Business Campus:Auf dem Weg zu einem neuen Stadtviertel

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Am Business-Campus Unterschleißheim wurde das Bestandshaus saniert. das Cafe ist auch schon fertig. (Foto: Florian Peljak)

Das 14 Hektar große Areal in Unterschleißheim öffnet sich für die Allgemeinheit - mit Grünflächen, Geschäften, Gastronomie, Kita, 4500 Arbeitsplätzen und Wohnungen.

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Am Fenster schweben Eisenteile vorbei, die ein Kran auf der Baustelle platziert. Es herrscht reger Betrieb am Unterschleißheimer Business Campus. Ein Parkhaus wird gebaut, daneben entsteht ein Mehrzweckgebäude mit 20 000 Quadratmetern Nutzfläche. Auf dem 14 Hektar großen Areal sollen in naher Zukunft 4500 Menschen arbeiten. Geplant sind auch ein Lebensmittelmarkt, ein Kinderhaus und großzügige Grünflächen, ein Ärztehaus gibt es schon. Nicht nur das. Der Gewerbeparkentwickler plant im Norden ein "innovatives nachhaltiges Wohngebiet", um Synergien zwischen Wohnen und Arbeiten zu schaffen. Damit betritt das Unternehmen Neuland.

Die DV Immobiliengruppe hat schon einige Erfahrung damit, Gewerbeparks zu entwickeln. Der erste entstand in Regensburg, danach kamen Nürnberg und Garching, Unterschleißheim ist der jüngste Erwerb der Gruppe. 2014 hat die Firma das Gelände von Airbus gekauft. Stephan Hof, Geschäftsführer in Unterschleißheim, beschreibt, wie es vorher war: Kompakte Industriegebäude und ein Pförtner mit Schranke am Eingang. "Für die Öffentlichkeit war es nicht zugänglich." Der Business Campus dagegen verfolgt eine ganz andere Philosophie. Das Gelände, das über die Landshuter Straße gegenüber vom Münchner Ring angeschlossen wird, soll für alle offen sein. Sichtachsen hin zu den Grünflächen sind geplant, ebenso Öffnungen hin zu dem Nachbargewerbepark Koryfeum und eben das Neubaugebiet.

"Eine kluge Entscheidung"

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(Foto: Florian Peljak)

Alt und Neu stehen noch nebeneinander. Die Sprinklertürme sind für den Abriss vorgesehen,...

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(Foto: Florian Peljak)

das Café...

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(Foto: Florian Peljak)

ist fertig,...

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(Foto: Florian Peljak)

...das Parkhaus ist noch im Bau.

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(Foto: Florian Peljak)

Stephan Hof ist Geschäftsführer des Unterschleißheimer Business Campus. Er sieht die Kunst darin, "die Leute am Standort zu halten". Geplant sind 200 000 Quadratmeter Gewerbefläche.

Das war ursprünglich nicht geplant, und Hof räumt ein: "Wir haben sonst überhaupt nichts mit Wohnen zu tun." Aber er lobt die "kluge Entscheidung der Stadt Unterschleißheim", die das Projekt angetrieben hat und die über die Soziale Bodennutzung auch zu einem Drittel Miteigentümer der neuen Häuser sein wird. Schließlich sei Wohnungsmangel ein Thema, das viele umtreibt, und bezahlbarer Wohnraum für Mitarbeiter wichtig. Entstehen sollen die Neubauten an der später einmal verkehrsberuhigten Alfred-Nobel-Straße, wo heute noch Autos parken. Momentan werden städtebauliche Gutachten für das 30 000 Quadratmeter große Grundstück eingeholt, sechs Architekturbüros arbeiten daran. Ihre Aufgabe ist es auch, ein sinnvolles Mobilitätskonzept für das neue Quartier vorzuschlagen.

Wenn Hof über den zukünftigen Business Campus spricht, nimmt er gerne einen Plan zu Hilfe. Es bewegt sich ja auch viel und so bekommt der Betrachter einen Überblick. Vom Bestand wird nur das charakteristische "mäandernde Haus" bleiben, das die DV Immobiliengruppe modern ausgebaut hat. Hier gibt es schon einen breiten Durchgang, der einen später zu den Wasser- und Grünflächen führen soll. Jetzt hat man eher den Eindruck, man geht auf einen Hochsicherheitstrakt zu, denn BMW arbeitet hier an seinen autonomen Fahrzeugen. BMW ist der größte der bisher 13 Mieter, die bereits eingezogen sind. Sie haben zusätzlich zu den Flächen im Bestandshaus eine Interimshalle bekommen, die aber wieder entfernt wird, wenn das neue Mehrzweckgebäude 2019 fertig ist. Dort will der Autobauer noch einmal 15 000 Quadratmeter anmieten, wie Hof sagt, mit Option auf mehr.

