Bundestagswahl im Landkreis MünchenFrühwarnsysteme und Schwammstädte

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Die Direktkandidaten Florian Hahn (CSU), Gerold Otten (AfD), Thomas Klaue (FDP), Otto Bußjäger (FW), Korbinian Rüger (SPD), Katinka Burz (Linke) und Anton Hofreiter (Grüne) skizzieren ihre Agenda zu wichtigen Themenfeldern. Die Bilder zeigen sie von links oben im Uhrzeigersinn.
Die Direktkandidaten Florian Hahn (CSU), Gerold Otten (AfD), Thomas Klaue (FDP), Otto Bußjäger (FW), Korbinian Rüger (SPD), Katinka Burz (Linke) und Anton Hofreiter (Grüne) skizzieren ihre Agenda zu wichtigen Themenfeldern. Die Bilder zeigen sie von links oben im Uhrzeigersinn. (Foto: Claus Schunk, Sebastian Gabriel, Johanes Simon)

Bei der Reaktion auf den Klimawandel setzen die Direktkandidaten im Wahlkreis München-Land unterschiedliche Schwerpunkte. Nur einer leugnet das Problem.

Noch vor drei Jahren war bei der Bundestagswahl der Klimawandel das beherrschende Thema; wenige Wochen vor der Wahl erschütterte das Hochwasser an der Ahr und anderen Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen die Republik. In diesem Jahr dominieren andere Themen von der Migration über die Inflation bis zur schwächelnden Wirtschaft den Wahlkampf. Doch die Klimakrise ist nicht vorbei. Die SZ hat die Direktkandidaten der wichtigsten Parteien im Wahlkreis München-Land, welche Rezepte sie gegen die Folgen von Unwettern und Hitzewellen haben.

Emissionshandel und Klimaanpassung

Florian Hahn (CSU): Klimaschutz und Klimaanpassung sind zwei Seiten einer Medaille. Wir wollen Klimapolitik mit den Menschen machen und die ideologiegetriebene Klimapolitik der Ampel beenden. Wir brauchen Technologieoffenheit und echte Wahlfreiheit. Dazu werden wir den Emissionshandel weiterentwickeln, um die marktwirtschaftlich effizientesten Lösungen zur Begrenzung der Emissionsmenge zu finden und damit das Klima bestmöglich zu schützen. Gleichzeitig werden wir in die Klimaanpassung investieren und brauchen da vor allem die Kommunen als Partner für dieses Querschnittsthema. Klimaanpassung fängt beim Städtebau an, beispielsweise bei der Verschattung oder beim Zugang zu Wasserspendern, geht über naturbasierte Lösungen zur Steigerung der Widerstandsfähigkeit der Landschaft und hört bei der Erhöhung des Hochwasserschutzes nicht auf.

Erneuerbare Energie und mehr Grün

Anton Hofreiter (Grüne): In der Ortsplanung gilt es, unsere Wohnorte so zu gestalten, dass die Menschen vor Hitze, Dürren, Starkregen und Hochwasser möglichst gut geschützt sind. Neben dem Konzept der Schwammstadt, weniger Versiegelung, mehr Bäumen und Grünflächen haben die Kommunen viele Möglichkeiten. Maßnahmen wie Hochwasserschutz, Renaturierung von Flüssen und Moore sind zügig umzusetzen. Durch proaktives Handeln können wir die Auswirkungen des Klimawandels abmildern und die Lebensqualität vor Ort erhalten. Aber vor allem müssen die fossilen Brennstoffe in der Erde bleiben und die erneuerbaren Energien müssen zügig ausgebaut werden. Mit einem sozial gestaffelten Klimageld sorgen wir dafür, dass die Menschen die Mittel haben, um den Umstieg in die klimaneutrale Zukunft zu bewältigen.

