außerdem flexibel gestaltbare Büro- und Konferenzräume sowie ein öffentlich zugänglicher Eingangsbereich. Die Investitionssumme liegt nach Unternehmensangaben "im niedrigen dreistelligen Millionenbereich". Der künftige Campus beherbergt im Endausbau 1700 Arbeitsplätze. Momentan hat Pro Sieben Sat 1 3500 Beschäftigte in Unterföhring, die sich auf 16 Gebäude verteilen. Ist das New-Campus-Areal fertiggestellt, wird sich diese Zahl auf elf Häuser reduzieren, wie Unternehmenssprecherin Kristin Fritz mitteilt.

Für den Bürgermeister ist das Großprojekt der Pro Sieben Sat 1 Media SE nach dem am vergangenen Wochenende eröffneten Gebäude von VHS und Musikschule "der zweite Baustein in der neuen Ortsmitte" - und zugleich von größter Bedeutung, weil es an der Schnittstelle direkt am Eingang zum Gewerbegebiet liegt. "Wenn dann als dritter Baustein auch noch das Rathaus in direkter Nachbarschaft errichtet wird, dann wird der Dienstweg noch kürzer", sagt Kemmelmeyer, der viel Wert auf Wirtschaftspolitik legt und nach eigenen Worten im ständigen Austausch mit den Unternehmen und Gewerbetreibenden ist.

Die hohen Gewerbesteuereinnahmen sichern schließlich den Wohlstand in der Mediengemeinde. Dennoch lassen die Kommunalpolitiker auch solch großen Konzernen wie Pro Sieben Sat 1 nicht alles durchgehen. So haben die Planer auf Geheiß des Gemeinderats die Dimension des Vordachs am Hauptgebäude reduzieren müssen - "was jetzt auch den Architekten gut gefällt", wie der Bürgermeister bei der Grundsteinlegung augenzwinkernd sagt.

Wie der Platz im Eingangsbereich heißen soll, steht noch nicht fest, aber so mancher könnte ihn sich gut als "Piazza Santa Clara" vorstellen. Durchaus naheliegend, weil der italienische TV-Konzern Mediaset von Silvio Berlusconi seit Mai zehn Prozent der Anteile an Pro Sieben Sat 1 hält.

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SZ vom 18.09.2019
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