Weihnachtsvorlieben:Naschwerk zu Feliz Navidad

Weihnachtsvorlieben: Wissen, was sich die Deutschen zu Weihnachten wünschen: Philipp Rauschnabel und Katrin Brunner.

Wissen, was sich die Deutschen zu Weihnachten wünschen: Philipp Rauschnabel und Katrin Brunner.

(Foto: Privat)

Die Bundeswehr-Uni in Neubiberg hat erforscht, was für die meisten Menschen zu Weihnachten gehört: Ohrwürmer und Selbstgemachtes, elektrische Kerzen - und nur noch für die Hälfte ein echter Tannenbaum.

Von Iris Hilberth

Wie sieht das richtige Weihnachtsfest aus? Wer am 20. Dezember seinen Baum kauft, sich hauptsächlich Geld wünscht, aber überwiegend Ess- und Trinkbares geschenkt bekommt, dafür andere mit Selbstgebasteltem überrascht und, bis endlich das Christkind kommt, am liebsten "Feliz Navidad" von José Feliciano hört, weil ihm Rolf Zuckowskis "Weihnachtsbäckerei" schon zu den Ohren herauskommt, dem steht ein ziemlich durchschnittliches Fest bevor. Das ist jetzt auch wissenschaftlich bewiesen.

Professor Philipp Rauschnabel und Katrin Brunner von der Universität der Bundeswehr in Neubiberg haben in diesem Dezember zum zweiten Mal eine Studie zu Weihnachten erstellt und dazu 1000 Personen nach Geschenken, Traditionen und Vorlieben befragt.

Im Vergleich zum Vorjahr, als es den Forschern der Professur für digitales Marketing und Medieninnovation hauptsächlich ums Schenken an Weihnachten ging, interessierten sie sich dieses Mal auch für Kirche, Kerzen, Bäume, Lieder und den Stress, der häufig mit diesem Fest verbunden ist. Ein Hauptaugenmerk lag aber weiterhin auf den Geschenken, bei denen es laut der Studie leichte Veränderungen zu 2018 gibt.

Zwar steht Geld noch immer auf der Wunschliste der meisten (45 Prozent) ganz oben, ist aber um einen Prozentpunkt gefallen und gilt für viele als "Notlösung für alle, die keine Zeit oder Ideen haben", wie die Forscher feststellen. Stark im Kommen sei Persönliches, etwa ein gemeinsamer Ausflug (43 Prozent) oder Reisen (42 Prozent). Auch Selbstgemachtes soll weiterhin hoch im Kurs stehen, Bücher hat man offenbar am liebsten im Süden der Republik auf dem Gabentisch. Wellness- und Beautyprodukte erleben einen Aufschwung um fünf Prozentpunkte.

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft auch im Jahr 2019 meist eine Lücke. Verschenkt werden wohl jede Menge Süßigkeiten und Lebensmittel: Fast 40 Prozent der Befragten haben vor, ihre Lieben mit Naschkram zu beglücken, aber nur 25 Prozent wollen den wirklich haben.

Technikgeschenke wie Smartphones, Tablets, Spielkonsolen oder Fernseher spielen sowohl auf den Wunschzetteln als auch bei den tatsächlich verschenkten Präsenten eine untergeordnete Rolle. Die Neubiberger Wissenschaftler begründen das mit einem gesättigten Markt und kaum echten Innovationen. Die größte Steigerung gibt es bei sogenannten Wearables: Sie klettern von elf auf 15 Prozent, gefolgt von Smart-Home-Produkten, die einen Anstieg von elf auf 14 Prozent verzeichnen. Tablets hingegen sanken auf den Wunschlisten von 23 Prozent in 2018 auf 21 Prozent.

Bei der Frage, wer denn all die Geschenke bringt, zeigen sich große Unterschiede in Deutschland: Im Norden und Osten warten die meisten Leute auf den Weihnachtsmann und nur 13 Prozent schreiben den vollen Gabentisch dem Christkind zu. Im Westen und Süden der Republik setzen hingegen fast 70 Prozent darauf, dass sich das Christkind an Heiligabend spendabel zeigt. Es mag erstaunen, dass sich vor allem in überwiegend katholischen Gegenden das Christkind durchgesetzt hat, ist es doch eigentlich im 16. Jahrhundert von Martin Luther als protestantischer Gegenentwurf zum Heiligen Nikolaus erfunden worden. Zu vielen evangelischen Kindern kommt aber längst der Weihnachtsmann.

Überall wird weder er noch das Christkind eine geschmückte und beleuchtete Tanne vorfinden, denn 30 Prozent der Befragten haben angegeben, Weihnachten ohne Christbaum zu feiern. Etwas mehr als die Hälfte aber stellt einen echten Baum auf, jeder fünfte einen künstlichen. Die meisten planen, ihren Baum am 20. Dezember zu kaufen, die Norddeutschen sogar noch etwas später. Beleuchtet werden die Bäume in den meisten Fällen (82 Prozent) mit elektrischen Kerzen, nur 12,7 Prozent nutzen echte, 4,6 Prozente einen Mix und 0,6 Prozent gar keine. Die Neubiberger Wissenschaftler haben auch festgestellt: 24 Prozent der Akademiker entscheiden sich für echte Kerzen.

All diese Vorbereitung und natürlich dann auch das Fest selbst ist nicht selten mit Stress verbunden. Laut der Studie verursachen den bei Frauen hauptsächlich das Aufräumen und Saubermachen (54 Prozent), das Zubereiten des Weihnachtsessens und familiäre Verpflichtungen (jeweils 32 Prozent). Männer hingegen stressen Weihnachtskarten viel mehr.

Aber auch die Weihnachtsmusik, die schon seit Wochen vor sich hin dudelt, bringt nicht jeden gleichsam in gute Stimmung. "Last Christmas" von Wham etwa - so haben es Rauschnabel und Brunner herausgefunden - kennen zwar 97 Prozent. 48 Prozent finden es sogar gut und sehr gut, am meisten in Ostdeutschland. Insgesamt 33,5 Prozent hingegen bewerten es als "(sehr) nervig". Im Süden übrigens noch mehr.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: