Brunnthal/Zorneding:Absage an Mega-Projekt

Hofolding, Betriebsgelände / Busdepot der Firma Geldhauser, interkommunales Projekt ãHyBayernÒ,

Voran in die Zukunft: Die Landräte von München, Ebersberg und Landshut eilen in Hofolding hinter Martin Geldhauser (v.li.) zur Wasserstoff-Präsentation.

(Foto: Angelika Bardehle)

Ein Wasserstoff-Technologiezentrum sollte Kräfte im Osten Münchens bündeln. Doch die Gemeinde Zorneding lehnt einen Standort für den Campus ab

Von Andreas Junkmann, Bernhard Lohr, Zorneding/Brunnthal

Die räumlichen Dimensionen sind nicht weniger gewaltig als das Ziel, das damit hätte erreicht werden sollen: ein Kompetenzzentrum zur Erforschung der Wasserstofftechnologie mitsamt eines mehrere hundert Hektar großen Industrieparks. Geplant, um einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende im Münchner Osten, ja sogar in Deutschland zu leisten. Dieses Mega-Projekt hat in dieser Woche der Geschäftsführer des Grasbrunner Unternehmens Hynergy, Tobias Brunner, skizziert, als er bei einer Präsentation beim Busunternehmen Geldhauser in Hofolding vor den Landräten aus München, Ebersberg und Landshut über die Chancen der Wasserstoff-Technologie sprach.

Wenige Tage später wurde nun bekannt, dass dieser Forschungscampus, den Hynergy mit Partnern und unterstützt von einer Fördersumme von Bund und Land in Höhe von 200 Millionen Euro plante, im Süden von Zorneding im Landkreis Ebersberg hätte entstehen sollen. Seit Donnerstagabend ist das freilich vom Tisch, weil der örtliche Gemeinderat dem Vorhaben nach hitziger Debatte eine Absage erteilt hat.

Zusammen mit den Landkreisen München und Landshut hat sich die Ebersberger Region in einem vom Bund geförderten Modellprojekt auf die Fahne geschrieben, Wasserstoff als Energieträger salonfähig zu machen. Als eine von deutschlandweit drei "HyLand-Wasserstoffregionen" wollen die Kreise demonstrieren, wie die Technologie regional von der Produktion bis zum konkreten Einsatz im Verkehr nutzbar gemacht werden kann. Um diesen Prozess voranzutreiben, bedarf es einiges an Forschung und an Abstimmung, um die Transformation von einem auf Öl und Gas gestützten Wirtschaften hin zum Wasserstoff hinzubekommen. Ein Kompetenzzentrum soll dies leisten, indem Betrieben in dem Industriepark ermöglicht wird, die Wasserstofftechnologie in der Praxis zu erproben. Brunner sagt, er habe Erfahrung und habe ein ähnliches Projekt in China schon aufgebaut. Er ist der Initiator für das Kompetenzzentrum und hat den Antrag beim Bundesverkehrsministerium gestellt.

Wie am Donnerstagabend nun in Zorneding bekannt geworden ist, wäre einer der möglichen Standorte für den Campus eben dort gewesen. Das Thema wurde erstmals öffentlich erörtert. In der Sitzung zeigte sich, dass sich die Gemeinde bereits seit Juli mit dem Mega-Projekt befasste. Dieses hätte vorgesehen, auf einer Fläche von rund 3,5 Hektar Gebäude für das Forschungszentrum zu errichten, weitere 3,5 Hektar wären für eine Photovoltaikanlage nötig gewesen. Um diesen Kern herum hätte sich in den kommenden Jahren ein Industriepark mit Betrieben entwickeln sollen, die mit der Wasserstofftechnologie arbeiten. Betreiber des Zentrums, dessen Fertigstellung für 2025 geplant ist, wäre die Firma Hynergy aus Grasbrunn in Kooperation mit dem TÜV-Süd und der Technischen Universität München gewesen. Doch der Zornedinger Gemeinderat lehnte das Vorhaben mit 13:8 Stimmen ab. Dabei konnte man im Verlauf der Diskussion am Donnerstagabend den Eindruck gewinnen, die Gemeinderäte würden sich gar nicht so sehr an dem Projekt an sich stören als an der Herangehensweise. Denn nachdem Bürgermeister Piet Mayr (CSU) noch für den Forschungscampus als "zukunftsweisend für unsere Gemeinde" geworben hatte, folgten mehrere scharfe Gegenreden. Einer der Hauptkritikpunkte von Helmut Obermaier (Grüne) etwa war, dass das ganze Verfahren bislang ohne jegliche Beteiligung der Bürger abgelaufen ist. Andere äußerten Befürchtungen über eine zunehmende Verkehrsbelastung und steigenden Druck auf den Wohnungsmarkt. "Wir wollen kein zweites Parsdorf", sagte Bianka Poschenrieder (SPD). "Was euch fehlt, ist die Vision für Zorneding", schimpfte der Rathauschef.

Mit dieser Absage aus Zorneding sind die Chancen gestiegen, dass der Campus in die Gemeinde Eching bei Landshut kommt, wo man vergangene Woche die Bewerbung als Standort beschlossen hat. Wie es tatsächlich ausgehen wird mit dem Deutschen Technologie-Anwenderzentrum Wasserstoff (WTAZ), wie es Tobias Brunner von Hynergy in Hofolding auch interessierten Fachleuten vorgestellt hat, ist noch offen. Brunner sagte am Freitag, schon bisher sei der Standort bei Landshut in Niederbayern favorisiert gewesen. Man werde weiter nach einem Alternativstandort suchen, der wieder in Oberbayern liegen könne. Aus dem Landkreis München habe er bis dato nichts vorliegen. Bis Mitte oder Ende nächsten Jahres braucht Brunner jedenfalls Klarheit in der Standortfrage, um dann mit einem "soliden Konzept", wie er sagt, in eine Ausschreibung gehen zu können. Dort rechnet er damit, einer von drei Konkurrenten zu sein. Wenn er den Zuschlag für das Großvorhaben erhält, sollen bis 2025 Fakten geschaffen werden. "Das ist nichts, was über Nacht passiert."

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