Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Neubiberg:Eine Liste für die Jugend

Die Wählervereinigung der Bundeswehr-Studenten kandidiert gemeinsam mit den neu gegründeten Jungen Neubibergern für den Gemeinderat. Trotz Überschneidungen mit der JU und Unterstützung des CSU-Bürgermeisterkandidaten betonen die Bewerber ihre Überparteilichkeit.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Sie sind alle zwischen 20 und 30 Jahre alt, sie verfolgen gemeinsame Ziele in der Gemeinde Neubiberg und bei dem Treffen im italienischen Lokal Pappagallo merkt man: Die Mitglieder der Überparteilichen Wählervereinigung der Studenten an der Bundeswehruniversität (USU - 100 Prozent Uni) und der Jungen Neubiberger sind auf einer Wellenlänge. Das ist eine gute Basis, wenn man wie sie in nächster Zeit viel zusammenarbeiten will. Konkret haben sie vor, das "Sprachrohr für die jungen Leute in der Gemeinde zu sein", wie USU-Mitglied Lukas Jochum sagt, und deren Anliegen als Gemeinderäte in der nächsten Wahlperiode zu platzieren. Eine gemeinsame Liste für die Kommunalwahl im kommenden März haben sie bereits aufgestellt.

Die jungen Aktiven verstehen sich nicht nur gut, sie haben offenbar auch einen Nerv getroffen. Seit der ehemalige USU-Vorsitzende Sebastian Pflumm auf Lukas Jochum und einen weiteren Kommilitonen wegen der Zukunft der USU im Frühjahr zugekommen war, verzeichnete die Wählervereinigung einen enormen Mitgliederzuwachs. "Wir haben jetzt 60 Mitglieder, das ist toll", sagt Jochum nicht ohne Stolz. Ähnlich begeistert ist Melieni, der für die USU im Gemeinderat sitzt. "Früher hatte die USU sechs oder acht Mitglieder. Da ist mir schon der Mund offen geblieben, als ich die vielen Leute bei der Aufstellungsversammlung gesehen habe."

Die Mitglieder kommen aus allen Fachrichtungen, Jochum beispielsweise studiert Staats- und Sozialwissenschaften an der Bundeswehruniversität, USU-Vorsitzende Julia Schirmer ist Psychologiestudentin. Auch Vertreter des Hochschulgremiums Studentischer Konvent haben sich auf die Liste setzen lassen. "Es gibt so viele Unzufriedenheiten", erklärt Jochum, warum sich relativ einfach so viele Unterstützer fanden. Beispielhaft kritisiert er die Handhabe der Gemeinde bei Ummeldungen der Studenten und das angeblich nicht angemessene Reagieren der Kommune auf die Erweiterung der Universität im Hinblick auf Parkplätze.

Nur aus dem Fundus der Studenten zu schöpfen, ging Jochum und den Mitstreitern aber nicht weit genug. "Es war naheliegend, sich auch mit jungen Leuten von vor Ort zusammenzutun", sagt Jochum. Auch vor dem Hintergrund, dass die Bundeswehr-Studenten in der Regel nicht länger als vier Jahre in Neubiberg leben. So kam es zur Gründung der Jungen Neubiberger um den Vorsitzenden Henrik Spanhake. Die Gruppierung hat mittlerweile rund 20 Mitglieder.

Manche wie Max Lilge, der auch Ortsvorsitzender der Jungen Union ist, haben politische Erfahrung, andere auch nicht. "Es ist schön, wenn die USU mit der Ortsjugend einen gemeinsamen Nenner findet", sagt Lilge. Es sei wichtig, im Vorfeld zusammenzuarbeiten, um "das auffangen zu können, wenn sie versetzt werden", sagt er. Wichtig ist allen Beteiligten, dass das Ganze überparteilich abläuft. Die Kritik, die gelegentlich zu hören ist, die USU sei nur ein verlängerter Arm der CSU, weist Antonio Melieni, selbst JU-Mitglied, von sich. "Wir haben schon eigene Ideen", sagt er.

Die Studenten wünschen sich eine bessere Kommunikation mit der Gemeinde

So haben sich USU-Spitzenkandidat Jochum und seine Mitstreiter einige Themen vorgenommen, die sie anpacken wollen. Insgesamt wünschen sie sich eine bessere Kommunikation mit der Gemeinde. Ein Vorschlag ihrerseits ist, dass sich die Gemeindeverwaltung und der Bürgermeister in der jeweiligen Einführungswoche für neue Studenten im September am Campus vorstellt und dort auch Bürokratisches erledigt werden kann.

Jochum und die anderen beklagen verschiedene unerfreuliche Aspekte. Oft kämen Briefe nicht an, offenbar auch offizielle Schreiben wie Aufforderungen zur Ummeldung. Es sei schon vorgekommen, dass Studenten nur noch der Brief erreichte, der sie zur Ummeldung innerhalb kurzer Zeit aufforderte, sonst sei eine Strafe zu zahlen. CSU-Bürgermeisterkandidat Thomas Pardeller, den die gemeinsame Liste wegen der inhaltlichen und altersmäßigen Gemeinsamkeiten unterstützt, hat laut Jochum in Aussicht gestellt, dass er als Rathauschef regelmäßig zur Universität kommen würde.

Außer der besseren Kommunikation mit der Gemeinde will sich die Liste für diverse Verkehrsthemen stark machen. Die USU wünscht sich eine Verlängerung der U-Bahnlinie U5 mit eigener Haltestelle an der Universität sowie eine Vergrößerung des Parkplatzes an der Zwergerstraße, um den Wegfall der Parkplätze am Ostparkplatz zu kompensieren. Max Lilge fordert, dass das Verkehrskonzept an der Haupstraße "ganzheitlich" angepackt werden müsse. Die Fahrradstreifen etwa vermittelten den Radlern eine falsche Sicherheit, sagt er. "Es gibt immer wieder brenzlige Situationen", sagt er. Derzeit arbeiten USU und Junge Neubiberger in Arbeitsgruppen an einem Wahlprogramm. Ende Januar oder Anfang Februar soll es vorgestellt werden.

Dass sie ihre Anliegen im Gemeinderat einbringen können, dafür sehen Jochum und die anderen gute Chancen. Derzeit vertritt Melieni die USU als Einzelkämpfer im Gemeinderat. Nach der Wahl im März könnte es für eine eigene Fraktion reichen. Denn die Zahl der Studenten an der Bundeswehr-Uni hat sich erhöht, sie stellen jetzt rund ein Drittel der etwa 10 000 Wahlberechtigten in Neubiberg. "Ein zweistelliges Ergebnis müssten wir auf jeden Fall schaffen, also jedenfalls drei Sitze", spekuliert Jochum.

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SZ vom 08.01.2020
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