James Rizzi in Brunnthal:King Kong und Freunde

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Kunterbunt und knallig: Werke des Pop-Art-Künstlers James Rizzi sind in Brunnthal zu sehen. (Foto: lks)

Die Brunnthaler Galerie Kersten zeigt Werke von James Rizzi und Patrick Preller.

Von Udo Watter, Brunnthal

Es wuselt im Big Apple. King Kong turnt mit mächtiger Oberweite und Sonnenbrille auf der Spitze des Empire State Building herum, in seiner Hand hält er formvollendet die "weiße Frau", eine dekorative Blondine im roten Kleid.

Der berühmte Wolkenkratzer ist ein sich hinaufschwingendes Gebäudewesen mit Augen und leicht miesepetrig nach unten gebogenen Zähnen, auf die der sonst eher unsägliche Begriff Beißerchen zutrifft. Drum herum ist alles kunterbunt, knallig, comicartig - Menschen, Vögel, Sonne, Mond, Herzen, im farbenfröhlichen Sog der Großstadt. "Everyone is a King in New York" ist ein typisches Werk von James Rizzi, dem 1950 in Brooklyn geborenen Pop-Art-Künstler, der als Erfinder der dreidimensionalen Grafik und wegen seines naiv-kindlich anmutenden und offensive Lebenslust versprühenden Stils von der Kunstkritik gerne mal als "Urban primitive Artist" bezeichnet wird.

Nein, ein Liebling der Kritik war der 2011 überraschend im Alter von 61 Jahren gestorbene Rizzi eher nicht, aber umso beliebter beim kunstaffinen Publikum weltweit. Gerade in Deutschland, wo ja gerne zwischen E-und U-Musik unterschieden wird und flächendeckender Erfolg den Feuilletons besonders verdächtig erscheint, hat der New Yorker eine stattliche Fangemeinde.

2007 und 2008 war Rizzi in Brunnthal

"Seine große Errungenschaft ist, dass er Freude in die Kunst gebracht hat und damit auch eine Tür aufgestoßen hat, er hat ein neues Publikum zur Kunst verführt", erklärt Holger Weinstock von der Brunnthaler Galerie Kersten. Weinstock, der derzeit bereits zum vierten Mal eine Ausstellung mit Werken des beliebten Pop-Art-Künstlers zeigt, hat Rizzi 2007 und 2008 persönlich in Brunnthal kennengelernt und schätzte ihn ob seiner zurückhaltenden Freundlichkeit und Professionalität.

In der aktuellen Werkschau, die bis zum 14. Mai dauert, sind zum einen grafische Arbeiten zu sehen, darunter auch neuere, die posthum nach Rizzis Entwürfen realisiert wurden. Generell werden bei seiner charakteristischen dreidimensionalen Konstruktionstechnik aus einem Duplikat des Bildes, welches als Hintergrund dient, die Bildelemente des Vordergrundes ausgeschnitten und mittels Brücken aus Schaumstoff in eine zweite Bildebene gesetzt. Durch diese zweite Ebene wird der 3D-Effekt erzeugt.

Freundliche Monster von Patrick Preller ergänzen die Ausstellung. (Foto: Claus Schunk)

Darüber hinaus hat sich Rizzi in seinen späteren Jahren verstärkt der Malerei auf Leinwand gewidmet - in Brunnthal sind farbintensive Werke zu sehen, die "Icons" (Ikonen) seines kreativen Schaffens wie die charakteristischen Rizzi-Vögel, comicartige Katzen, Kakteen oder auch Sonne und Mond darstellen. Eine weitere Besonderheit: Gegenstände aus seinem New Yorker Atelier-Loft sind ebenfalls ausgestellt, darunter Rizzis mit bunten Punkten übersäter Zeichentisch und seine Staffelei. Des weiteren auch Radierungen und Lithografien aus früheren Schaffensperioden.

Auch diverse Tassen mit bunten Rizzi-Motiven oder Telefonkarten findet der Besucher in Brunnthal, die Vermarktung seines Schaffenskosmos kennt da wenig Hemmungen. Man könnte nun finden, bei all der Entfaltung von Spaß und Lebenslust, bei alle den vielen Herzen, die in den Bildern oder Leinwand-Siebdrucken zu finden sind, da fehle die Subtilität und die ironisch-elegante Brechung des New Yorker Kuschelkosmos.

Die große Verstörung, die schwarzhumorige Irritation, welche eine Schneise in die Normalität schlägt, wird man beim Betrachten von Rizzis Werken nicht unbedingt wahrnehmen. Man mag sich vielleicht auch wundern, wie viele, von ähnlichen Themen und ähnlicher Farbenfreude geprägte Arbeiten er realisiert hat und man mag eine geheimnisvolle Aura des Werks vermissen, aber Kunst muss ja nicht immer ins Hehre, Erkenntnisschwere vorstoßen.

Ernst ist das Leben, heiter die Kunst

Ernst ist das Leben, heiter die Kunst, könnte man hier mit Schiller einwenden, der gerade auch der so genannten Naivität ja zugestanden hat, dass hinter ihr "ein Herz voll Unschuld und Wahrheit" stünde. Es ist nun mal so: Wie kaum ein anderer schaffte Rizzi es, Lebensfreude schöpferisch umzusetzen und das Publikum anzusprechen.

Dazu passt, dass in der Werkschau auch farbenfrohe Skulpturen und Objekte des Künstlers Patrick Preller zu sehen sind: "freundliche Monster", hinter deren Gestaltung auch ein warmherziger Blick ruht. Der Fürther Bildhauer Patrick Preller studierte nach seiner Ausbildung zum Kunstschmied Metallbildhauerei und Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg.

Kunterbunt und knallig: Werke des Pop-Art-Künstlers James Rizzi sind in Brunnthal zu sehen. (Foto: Claus Schunk)

Die Objekte sind aus Aluminium oder Stahlblech, er bearbeitet sie mit Plasma-Schneider und Farbe, und kreiert so die Monster. Sie erscheinen alleine oder auch in Collagen, im öffentlichen Raum, mit Luftballon oder als Wegweiser: Mit ihren großen Kulleraugen entfalten sie eine Herzlichkeit, die ankommt. "Er ist damit inzwischen recht erfolgreich", sagt Weinstock. "Mit Spaß und Fröhlichkeit spricht er ein Lebensgefühl an."

Das tut natürlich auch Rizzi, der gerade in den New-York-Arbeiten mit simpler Raffinesse, humorvoller Detailverliebtheit, wiederkehrenden Anspielungen wie dem im Hintergrund sich formenden Riesenapfel ("Big Apple") und den comicartigen Wesen einen Stil gefunden hat, der frei von Schwermut in knalligen Farben schillert.

Die Ausstellung in der Galerie Kersten, Otterloher Straße 6, dauert bis zum 14. Mai. Öffnungszeiten sind montags bis freitags, von 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 18 Uhr, samstags von 10-13 Uhr.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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