Bürgerversammlung:"Wir können es uns leisten"

Bürgermeister Schelle ermahnt die Oberhachinger zu mehr Klimabewusstsein und wirbt für Geothermieanschlüsse

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Neulich hat Bürgermeister Stefan Schelle Besuch von der Klasse 1o d des Oberhachinger Gymnasiums bekommen. Es ging um Klimaschutz und ums Bäume pflanzen. "Die sind alle ganz große Greta-Fans", berichtete der CSU-Politiker am Mittwochabend bei der Bürgerversammlung. Warum er das erzählte? Er findet das Engagement wichtig und betonte: "Man kann nicht sagen: ja, ja die Kinder." Schelle stellte den Schülern in Aussicht, auf Ausgleichsflächen Bäume zu pflanzen, das könne man schon machen. Er gab ihnen aber auch mit auf den Weg, mal auszurechnen, wie viele das sein müssten, um etwa die CO₂-Emissionen ihrer täglichen Handy-Nutzung oder letzten Flugreise auszugleichen.

Schelle nutzte die Bürgerversammlung, um die Oberhachinger - neben Rundum-Informationen über die Gemeindefinanzen und den geplanten Schulcampus - auf eine aktive Beteiligung an der Energiewende einzuschwören. Schließlich sei man inzwischen "Klimaschutzgemeinde". Der Titel, den Oberhaching sich selbst gegeben hat, ist neu. Die Bemühungen, in dieser Hinsicht zukunftsträchtig zu werden, gibt es schon länger. "Wir hatten bereits ein Hackschnitzelkraftwerk, da war Greta noch gar nicht geboren", sagte Schelle. Mittlerweile setzt Oberhaching bekanntlich auf die Geothermie. Zig Millionen sind in den Ausbau des Netzes geflossen, inzwischen gibt es nur noch an den Ortsrändern einige Straßen, in denen die Leitungen noch verlegt werden müssen.

Allerdings machte Schelle auch deutlich, dass sich noch viele in Oberhaching zieren, ihr Gebäude an die Geothermie anschließen zu lassen. "Die sagen mir dann, das Heizöl ist gerade so billig, da will ich noch einmal tanken", berichtete der Bürgermeister. Dass die gleichen Leute dann aber schimpfen, die Politik würde nicht genug für den Klimaschutz tun, ärgert ihn schon. Genauso wie Bürger, die ihm erklärten, ein Geothermieanschluss würde ja mitten durch das Rosenbeet verlaufen, und die Rosen blühten so schön. "Wenn wir nichts tun, blühen die in zehn Jahren vielleicht überhaupt nicht mehr, weil es nicht mehr genügend Wasser für die Rosen gibt", gab Schelle zu bedenken. Die paar Euro, die jetzt die Geothermie noch mehr koste als eine Gas- oder Ölheizung, hätten die meisten doch übrig, wenn er bedenke, für was alles Geld ausgegeben werde. Schelle findet: "Wir können es uns leisten."

Pro Kopf betrugen die CO₂-Emissionen in Oberhaching bei der Messung vor drei Jahren 6,36 Tonen. "Der Wert ist noch relativ gut, aber da ist weder das Googeln am Handy mit hohem Stromverbrauch irgendwo, wo der Server steht, noch die Flugreise mit eingerechnet", sagte Schelle. Relativ hoch ist bei diese Aufstellung der Stromverbrauch mit 39 Prozent, gefolgt von der Mobilität mit 20 Prozent. Der Bürgermeister forderte daher alle auf, "sich auf den Weg zu machen" und auch Strom einzusparen.

46 350 Megawattstunden Strom hat Oberhaching im Jahr 2017 verbraucht. 54 Prozent gingen auf das Konto des Gewerbes, 43,2 benötigten die Privathaushalte und 2,5 Prozent die öffentliche Hand. Ein "Energiemonitor" auf der Webseite der Gemeinde zeigt inzwischen nahezu in Echtzeit Erzeugung und Verbrauch an. Oberhaching wolle in Zukunft stromautark werden, erläuterte Schelle und verwies auf ein umfassendes Konzept mit der in Betrieb gegangenen Stromerzeugung aus der Geothermie und dem Strom der Gemeindewerke, der zu hundert Prozent aus Wasserkraft gewonnen wird.

Intelligente Stromzähler und Steuerungen der Abnehmer im Haus sprach Schelle an sowie den Einstieg in das Pilotprojekt "Kophis". Dabei geht es um die Sicherstellung der Versorgung von pflege- und hilfsbedürftigen Menschen bei Extremwetterlagen oder anderen Katastrophensituationen - auch falls der Strom ausfallen sollte. Dass den Bürgern das Thema Klimaschutz wichtig ist, zeigte sich an verschiedenen Wortmeldungen. Eine Anregung will Schelle gerne aufgreifen: die Oberhachinger aufzufordern, im Sommer die gemeindeeigenen Bäume vor der Haustür zu gießen.

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