Stadtplanung mit sozialer Gerechtigkeit

Korbinian Rüger (SPD): Ich fordere Investitionen in Klimaanpassung, mehr Grünflächen in Städten und bessere Hitzevorsorge in Krankenhäusern und Altenheimen. Hochwasserschutz muss verstärkt und Katastrophenschutz ausgebaut werden. Hier haben wir im Landkreis zum Beispiel am Hachinger Bach großen Nachholbedarf. Ich will eine Stadtplanung, die Klimaschutz mit sozialer Gerechtigkeit verbindet. Kommunen brauchen mehr Mittel für nachhaltige Projekte.

Wohlstand hat Vorrang

Gerold Otten (AfD): Klimawandel gab es zu allen Zeiten. Er ist ein komplexes Phänomen, verursacht durch eine Vielzahl von Faktoren. Die Frage nach dem Anteil des Menschen am Klimawandel ist wissenschaftlich ungeklärt. Darauf lässt sich keine Tausende Milliarden Euro kostende sogenannte Energiewende aufbauen. Es gibt daher auch keinen Grund, die notwendige und sinnvolle Nutzung fossiler Energien, also Kohle, Erdgas, Erdöl, zu beschränken oder gar zu verbieten. Der Versuch, das Klima über einen reduzierten CO₂-Ausstoß steuern zu wollen, bedroht deshalb nicht nur unseren Wohlstand in Deutschland, sondern lenkt auch weltweit Volksvermögen um, das für die Bekämpfung von Armut, Krankheit und Hunger dringend benötigt wird.

Smarte Technologien

Thomas Klaue (FDP): Wir brauchen technologische Innovationen und pragmatische Lösungen. Frühwarnsysteme und Katastrophenschutz müssen modernisiert und stärker vernetzt werden, um die Bevölkerung besser zu schützen. Städte sollten durch mehr Grünflächen, kühle Fassaden und schattenspendende Bäume widerstandsfähiger gegen Hitzewellen gemacht werden. Im ländlichen Raum sind Investitionen in Hochwasserschutz, renaturierte Auen und moderne Entwässerungssysteme entscheidend. Wir können durch den Einsatz smarter Technologien, wie KI-gestützte Wettervorhersagen, eine Vorreiterrolle einnehmen. Gleichzeitig sind die bestehenden Förderprogramme für klimagerechten Städtebau und Landwirtschaft konsequent weiterzuentwickeln.

Frühwarnsysteme für alle

Katinka Burz (Linke): Damit Städte im Sommer nicht wie Backöfen wirken, brauchen wir mehr schattige Plätze und grüne Dächer, die uns vor der Hitze schützen. Wir brauchen eine robuste Entwässerung und wetterfeste Gebäude, die auch bei Sturm und Regen standhalten. Frühwarnsysteme für alle – schnelle, öffentliche Warnungen, damit jeder rechtzeitig vor Hitzewellen oder Unwettern geschützt ist. Schutz vor extremem Wetter muss für alle zugänglich sein, besonders für die, die sich keine teuren Klimaanlagen leisten können.

Ökologische Bildung

Otto Bußjäger (Freie Wähler): Klima- und Umweltschutz betrifft uns alle und nur gemeinsam können wir es schaffen, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Jedem Menschen sollte der ökologische Fußabdruck, den er täglich hinterlässt, bewusst sein. Ein Anliegen ist es mir deshalb auch, dass dieses Thema als „Ökologische Soziallehre“ in den Lehrplan aller Bildungseinrichtungen verankert wird. Es braucht Dekarbonisierung in allen Bereichen, moderne Bebauungspläne und Schwammstädte; Dach und Fassadenbegrünung und mehr Durchgrünung der Siedlungen; Frischluftschneisen müssen erhalten werden. Die Vorsorge im Bereich Zivil- und Katastrophenschutz, das Pflanzen von Bäumen und die Entsiegelung im bebauten Bereich gehören ebenso dazu wie kühle Räume und öffentliche Trinkbrunnen.

Die SZ hat zur Bundestagswahl die Direktkandidatinnen und -kandidaten der großen Parteien nach ihren Lösungsvorschlägen zu den großen aktuellen Herausforderungen gefragt. Die Antworten zu allen Fragen und Themen finden sie hier.

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