Süddeutsche Zeitung

Haar bei München:Der Neue in der Haarer Galaxie

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Bürgermeister Andreas Bukowski blickt bei einem Talk im Kleinen Theater auf turbulente Monate zurück. Er tritt mit Darth-Vader-Maske auf und denkt laut über ein Kulturreferat im Rathaus nach.

Von Julius Baumeister, Haar

Darth Vader ist so etwas wie der Antiheld der Star-Wars-Galaxie, der auf die dunkle Seite der Macht wechselt, um dort dem Imperator zu dienen. Am Dienstag hat es ihn in das Kleine Theater in Haar verschlagen. Während Gastgeber und Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel den Haarer Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) zum digitalen Format "Dienstalk" empfing, erschien dieser im Kostüm Darth Vaders und brachte damit seine Trauer über die ausgefallene Fasching-Zeit zum Ausdruck. Für Bukowski, der im März 2020 überraschend gegen Gabriele Müller (SPD) die Stichwahl ums Bürgermeisteramt gewonnen hat, neigt sich ein turbulentes Amtsjahr dem Ende zu.

Corona sei so etwas wie eine Vollbremsung nach einem ebenso überraschenden wie gefeierten Wahlerfolg gewesen, so der Haarer Bürgermeister. Und dennoch war für ihn die Pandemie in gewisser Weise auch eine Hilfe. "Viele Veranstaltungen sind ausgefallen, was ich sehr bedauere, allerdings hatte ich dadurch auch die Gelegenheit, mich schneller und intensiver in Themen einzuarbeiten." Wichtig war dabei die Unterstützung derjenigen, welche die Gemeinde seit Jahrzehnten verwalten. "Am ersten Tag bin ich am Rathaus angekommen und kannte niemanden. Das Rathaus war wegen Corona zugesperrt, einen Schlüssel hatte ich auch nicht, also musste ich erst einmal klingeln." Das beschreibe seine Situation in den ersten Tagen als Bürgermeister recht gut, ergänzte Bukowski - denn der amtierende Bürgermeister ist politischer Quereinsteiger.

Der 42-Jährige steht für eine neue Generation in der Kommunalpolitik - jung, medienaffin und unerfahren. Sein Wahlerfolg für die CSU beendete 2020 nach 40 Jahren die Mehrheit der SPD in der Gemeinde und erregte Aufmerksamkeit - nicht nur in Haar. Der Verwaltungsapparat sei ihm zunächst völlig fremd gewesen und habe sich im Laufe der Zeit als wichtige Stütze erwiesen. "Man hat mich erst einmal machen lassen." Dass mit Bukowski auch andere politisch weniger erfahrene Neulinge in den Gemeinderat eingezogen sind, habe auch zu Konflikten geführt und doch hätten sich die unterschiedlichen Lager zusammengefunden. Diese Einigkeit ist Bukowski zufolge angesichts der großen in Haar anstehenden Aufgaben auch nötig.

Denn von diesen gab es in den vergangenen Monaten reichlich: Die Bekämpfung der Pandemie selbst, aber auch die Situationen in den Schulen - deren mangelhaftetechnische Ausstattung Bukowski beklagte - oder die missliche Lage der Kulturschaffenden in der Gemeinde. Aus dieser Not heraus konzipierte das Kleine Theater Haar neue digitale Formate wie Talkrunden oder Konzerte, die über Youtube und Facebook gesendet werden. Während der "Dienstalk" bisher knapp 70 Menschen über Youtube erreichte, können andere Auftritte mehr als 270 Aufrufe vorweisen. Für Riedel-Rüppel bietet sich damit die Chance, Künstler weiterhin zu unterstützen und kulturelles Leben in die Wohnzimmer zu bringen. Wie wichtig die Kultur auch für die Gemeinde Haar ist, machte Bukowski deutlich. Zukünftig sollten auch Kräfte gebündelt werden, etwa in einem neuen Kulturreferat, kündigte er an. Die Herausforderungen, denen der 42-jähriger Bürgermeister entgegenblickt, bleiben also vielfältig, vor allem aber anspruchsvoll. Denn dann wäre da auch noch die knappe Kasse der Gemeinde.

Das Pharmaunternehmen MSD Sharp & Dohme hat ja bekanntgegeben, Haar zu verlassen. Der Gemeinde brechen Steuereinnahmen weg. Bukowski: "Wir haben das vergangene Jahr finanziell ganz gut überstanden, aber die nächsten Jahre werden schwierig werden."

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Quelle:
SZ vom 18.02.2021
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