Bürgerversammlung Taufkirchen:Ein unvorhergesehener Wunsch

Schulschwimmen in München, 2016

Ein Lehrschwimmbecken wünschen sich die Taufkirchner, die zur Bürgerversammlung gekommen sind.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Taufkirchen muss den Bau eines Lehrschwimmbeckens prüfen. Die Bürgerversammlung hat einen entsprechenden Antrag angenommen. Ansonsten geht es um Lärmschutz, rasende Radler, Hundekot und Straßenlaternen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Die Taufkirchner Bürgerversammlung hat diesmal Unvorhergesehenes gebracht. Genau dieses Wort prangte nämlich auf dem Schildchen, das auf einem der Tische im spärlich besetzten Saal des Ritter-Hilprand-Hofs stand. Wer das Schild mit dem Schriftzug "Unvorhergesehenes" aufgestellt hatte und weshalb, das wusste auch Bürgermeister Ullrich Sander (parteifrei) nicht. Zumal es so gar nicht zu dieser Bürgerversammlung passte, bei der vornehmlich bekannte Sorgen und Klagen zur Sprache kamen.

Zuvorderst ging es um den Dauerbrenner Tempolimit auf der A 995. Bürger beschwerten sich über rasende Radler in der Eschenpassage, weggeworfene Hundekotbeutel in der Hainbuchenstraße und - auch das ein Klassiker - über defekte Straßenlaternen. Etwas Neues gab's aber doch, und zwar die Anregung von Jutta Beier. Ihre Tochter sei eben eingeschult worden, erzählte die Taufkirchenerin. Und nun habe sie festgestellt, "dass überhaupt kein Schwimmunterricht angeboten wird". Von daher forderte die Mutter den Bau eines Lehrschwimmbads im Ort - ähnlich jenem an der Lenbachallee in Ottobrunn, wo sich zeige, so Beier, "dass so ein Schwimmbad nicht nur von der Schule genutzt wird, sondern zum Beispiel auch von Vereinen".

Eine Grundschule für 34 Millionen Euro

Mit Blick auf die Finanzlage der Gemeinde bräuchte es jedoch - um beim Schild zu bleiben - wohl einen unvorhergesehenen Geldregen, um diesen Wunsch zu erfüllen. "Wir haben dicke Aufgaben vor uns", sagte Sander nach der Versammlung auf Rückfrage. So hat gerade erst der Bau der 34 Millionen Euro teuren neuen Grundschule Am Wald begonnen; überdies müsse man in Sachen Kinderbetreuung bald etwas tun, sagte Sander. Dennoch wurde Jutta Beiers Antrag, wonach die Gemeinde den Bau eines Lehrschwimmbads prüfen soll, von der Bürgerversammlung bei nur einer Gegenstimme angenommen. Folglich muss sich der Gemeinderat binnen drei Monaten damit beschäftigen.

Gleiches gilt für das Anliegen von Hermann Wizgall, dessen Antrag von den kaum hundert Besuchern ebenfalls mehrheitlich befürwortet wurde. Er forderte die Errichtung von festen Blitzern auf der A 995, um das nächtliche Tempolimit zu kontrollieren. Darauf entgegnete Sander, dass die Gemeinde dies schon mehrfach angeregt habe. Das zuständige Innenministerium sehe jedoch keinen Anlass, weshalb ein neuerlicher Anlauf kaum Erfolgschancen habe - "solange der gleiche Innenminister im Amt ist", so Sander.

Ähnlich verhalte es sich bei den Bemühungen von Unterhaching und Taufkirchen um ein generelles Tempolimit von 80 Kilometern pro Stunde auf der A 995 aus Lärmschutzgründen. Diesem Wunsch habe das Ministerium eine Absage erteilt, worauf in den Kommunen Unterschriften gesammelt worden seien, sagte Sander. "Im Moment haben wir jeweils 500. Aber mit 1000 Unterschriften brauchen wir im Ministerium nicht aufschlagen." Jedoch kündigte der Rathauschef an: "Wir werden auf jeden Fall noch mal vorsprechen, wenn sich im Ministerium personell etwas tut."

Vor den Bürgerfragen hatte Sander berichtet, dass das Haushaltsvolumen heuer auf 70 Millionen Euro angewachsen sei; die Pro-Kopf-Verschuldung liege bloß bei 3,87 Euro. Ausbaufähig sind die Gewerbesteuereinnahmen, die 2018 laut Prognose 10,7 Millionen Euro betragen. Umgerechnet je Einwohner belege man damit den vorletzten Platz aller Kreisgemeinden. Positiv hob Sander hervor, dass man alle Kinderbetreuungswünsche der Eltern habe erfüllen können. Und er verwies auf diverse Bauprojekte, die endlich ins Rollen gekommen seien: Außer der Grundschule errichte die Gemeinde 50 Wohnungen am Riegerweg; zudem wird dort ein Einkaufsmarkt entstehen, der 2019 seine Türen öffnen soll.

Dazu kommen noch neue Immobilien in den Riegerhöfen, obgleich die dortigen Eigentumswohnungen laut Sander "nicht gerade zum günstigen Wohnraum gehören". In der Lindenpassage, wo die Bagger eigentlich längst rollen sollten, herrscht dagegen Stillstand. Grund hierfür sind Mietverträge mit Bestandsschutz. Einer davon laufe bis 2022, "der zweite sogar noch länger", hat Sander unlängst verraten. Und so bleibt Gemeinde und Investor die Hoffnung, dass die verbliebenen Mieter doch noch zum Auszug überredet werden können. Das wäre dann freilich wirklich etwas Unvorhergesehenes.

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