Insgesamt sind drei Parkhäuser geplant

Daneben entsteht das in Teilen 22 Meter hohe Parkhaus, das die 1280 ebenerdigen Stellplätze ablösen soll. Die Nachbarn am Fastlingerring sind darüber nicht erfreut, sie haben erst beim Bau bemerkt, wie hoch und massiv das Gebäude werden soll. Hof sagt, es liefen derzeit noch Gespräche, man sei bereits in einigen Punkten auf die Nachbarn zugegangen, was den Schallschutz und gestalterische Dinge, wie etwa die Fronten und die Begrünung betreffe. Tatsächlich werde auch geprüft, was es bedeuten würde, das Parkhaus um ein Stockwerk niedriger zu bauen. Hof bedauert, dass sich die Nachbarn erst so spät gemeldet hätten, weil die eigens konzipierten Bauelemente für das Parkhaus teils schon gefertigt sind. Die Ergebnisse der Untersuchung stehen noch aus. Grundsätzlich betont der Manager, die DV Immobiliengruppe sei ein langfristiger Investor, "wir wollen, dass es funktioniert". Insgesamt sind auf dem Gelände drei Parkhäuser geplant, damit will der Investor auf jeden Fall vermeiden, dass die Mitarbeiter wild in den Wohngegenden rundherum parken.

Hof stellt den Business Campus als offenes lebendiges Stadtquartier dar. Das Ärztehaus ist schon belegt, das Betriebsrestaurant arbeitet. Dort gibt es Mittagessen für 6,99 Euro, "für alle, auch für die Bürger". Später sollen noch andere gastronomische Angebote hinzukommen, etwa ein Bäcker oder ein Bistro. Als wichtigen Bestandteil des Konzepts sieht Hof auch den Supermarkt mit 1800 Quadratmetern Verkaufsfläche, der in einem Haus mit 28 000 Quadratmetern Nutzfläche untergebracht wird. Er wird direkt an der Landshuter Straße liegen und nicht nur ein Angebot für die Mitarbeiter am Campus sein, dort ihre Einkäufe zu erledigen. "2021 wollen wir eröffnen", sagt der Geschäftsführer. Damit wäre auch die Außenansicht des Campus zur Landshuter Straße hin abgeschlossen.

Für die Ringstraße wird ein Frauenname gesucht

Geplant ist bis zum Sommer 2019 auch eine Kinderbetreuungseinrichtung, in der auch die Stadt Belegerecht haben wird. Den Park lässt die DV Immobiliengruppe von Sportwissenschaftlern mitgestalten. Hof kann sich vielfältige Nutzungen vorstellen, Yogakurse, Boxtraining, eben "Outdoor-Aktivitäten". Zudem wird es stilecht unter Platanen eine Doppel-Boule-Anlage geben und auch ein Lesegarten ist geplant.

Der Verkehr wird auf dem Gelände über eine Ringstraße geführt, für die Hof eine weibliche Namensgeberin gesucht hat. Die Straße heißt jetzt Emmy-Noether-Ring, was ja auch passe, sagt Hof, weil die Mathematikerin Noether an der Ringtheorie gearbeitet habe. Der Geschäftsführer rechnet damit, dass viele Mitarbeiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, er geht von einem Anteil von 30 Prozent aus. Für Radler werden überdachte Fahrradstellplätze angelegt, und mit dem Autoverleiher Drive Now ist eine Zusammenarbeit vorgesehen.

Dem Gewerbeparkentwickler ist es wichtig, als Partner der Stadt gesehen zu werden. Die Kita-Flächen werden vergünstigt vermietet, die Miete des Restaurantbetreibers werde subventioniert und dem Gründerzentrum der Stadt habe man auch günstig Räume zur Verfügung gestellt. Der Pressesprecher der Immobiliengruppe, Ralph Kleiner, ist überzeugt, dass der Business Campus "eine Aufwertung für das ganze Gebiet" ist.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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