Bürgertreff Taufkirchen:Die WG-Zeit ist vorbei

Bürgertreff Taufkirchen: In der Anfangszeit war der Bürgertreff in der Lindenpassage untergebracht, das Mobilar war gebraucht und bunt zusammengewürfelt. Das Foto entstand 2009 und zeigt (von links) Herbert Böhm, Ulrich Pabst, Rukiye Güney und Peter Soellner.

In der Anfangszeit war der Bürgertreff in der Lindenpassage untergebracht, das Mobilar war gebraucht und bunt zusammengewürfelt. Das Foto entstand 2009 und zeigt (von links) Herbert Böhm, Ulrich Pabst, Rukiye Güney und Peter Soellner.

(Foto: Claus Schunk)

Als der Taufkirchner Bürgertreff vor zehn Jahren gegründet wurde, mussten die Initiatoren von der Agenda 21 viel improvisieren. Heute gibt es gut eingerichtete Räume und ein festes Programm.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Ein gebrauchtes Sofa, Stühle in verschiedenen Farben und Formen, und das sonstige Mobiliar hier und dort zusammengesammelt: Die Einrichtung im Taufkirchener Bürgertreff wirkte in dessen Anfangszeit leicht chaotisch, aber charmant. "Ein bisschen sah es aus wie in einer Studenten-WG", erinnert sich Gabi Zaglauer-Swoboda, die seit der Gründung dabei ist.

"Die Gemeinde hat damals Miete und Reinigung bezahlt, aber um alles andere mussten wir uns kümmern - nach dem Motto: Bürger für Bürger." Und so habe zu Beginn eine "improvisierte und abenteuerliche Atmosphäre" geherrscht, sagt Gabi Zaglauer-Swoboda - was durchaus zur inhaltlichen Konzeption der Einrichtung passte, die an diesem Mittwoch vor genau zehn Jahren in der Lindenpassage eröffnet wurde.

"Wir haben am Anfang viel ausprobiert, um das Wochenprogramm mit Leben zu erfüllen", erzählt Zaglauer-Swoboda. Heute ist der Bürgertreff eine etablierte Institution in der Gemeinde - und meist gut besucht. "Wenn etwas angeboten wird, kommt eigentlich immer jemand vorbei", sagt Ursula Schulze, die von mindestens zehn Besuchern pro Tag spricht. Sie hatte als Mitglied der Agenda 21 vor mehr als zehn Jahren die Idee zu einem Bürgertreff im Ortsteil Am Wald. Das Ziel sei es gewesen, ein "niederschwelliges Angebot" zu schaffen, wo sich die Anwohner beraten lassen und Informationen einholen können - über die Gemeinde, aber auch über die Angebote der Vereine und Gruppen im Ort.

"Der Bürgertreff sollte zudem eine Verbindung zwischen dem Ortsteil Am Wald und Alt-Taufkirchen herstellen", sagt Bernd von Loeben, der ebenfalls seit Anbeginn zum Leitungsteam gehört. Die Einrichtung sei von Anfang an gut angenommen worden - "weil eigentlich immer etwas los war", so von Loeben.

Vorteilhafte zentrale Lage

Sechs Jahre residierte der Bürgertreff in der Lindenpassage, die in dieser Zeit zunehmend mit Leerstand zu kämpfen hatte. 2015 zog die Einrichtung dann zusammen mit dem Quartiersladen des Städtebauförderprogramms Soziale Stadt in neue, deutlich größere Räumlichkeiten in der Eschenpassage um. "Unser Vorteil ist, dass wir sehr zentral liegen", sagt Ursula Schulze. "So können zum Beispiel die Bewohner der umliegenden Sozialwohnungen einfach vorbeischauen, wenn sie einen Brief von einer Behörde nicht verstehen oder Hilfe beim Ausfüllen eines Antrags benötigen."

Zur Beratung gesellt sich, zumeist werktags von 10 bis 18 Uhr, ein breit gefächertes Programm - von der täglichen Hausaufgabenbetreuung über das Seniorencafé am Montag und Donnerstag und bis hin zu regelmäßigen Sprechstunden, etwa der Polizei, des Sozialverbands VdK, der Vereine Integra (Menschen mit Behinderung) und Lotse (Kinder- und Jugendhilfe) sowie des Helferkreises Asyl.

Dazu kommen eine wöchentliche Bastelstunde der Nachbarschaftshilfe und vierteljährlich ein Repair-Café, in dem jeder seine defekten Geräte reparieren lassen kann. "Es war von Anfang an geplant, möglichst viele Vereine und Gruppen mit ins Boot zu holen", sagt Ursula Schulze, die aktuelle Vorsitzende des Leitungsteams. "Die einzige Regel ist, dass im Bürgertreff nichts Politisches und nicht Religiöses stattfinden soll."

Den zehnten Geburtstag der Einrichtung werde man am Mittwoch im kleinen Kreise mit den aktiven Mitarbeitern feiern, sagt Ursula Schulze. Diese arbeiten rein ehrenamtlich, was oftmals ein Problem darstelle, "weil wir nicht mal eine Aufwandsentschädigung zahlen können", sagt die Vorsitzende. Dennoch gibt sie sich zuversichtlich, was die Zukunft des Bürgertreffs anbelangt.

Schließlich werde er mehr denn je gebraucht, findet Gabi Zaglauer-Swoboda - auch, weil zwischen den Ortsteilen Am Wald und Alt-Taufkirchen weiterhin eine Kluft bestehe. "Der Bürgertreff stellt hier Berührungspunkte her", sagt sie. "Und er hilft beim Versuch, eine gemeinsame Taufkirchener Identität zu schaffen."

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