Das Erfreulichste vorneweg: So viele Wählerinnen und Wähler wie selten haben am Sonntag ihr Wahlrecht genutzt und in den 29 Kommunen des Landkreises München, mit knapp 360 000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Landkreis des Freistaats, ihre Stimme abgegeben. Am höchsten lag die Wahlbeteiligung dabei in Unterhaching mit rekordverdächtigen 91,2 Prozent. Damit läuft die Stadt der Gemeinde Baierbrunn den Rang ab als Kommune mit den eifrigsten Wählern.
Der Wahlkreis München-Land ist seit 1953 fest in CSU-Hand. Florian Hahn gelang es seit 2009 durchgehend, das Ticket als Direktkandidat zu lösen. Dieses Jahr darf sich der Ottobrunner noch über einen deutlichen Stimmenzuwachs gegenüber 2021 freuen. In drei Kommunen gelingt ihm gar der Sprung über die 50 Prozent: In Grünwald erhält Hahn mehr als 56 Prozent der Erststimmen, in Straßlach-Dingharting geben ihm 52,1 Prozent und in Brunnthal 50,9 Prozent ihre Stimme. Damit liegt er jeweils vor dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei. Die CSU ist 2021 im Wahlkreis München-Land mit 32,6 Prozent stärkste Partei geworden; dieses Jahr schneidet sie bei den Zweitstimmen noch stärker ab.
Die Grünen erhalten - entgegen dem Bundestrend - Rückendeckung aus dem Landkreis. In Baierbrunn geben 22,8 Prozent der grünen Partei ihre Zweitstimme, Direktkandidat Anton Hofreiter darf sich sogar über 27,4 Prozent Zustimmung aus der Isartalgemeinde freuen, das ist mehr als vor drei Jahren; dabei liegt der grüne Direktkandidat dennoch weit abgeschlagen hinter Hahn (CSU).Auch in Oberhaching (21,1 Prozent), Neuried, Gräfelfing (jeweils 20,2 Prozent) und Garching (18,4 Prozent) erhalten die Grünen bei den Zweitstimmen ein starkes Ergebnis.
Die FDP hingegen ist selbst in ihren Hochburgen im wohlhabenden Landkreis München abgestürzt. 2021 hatten die Freien Demokraten noch 14,4 Prozent der Zweitstimmen erhalten, dieses Mal sind es gerade einmal gute sechs Prozent. Selbst in Grünwald oder Pullach, wo die FDP vor drei Jahren 24,4 respektive 19,9 Prozent erzielen konnte, sind es heuer gerade einmal 12,5 beziehungsweise 10,4 Prozent. Direktkandidat Thomas Klaue kommt lediglich einmal auf einen Spitzenwert von 8,9 Prozent, und zwar in seiner Heimatgemeinde Pullach.
Einen enttäuschenden Wahlabend verlebt auch SPD-Kandidat Korbinian Rüger. Seine Partei und er wussten nicht zu verfangen mit ihren Themen, weder bundesweit noch in der Region. Bei der Bundestagswahl 2021 konnte er noch Spitzenwerte von 19,9 Prozent verbuchen, diesmal reicht es nur noch zu maximal 16,8 Prozent für den Direktkandidaten, in der Universitätsstadt Garching.

Bundestagswahl im Landkreis München:Der Jubel bleibt aus
Bei den Wahlpartys der CSU, der AfD und den Grünen kommt kaum Stimmung auf. Alle hatten sich bessere Ergebnisse erhofft. Und der SPD ist ohnehin nicht zum Feiern zumute.
Die AfD hingegen ist im Aufwind, auch im Landkreis München. Fast in allen 29 Kommunen springt die Partei über zehn Prozent; 2021 kam sie noch auf 5,3 Prozent. In Aying und Brunnthal erfährt die AfD dabei den meisten Zuspruch und kommt auf 16,9 beziehungsweise 16,8 Prozent der Stimmen. In der einwohnerstärksten Kommune, der Stadt Unterschleißheim, stimmen 14 Prozent für die AfD, ebenso wie in Sauerlach. Direktkandidat Gerold Otten kommt in Aying und Brunnthal mit je 15,2 Prozent auf den zweiten Rang hinter Mandatsgewinner Florian Hahn (CSU). Am wenigsten Stimmen erhält die AfD in Pullach mit 7,5 und Gräfelfing mit 8,8 Prozent.
Die Linke überspringt in einigen Kommunen die Fünf-Prozent-Hürde, in Taufkirchen und Garching fährt sie mit 6,7 respektive 6,6 Prozent ihr bestes Ergebnis ein. Direktkandidatin Katinka Burz aus Kirchheim erhält von den Taufkirchnern 5,7 Prozent. In Unterföhring, immerhin eine der reichsten Kommunen im Landkreis, stimmen 6,2 Prozent für die Linke.
Die Freien Wähler und ihr Direktkandidat Otto Bußjäger müssen den Wahlabend mit einem gezwungenen Lächeln ertragen. Sie bleiben wie auch im Bund weit hinter ihren Hoffnungen zurück. Einzig in Aying (4,6 Prozent der Zweistimmen) und Ismaning (3,3 Prozent) hebt sich der Zustimmungsbalken ein wenig. Bußjäger erzielt in Aying einen kleinen Achtungserfolg von 5,9 Prozent.
Den Heimvorteil weiß neben FDP-Mann Klaue auch SPD-Kandidat Rüger zu nutzen, er holt in Planegg 18,3 Prozent der Erststimmen.