Bürgerversammlung:Ost gegen West

Bürgerversammlung: Bei Wolfratshausen wird Trinkwasser der Loisach gespeichert, das auch den Weg in Ottobrunner Haushalte findet. Die Stadtwerke liefern es dorthin.

Bei Wolfratshausen wird Trinkwasser der Loisach gespeichert, das auch den Weg in Ottobrunner Haushalte findet. Die Stadtwerke liefern es dorthin.

(Foto: Hartmut Pöstges)

In Ottobrunn regeln die Stadtwerke München und der kommunale Eigenbetrieb die Wasserversorgung - mit einer signifikanten Preisspanne. Die Gemeinde will den Tarif in ihrem Gebiet nun erhöhen

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Der Ottobrunner Osten gehört der Landeshauptstadt - den Westen kontrolliert die Gemeinde noch immer selbst. Die Kommune mit knapp 22 000 Einwohnern ist geteilt, wenn es um die Wasserversorgung geht; und dadurch unerscheiden sich die Ottobrunner, sobald sie den Wasserhahn aufdrehen.

Die Versorgung der Bevölkerung gehört ja zu den ureigensten Aufgaben der Kommunen; sie sind dafür verantwortlich, dass ihre Bürger stets uneingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Das freilich nicht ganz kostenlos aus der Leitung sprudelt. Die Städte und Gemeinden übernehmen diese Aufgabe in der Regel selbst oder übergeben sie der Verantwortung kommunaler Unternehmen. Zum Beispiel der Stadtwerke.

In Ottobrunn aber herrscht ein gewisses Ungleichgewicht bei der Versorgung. Denn in der flächenmäßig kleinsten Kommune des Kreises gibt es gleich zwei kommunale Anbieter, die den nassen Markt unter sich aufgeteilt haben: Östlich der S-Bahntrasse sind die Stadtwerke München für die Wasserversorgung der Ottobrunner zuständig, westlich der S 7 gewissermaßen die kleine, ländliche Schwester - der Ottobrunner Eigenbetrieb Wasserversorgung. Und während also die Ost-Ottobrunner in den Genuss jenes Münchner Wassers kommt, das aus den Alpen über die Mangfall und Loisach herabsprudelt, werden die West-Ottobrunner mit - nicht minder spritzigem - Trinkwasser aus den Tiefen der Schotterebene bedient. Ohnehin könnte man auf den Gedanken kommen: Wasser ist doch eh Wasser.

Schon richtig, wäre da nicht der Preis. Denn wenn es um die Kubikmeter-Abgabe für das in beiden Fällen hervorragende Trinkwasser geht, sind die Ottobrunner tatsächlich nicht mehr so gleich. Der Eigenbetrieb Wasserversorgung verlangt für den westlichen Kubikmeter 83 Cent von den Bürgern, während die Stadtwerke mit brutto 1,63 Euro fast doppelt so teuer sind.

Auf der Bürgerversammlung der Gemeinde kam genau diese Diskrepanz daher wieder einmal zur Sprache. Ein Ost-Ottobrunner beschwerte sich zum wiederholten Male über den deutlich höheren Preis im Territorium der Stadtwerke - musste aber gleichermaßen wie schon des Öfteren die Antwort des Ottobrunner Bürgermeisters Thomas Loderer (CSU) zur Kenntnis nehmen, die Gemeinde habe keinen Einfluss auf die Tarifstruktur der Stadtwerke. Sondern nur auf die des kommunalen Eigenbetriebs. Und die werde sich in absehbarer Zeit ändern, ließ Loderer verlautbaren. Denn der Kubikmeterpreis im westlichen Ottobrunn müsse angehoben werden, sagte der Bürgermeister - konkrete Zahlen aber konnte er noch nicht nennen. "Es ist aber klar, dass wir die Preise anpassen müssen, denn dem Eigenbetrieb entstehen natürlich auch Kosten", sagte Loderer. Insbesondere die Instandhaltung und Erneuerung des Leitungsnetzes sei mit erheblichen Kosten verbunden. Angesichts der angespannten Haushaltssituation der Gemeinde, die in den kommenden Jahren aufgrund der massiven Investitionen in Schulsanierungen und -neubauten in eine Neuverschuldung in Millionenhöhe rutschen werde, sei eine Tariferhöhung unumgänglich. Allerdings eine moderate, die nicht an den Preis der Stadtwerke heranreichen werde, den Loderer ohnehin als "noch sehr günstig" bezeichnete.

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