Erst Landtagskandidat der Bayernpartei und der FDP, dann unabhängiger Bürgermeisterkandidat in Aschheim – und jetzt mit eigener, neuer Partei: Nach mehreren gescheiterten Versuchen wagt der Aschheimer Hanf-Unternehmer Wenzel Cerveny einen neuen Anlauf, in die Politik einzusteigen. Mit seiner Cannabis-Social-Club-Partei (CSC) will der 63-Jährige, der aufgrund seines geplanten Cannabis-Klubs seit Monaten mit der Gemeinde Aschheim im Streit liegt, bei der Neuwahl am 23. Februar in den Bundestag.
Erst am vergangenen Samstag hat Cerveny die Partei mit Weggefährten gegründet. Auslöser war seinen Worten zufolge die Nachricht, dass das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) den Antrag eines Münchner Cannabis-Klubs auf Anbaulizenz abgelehnt hat. „Das war unter der Gürtellinie. Da muss auf Bundesebene was gemacht werden“, sagt der selbst ernannte Hanf-König. Er ärgert sich über die Unionspolitiker Markus Söder und Friedrich Merz, die immer wieder ankündigen, im Falle eines Wahlsiegs und einer Regierungsbildung die Legalisierung umgehend rückgängig machen zu wollen.
Die Liberalisierung der Drogenpolitik steht wenig überraschend im Fokus der CSC-Partei. Die Mitglieder hätten aber auch ein provisorisches Programm entwickelt, sagt Cerveny. Darin mischen sich Positionen von Corona- und Klima-Leugnern: Deutschland solle die Weltgesundheitsorganisation WHO verlassen, mRNA-Impfungen einstellen und Ärzte, die solche verabreichen, sollten zu Schadenersatz verurteilt werden. Dass Kohlendioxid ein Klimatreiber ist, bestreitet die CSC-Partei, bei diesen – wissenschaftlich belegten – Behauptungen handle es sich um „Betrug“. Gleichzeitig fordert die neue Partei kostenlose Kindergärten für alle und Gratis-Fahrten für Senioren im öffentlichen Nahverkehr.
Es habe schnell gehen müssen, sagt Cerveny zu dem Programm, daher sei nicht alles ganz ernstzunehmen. „Es gehört noch ausgefeilt.“ Circa 25 Mitglieder hat die Partei dem Gründer zufolge bisher. Am Wochenende wollen sie ihre bayerische Landesliste aufstellen, danach steht die größte Hürde an: Um zur Wahl zugelassen zu werden, müssen Unterschriften gesammelt werden. In Bayern sind dem Hanf-Unternehmer zufolge 2000 nötig – und zwar bis Mitte Dezember. Cerveny und seinen Mitstreitern blieben also nur zwei Wochen. Das sei eigentlich kaum zu schaffen, räumt er ein.
„Die Piratenpartei hat es auch auf Anhieb geschafft“
Diese Erfahrung hat der 63-Jährige auch schon in Aschheim gemacht, wo er an diesem Sonntag als Bürgermeisterkandidat antreten wollte. 120 Unterschriften hätte er dafür gebraucht, gerade einmal 21 sind es geworden. Cerveny setzt nun auf die Unterstützung anderer Cannabis-Klubs. „Rein theoretisch ist es machbar. Die Piratenpartei hat es auch auf Anhieb geschafft.“
Aus der FDP, für die er 2018 in den Landtag einziehen wollte, ist der Unternehmer inzwischen ausgetreten. Kürzlich hatte er sich noch im Wahlkreis Ebersberg als Direktkandidat für die Bundestagswahl beworben, war aber gegen den FDP-Landesvorsitzenden Martin Hagen unterlegen.