Süddeutsche Zeitung

Brunnthal:Gemeinde sieht Wasserstoff als Chance

Pläne für einen Energie- und Gewerbepark in Kirchstockach stoßen auf Zuspruch - doch es bleiben noch hohe Hürden

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Die Pläne der Firma Ganser für einen Energie- und Gewerbepark in Kirchstockach stoßen im Brunnthaler Gemeinderat grundsätzlich auf Zustimmung. Bürgermeister Stefan Kern (CSU) sieht die Pläne als "tolle Chance", Gemeinderat Matthias Amtmann von der UBW steht nach eigenen Worten "voll dahinter" und der von allen Gruppierungen außer der CSU unterstützte Bürgermeisterkandidat Jürgen Gott (PWB) begrüßt es "natürlich", wenn dort Hightech-Firmen vor allem auch aus dem Bereich der Wasserstofftechnologie Platz finden. Doch bei all dem Wohlwollen warnt Bürgermeister Kern vor überzogenen Erwartungen und pocht auf Transparenz beim weiteren Vorgehen. Es gebe noch hohe Hürden.

So oder so stehen am Stammsitz der Firma Ganser in Kirchstockach große Veränderungen an. Denn das Unternehmen verlegt seine Zentrale nach Dürrnhaar in der Nachbargemeinde Aying, ohne deswegen auch die Kiesverarbeitung selbst einzustellen. Darüberhinaus greifen die Brüder Günter und Matthias Ganser die alte Idee wieder auf, für das Areal einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen. Nach ihrer Überzeugung wäre das 20 Hektar große Gebiet bestens geeignet, ergänzend zur dort befindlichen Geothermie-Anlage und zum Biomasse-Kraftwerk einen Energie- und Gewerbepark zu schaffen.

Nun haben nach Aussage von Matthias Ganser ein Verkehrs- und ein Lärmgutachten gezeigt, dass das alles für die Anrainer verträglich umzusetzen und eine Anbindung des Gewerbeparks über die Taufkirchner Straße machbar ist. Direkt betroffen seien wenige Anwesen. Schon bisher habe die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf dieser Straße eine Lärmminderung bewirkt. Auch sei das Unternehmen Ganser bereit, in eine Lärmschutzwand für Anrainer zu investieren. Die Frage, wie das Projekt in Kirchstockach ankommt, könnte wie in der Vergangenheit schon der Knackpunkt werden. Anders als Ganser sieht Bürgermeister Kern nicht nur einige wenige Betroffene, sondern spricht von mehreren hundert Personen im Umfeld. Vieles spreche für das Projekt, sagt Kern. Doch es müsse sich zeigen, dass sich dieses verträglich für alle umsetzen lasse. Die Pläne für den Energie- und Gewerbepark sind den Gemeinderäten bekannt. Die aktuellen Gutachten aber hat außer der Firma Ganser, die sie in Auftrag gegeben hat, noch niemand gesehen. Sie sollen nach dem Willen der Brüder möglichst bald im Gemeinderat vorgestellt werden. Kern möchte diese öffentlich machen - und nicht vor der Kommunalwahl beraten. Das werde Sache des neuen Gemeinderat sein.

Bisher sehen die Gemeinderäte eine Neuausrichtung des Geländes hin zu sauberem Gewerbe und Hightech überwiegend positiv. So ist es von verschiedenen Seiten zu hören. Es wäre gut, sagt Kern, wenn mittel- bis langfristig die Kiesverarbeitung sowie der Kiestransport mit Lärm und Staub ein Ende fänden. Er würde eine "höhere Wertschöpfung" begrüßen und "hochwertige Arbeitsplätze". "Super" sei die Lage nahe der Autobahn. Doch der Schutz der Anlieger müsse gewährleistet sein. Dafür brauche man ein Konzept und für effektiven Lärmschutz, an der Taufkirchner Straße müsste wohl noch Grund erworben werden, sagt Kern: "Wenn die Firma Ganser sagt, hier ist eine Lösung, dann gehen wir ins Verfahren."

In Brunnthal verbindet man die Ganser-Pläne mit der Hoffnung auf Gewerbesteuer, gerade weil das Kiesunternehmen seinen Sitz nach Aying verlegt und damit ein Loch in die Kasse reißt. Bürgermeisterkandidat Gott hat Kern in der Vergangenheit dafür kritisiert, er habe die Firma ziehen lassen, weil er ihr früher schon bei ihren Plänen nicht entgegengekommen sei. Nun sagt Gott, mit dem Energie- und Gewerbepark könnte man wieder "gute Steuerzahler bekommen". Gott glaubt an Zustimmung in Kirchstockach für solche Pläne, würde doch der belastende Kiesbetrieb zurückgefahren. "Ich denke, dass die Anwohner das eher begrüßen werden." Kern ist da vorsichtiger und meint, dass ohne Überzeugungsarbeit nichts geht. Die Bewohner seien vom Verkehr, der nicht nur vom Kieswerk komme, schlicht genervt.

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Quelle:
SZ vom 15.01.2020
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