Wer seinen Blick länger im Nachthimmel verweilen lässt und sich nicht unerschütterlich für die Krone der Schöpfung hält, wird wahrscheinlich ein wenig demütig. Welche kosmische Relevanz hat schon ein kleines Menschenwesen im Angesicht der Unendlichkeit? Seit Gott tot ist, haucht uns zudem der leere Raum an, wie Nietzsche behauptet. Andererseits: Besteht der Mensch nicht selbst im weitesten Sinne aus Sternenstaub, da der Großteil der Atome und Moleküle des Körpers einst in Sternen entstand - wir tragen quasi den Himmel im uns.
"Was hat das Universum mit uns zu tun? Wie kommen wir wieder zum Staunen? Wie können wir das ,Offene' als schöpferischen Raum einladen, unser Leben zu gestalten, ohne dass wir uns davon bedroht fühlen?", fragt die Münchner Künstlerin Ariane Hagl. In ihren Bildern, die derzeit im Bürgerhaus Unterföhring zu sehen sind, tanzen gleichsam farbige Inseln in diesem schwarzen Meer der Unendlichkeit. Getanzt wurde bei der Eröffnung der Ausstellung "Sternstaub" aber nicht nur auf den Bildern, sondern im ganzen Haus - vom Untergeschoss über das Foyer bis zum großen Saal. Unter Leitung des Choreografen Johannes Härtl, der dem Bürgerhaus schon lange künstlerisch verbunden ist ("Artist in Residence"), zeigten Schülerinnen und Schüler der Iwanson-Schule, die zu den führenden Ausbildungsinstituten für zeitgenössischen Tanz in Europa gehört, eine eindrucksvolle Performance. "Magische Momente", schwärmte Florian Nagel vom Unterföhringer Kulturamt. Eine sinnliche Komposition aus Bewegung, sphärischen Klängen, Entschleunigung, Stille.
Das Dunkel des Universums wird bei Hagls abstrakten Bildern gleichsam zum Schoß. Und aus diesem Schoß entspringen Figuren, die wachsen und sich verändern, sich vereinigen und wieder trennen: Lichtbögen, Kometenschweife, Farbschleifen, fluoreszierende Erinnerungen. "Meine Bilder sind wie Räume", so Hagl auf ihrer Homepage. "Wenn wir sie betrachten, betreten wir eine uns unbekannte Sphäre." Ein Bild allein sei nichts. Es entwickle seine Kraft erst durch das, was es auslöst. Die Betrachterin lässt sich im Idealfall auf ein Abenteuer ein, das eben noch nicht da war, das erst entsteht, wenn etwas in Gang kommt - "durch die Konfrontation".
Vielleicht denkt der ein oder andere beim Betrachten der "Sternstaub"-Bilder auch an einen anderen Nietzsche-Satz: "Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können."
Zu sehen sind die Werke Hagls noch bis 7. Mai. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Kartenvorverkaufs im Unterföhringer Bürgerhaus (Dienstag, Donnerstag und Freitag 13 bis 19 Uhr sowie Mittwoch und Samstag 10 bis 14 Uhr) und bei Veranstaltungen besichtigt werden.