Bundestag:Verliererjubel

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Warum sich FDP-Mann Axel Schmidt freut, dass er es nicht nach Berlin geschafft hat

Aus Axel Schmidt spricht die pure Erleichterung. Er musste doch nicht nach Berlin, in diesen Moloch, wo seit Kurzem das zweitgrößte Parlament der Welt tagt. Schmidt war ja als Direktkandidat der FDP bei der Bundestagswahl im September angetreten, was ein aussichtsloses Unterfangen darstellte, und auf der Landesliste der Liberalen war der Oberhachinger so schlecht platziert, dass es auch auf diesem Wege nicht für den Mega-Bundestag mit seinen 736 Parlamentariern reichte. Und so kann Schmidt zufrieden feststellen: "Ich bin froh, dass der Bundestag nicht noch größer ist und ich ihm somit nicht angehöre." Der Wahlverlierer jubiliert.

Jetzt hat es sich Schmidt gemeinsam mit zahlreichen Kollegen aus seiner Partei zur Aufgabe gemacht, Deutschlands Top-Position in der Welt zunichte zu machen. "Deutschland liegt auf Platz zwei und hat Indonesien und Nordkorea überholt", stellt er fest - also bei der Zahl der Abgeordneten. 692 sind es in der Beratenden Volkskammer in Indonesien, 687 in der Obersten Volksversammlung in Kim Jong-uns Reich - nur China schwebt mit 2980 Mandatsträgern in seinem Marionetten-Parlament in unerreichbaren Sphären. Den Rekord kann nicht einmal die CSU mit ihren Überhangmandaten gefährden.

Und genau die will die Gruppe um Schmidt mit einem Antrag beseitigen, der auf dem Parteitag der bayerischen FDP am Wochenende eine Mehrheit gefunden hat. Konkret fordern die bayerischen Liberalen eine Regelgröße des Bundestages mit 600 Sitzen und höchstens 220 Wahlkreisen, in denen die Direktmandate im Zweifelsfall durch eine Stichwahl vergeben werden. Selbst das hätte Axel Schmidt bei der Bundestagswahl nichts geholfen. Aber er wollte ja eh nicht ins Parlament.

© SZ vom 09.11.2021 / müh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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