Brunnthal:Discounter statt Center Court

Coronavirus - Tennisprofi arbeitet bei Discounter

Tennis-Profi Kevin Krawietz arbeitet auf 450-Euro-Basis in einem Discounter in Brunnthal.

(Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Kevin Krawietz sammelt in Brunnthal neue Erfahrungen

Eins nach dem anderen sortiert Kevin Krawietz in die Regale ein. Er trägt Handschuhe und Maske, emsig packt er Kartoffeln, Spargel und Heidelbeeren an ihren Platz. Schon am frühen Donnerstagmorgen kurz nach der Öffnung um 7 Uhr ist der Discounter gut besucht. Der French-Open-Sieger im Doppel wäre unter normalen Umständen nicht hier. Eigentlich würde sich Krawietz jetzt auf die Titelverteidigung in Paris vorbereiten. Doch in Corona-Zeiten steht auch die Tennis-Tour still. Und der Grand-Slam-Sieger nutzt die Gelegenheit für einen ungewöhnlichen Perspektivwechsel auf 450-Euro-Basis.

"Am Anfang war es eher im Scherz gedacht", erzählt Krawietz. Doch der Bedarf war da. Eine Bekannte vermittelte ihn und seinen Tennis-Kumpel Hannes Wagner an eine Filiale im bayerischen Brunnthal. "Wir wollten einfach mal sehen, ob es anstrengend ist, ob es eine Herausforderung ist, früh aufzustehen und Regale einzuräumen, ganz stupide Arbeit zu machen", sagt der 28-Jährige. Um das Geld geht es ihm nicht, er hat dank seines herausragenden Tennisjahres 2019 bisher ein Preisgeld von knapp einer Million Euro gewonnen. Gegen halb sechs Uhr musste er an diesem Donnerstag schon im Laden sein, eine halbe Stunde hat er für die Anfahrt gebraucht. Zwischen Paletten und Regalen mit Klopapier und Backzutaten musste Krawietz erst einmal neue Begriffe lernen. Anfangs haben es die Kollegen lustig gefunden, wenn er nicht wusste, was gemeint war, erzählt er.

Inzwischen weiß er, dass es beim Abschachteln darum geht, leere Kartons auszusortieren oder zwei halb gefüllte Kartons im Regal in einen zu räumen. Und dass Wälzen heißt, Kühlwaren nach dem Ablaufdatum zu sortieren. "Wir haben großen Respekt vor den Mitarbeitern. Sie machen alle ihre Arbeit fleißig, keiner ist schlecht drauf. Das hat uns überrascht", sagt Krawietz. Spaß macht ihm die Arbeit aber nicht immer. "Klar gibt es Momente, wo ich sage, jetzt habe ich gar keinen Bock mehr", erzählt er. "Wie cool" es ist, Tennisprofi zu sein, hat er durch die Erfahrungen noch mehr zu schätzen gelernt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: