Brunnthal:"Nur Werksverkehr"

Brunnthal: Michael Wimmer, Harald Mosler und Matthias Ganser (von links) beim Bürgerdialog um den Umbau des Ganser-Geländes.

Michael Wimmer, Harald Mosler und Matthias Ganser (von links) beim Bürgerdialog um den Umbau des Ganser-Geländes.

(Foto: Claus Schunk)

Beim ersten Bürgerdialog über die geplante Errichtung einer Logistikhalle werden die Teilnehmer beruhigt

Von Angela Boschert, Brunnthal

Ein kleiner Stau bildete sich am Samstag am Einlass zur Freiluftveranstaltung auf dem Firmengelände der Ganser-Gruppe in Kirchstockach. Thema des ersten Bürgerdialogs war die geplante Logistikhalle, die das Unternehmen Kraft-Baustoffe auf der Fläche der Kompostieranlage bei der Ganser-Gruppe errichten will. Die Einhaltung der Auflagen des Gesundheitsamts - maximal 100 Personen, negativer Coronatest und Kontaktdatenfeststellung - kontrollierte Matthias Ganser selbst mit seinen Neffen am Eingang. Der approbierte Mediziner leitet seit 2019 zusammen mit seinem Bruder Günter, der aus Gesundheitsgründen fehlte, die Ganser-Gruppe. Beide haben große Pläne für die Zukunft.

Diese präsentierte Matthias Ganser den etwa 60 Interessierten, darunter mehr örtliche Politprominenz und Organisatoren als Bürger. Neben den drei Brunnthaler Bürgermeistern und etlichen Gemeinderatsmitgliedern waren die dritte Bürgermeisterin von Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Andrea Hanisch (Unabhängige Bürger), der stellvertretende Landrat Otto Bußjäger (UB) sowie Kreisrat Toni Stürzer (CSU) gekommen. Sie alle lauschten auch der Vorstellung der Josef-und-Luise-Kraft-Stiftung durch deren Vorstand, Jurist Harald Mosler.

Die Fragen bezogen sich, wie nicht anders zu erwarten, vor allem auf den zukünftigen Verkehr in der Taufkirchner Straße. "Wir leben an der verkehrsreichsten Straße Deutschlands", unterstrich ein Anwohner. Die Pläne machten einen positiven Eindruck, meinte eine Zuhörerin, aber es werde mehr Verkehr werden und von der entlastenden Südanbindung werde seit 20 Jahren schon gesprochen. Mosler antwortete ihr sehr deutlich, dass Kraft wisse, wie ein solches Lager funktioniere. Es werde keinesfalls mehr Verkehr, sondern eher weniger, vor allem aber "anderer Verkehr", sinngemäß feste oder verpackte Waren statt etwa Schotter und Kompostgemisch würden transportiert. Es werde auch nur Werksverkehr sein, keiner von Fachhändlern oder Privatpersonen.

Markus Durweiler hakte nach und wollte wissen, ob jemand übergeordnet den gesamten Verkehr betrachte. Das geschehe im Zuge des Zulassungsverfahrens, sagte Ganser, er habe das Straßenbauamt so verstanden, dass nur eine Auffahrt auf die Staatsstraße ausgebaut werde, entweder an der Taufkirchner Straße oder weiter südlich an der Abzweigung nach Höhenkirchen-Siegertsbrunn und der Hohenbrunner Luitpoldsiedlung.

Auf die Anmerkung, das Verkehrsaufkommen hänge vom Konzept bei Kraft ab, betonte Mosler, er sei als Stiftungsvorstand zugleich Chef der Kraft-Baustoffe. Ziel von Kraft-Baustoffe sei zu überleben, nicht aber Gewinnmaximierung. Der Gewinn fließe in die Stiftung, die ihrerseits Projekte gegen Altersdiskriminierung, Altersarmut und Vereinsamung sowie Wissenschaft fördere. Da der Baumarkt floriere, werde Kraft-Baustoffe für seinen Umsatz "Gewerbesteuer in namhafter Höhe" an die Gemeinde Brunnthal zahlen. Könne Kraft nicht ohne Schwierigkeiten an das Gelände kommen, käme es eben nicht.

"Ist Ganser noch Herr des Verfahrens?", wollte ein Bürger wissen, es heiße gerüchteweise, die Firma Ganser sei verkauft. Ganser wiederholte, die Betriebe Kies und Beton seien an "einen Milliardenkonzern verkauft". Das Gesamtgrundstück gehöre Ganser weiterhin und sei nur bis 2035 verpachtet. Ganser könne steuern, was sich auf dem Gelände entwickle. Der Bau der Kraft-Halle sei ein Angebot und zugleich "ein Zündfunken für die Zukunft" mit grüner Energie am Standort Kirchstockach. In der Halle und den Büros geschehe alles mit Strom aus PV-Anlagen auf dem Dach.

"Wenn Kraft nicht kommt, dann kommt auch der regenerative Energiepark nicht", ergänzte Ganser später. "Und dann kann ich nur sagen: Brunnthal, das sich ja auch der Windkraft verweigert hat, hat nicht kapiert, dass alternative Energieformen gebraucht werden."

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