Süddeutsche Zeitung

Öffentlicher Nahverkehr:Länger, schneller, pünktlicher

Der Landkreis will die Buslinien durch den Umbau von Ampelschaltungen, funkgesteuerte Ampelschaltungen und eigene Spuren beschleunigen. In Ottobrunn und Neubiberg ist einiges davon bereits umgesetzt.

Von Daniela Bode

Man kennt das: Der Bus an der Haltestelle blinkt, er will wieder losfahren. Doch die Autos überholen ihn noch schnell, es bildet sich ein Stau. Und das kostet Zeit. Mit solchen und ähnlichen Verzögerungen im Busverkehr soll im Landkreis München aber Schluss sein. Das Zauberwort lautet Busbeschleunigung. Im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Nahverkehrsplans hat der Kreisausschuss für Mobilität und Infrastruktur im Juli Leitlinien dazu beschlossen.

Wie sich so eine Busbeschleunigung auswirkt, können Fahrgäste im Landkreis bereits erleben. Auf der Linie 210, die von Neuperlach-Süd über Neubiberg und Ottobrunn ins Gewerbegebiet Taufkirchen fährt, ist sie bereits umgesetzt. "Die Ampelkreuzungen auf der Strecke sowie die Busse wurden in der Art umgerüstet, dass der Busfahrer sich per Funk die Bevorrechtigung bezüglich der Grünphase zuschalten kann", sagt Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler). Die anderen Verkehrsteilnehmer akzeptieren das offenbar. Beschwerden von Autofahrern sind bei Heyland jedenfalls noch nicht eingegangen.

Auf Ottobrunner Gebiet wurde dafür auf der Robert-Koch-Straße eine Haltestelle umgebaut. "Die Linie wird sehr gut angenommen", sagt der Ottobrunner Bürgermeister Thomas Loderer (CSU). Mancher Fahrzeitgewinn gehe aber auch wieder verloren, wenn der Bus im Stau stehe. "Der Tunnel in Neubiberg bleibt ein Problem", sagt er. Da könne auch die beste Ampelschaltung nichts ausrichten.

Der Vorstoß zur Busbeschleunigung geht zurück auf die Empfehlungen der Verkehrsplaner vom Büro Planmobil, die den Landkreis bei der Überarbeitung des Nahverkehrs beraten. Sie räumen dem Busverkehr einen hohen Stellenwert ein und wollen ihn schneller und pünktlicher machen. Auf vielen Busstrecken komme es ständig zu Stauerscheinungen, heißt es in ihren Unterlagen.

Oft werde an Busbuchten an Hauptverkehrsstraßen der Bus von Autos überholt, am nächsten Knotenpunkt stauten sich diese wieder vor dem Bus. In einigen Ortskernen parkten dauernd Autos aus und ein. In Tempo-30-Zonen mit Rechts-vor-links-Regelung komme es zum unsteten Fahrverhalten der Busse. Sie führen an und bremsten, die Gefahr für stehende Fahrgäste zu stürzen, erhöhe sich. All das ergebe "einen Zeitverlust von mehreren Minuten", heißt es in dem Papier.

Daher soll mit verschiedenen Maßnahmen die Beschleunigung der Busse erreicht werden. Ziel ist unter anderem, beim Passieren der Knotenpunkte die Verlustzeiten zu minimieren und die Aufenthalte an den Haltestellen zu reduzieren. Die Busse sollen möglichst als "Pulkführer" bevorzugt werden. Dazu sind Haltestellen als Kaphaltestellen, also solche, die in der Fahrbahn liegen und an den Gehweg heranreichen, zu gestalten.

In Tempo-30-Zonen sind die Streckenführungen des Busses mit einer Vorfahrtsberechtigung zu versehen. In engen Straßen mit ständigen Störungen sollen Parkverbote ausgeschildert, auf Streckenabschnitten mit ausgeprägten Störungen eigene Busspuren eingerichtet werden. Bei all den Vorhaben hat man vor allem die verdichteten Räume im Landkreis im Fokus, nicht so sehr die ländlichen.

Die Gemeinde Ottobrunn hat es indes nicht bei den durch den Landkreis angeregten Maßnahmen belassen, sondern hat auch selbst schon Vorhaben angestoßen, die der Busbeschleunigung dienen. So hat der Gemeinderat beschlossen, die Bushaltestellen an der Rosenheimer Landstraße zu verlängern. Denn mit der Änderung des Busfahrplans im Landkreis Mitte Dezember werden auch 20 Meter lange Busse eingesetzt. Sie sind zwei Meter länger als herkömmliche und haben vier Türen, was das Ein- und Aussteigen beschleunigen soll.

Der Vorstoß des Landkreises zur Busbeschleunigung kam laut Loderer genau im richtigen Moment. "Von allem, was den öffentlichen Nahverkehr fördert, bin ich Fan", sagt der Ottobrunner Bürgermeister. Die große Bedeutung des Busverkehrs hat auch Landrat Christoph Göbel (CSU) vor kurzem bei der Bürgerversammlung in Grünwald betont. "Wir geben dafür im Jahr mittlerweile 30 Millionen Euro aus", sagte er.

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SZ vom 16.10.2019/wkr
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