Entsorgung:Biomüll wird bis nach Thüringen gefahren

Entsorgung: Was aus der Biomüllvergärungsanlage in Kirchstockach wird, ist immer noch unklar.

Was aus der Biomüllvergärungsanlage in Kirchstockach wird, ist immer noch unklar.

(Foto: Angelika Bardehle)

Bereits in der Vergangenheit konnten in Kirchstockach nicht alle Abfälle verarbeitet werden. Im neuen Jahr nimmt vorübergehend ein Erdinger Unternehmen dem Landkreis die gesamte Menge ab.

Von Angela Boschert, Brunnthal

Das Landratsamt hat eingestanden, dass schon seit längerem ein Teil des Bioabfalls, der im Landkreis München entsteht, nicht in Kirchstockach verarbeitet, sondern in die Ferne transportiert wird: Der Biomüll werde als Interimslösung bis zum Jahreswechsel zur Kompostierung nach Thüringen gebracht, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage mit. "Dies war im Übrigen auch in der Vergangenheit schon der Fall, wenn der Durchsatz der Anlage nicht ausreichend war." Im neuen Jahr soll der Biomüll dann ebenfalls als Übergangslösung im Landkreis Erding verwertet werden.

Bekanntlich muss die 1997 gebaute Biomüllvergärungsanlage des Landkreises auf dem Ganser-Gelände im Brunnthaler Ortsteil Kirchstockach zum 1. Januar aus wasserschutzrechtlichen Gründen ihren Betrieb einstellen. Eine technische Anpassung an die erhöhten Anforderungen war nicht rechtzeitig erfolgt und zudem finanziell unattraktiv. Die Suche nach einem neuen Betreiber verlief erfolglos und die Suche nach einem Unternehmen, das den Biomüll des gesamten Landkreises zur Verwertung abtransportiert, gestaltet sich schwierig. Auch jetzt gibt es nach monatelanger Suche nur eine Zwischenlösung für die insgesamt 30 500 Tonnen jährlich.

Das Vergabeverfahren muss auf Betreiben eines Wettbewerbers überprüft werden

Die Entsorgung sei jetzt zunächst im Rahmen einer Notvergabe an die Firma Wurzer im Landkreis Erding vergeben worden, in Arbeitsgemeinschaft mit dem Entsorgungsunternehmen Högl aus Volkenschwand bei Mainburg in der Hallertau, heißt es vonseiten des Landratsamts. Der Bioabfall werde von 1. Januar bis zum Abschluss der Nachprüfung des Vergabeverfahrens nach Eitting im Landkreis Erding gebracht. Nach dem ersten Vergabeverfahren hatte ein Wettbewerber bei der Vergabekammer Südbayern der Regierung von Oberbayern eine Rüge eingereicht. Das laufende Prüfverfahren wird sich bis ins nächste Jahr hinziehen. Wer gerügt hat und warum, darf das Landratsamt nicht sagen. Hingegen versichert es, die Menge der Lkw, die auf der Taufkirchner Straße von Kirchstockach Müll transportieren, werde sich von Januar an reduzieren, weil der Bioabfall aus den Nordkommunen nicht über den Umweg Kirchstockach, sondern direkt nach Eitting im Landkreis Erding gefahren wird.

Für die Revision der Biogasanlage ist eine Firma gefunden worden

Doch was wird aus der Anlage, die bei ihrem Bau im Jahr 1997 eine Besonderheit war? Ein Weiterbetrieb wurde nicht ausgeschrieben, weil sie sehr störungsanfällig war und seit Jahren eine verminderte Durchsatzkraft hatte. Das verursachte nach Angaben des Landratsamtes konstant hohe und in den vergangenen Monaten noch einmal angestiegene Mengen an Biomüll, die zur anderweitigen Entsorgung abgefahren werden mussten. Um die Anlage wie notwendig einer Revision zu unterziehen, hätte man sie längere Zeit abschalten müssen. Doch konnten sich das Landratsamt und der bisherige Betreiber, die Ganser-Gruppe, hierüber nicht einigen. Sie sollen zuletzt nur noch über Rechtsanwälte miteinander korrespondiert haben.

Jetzt geht es vorwärts. Im Januar übernimmt die EO Schweißen & Montage GmbH aus Buchbach im Landkreis Mühldorf am Inn die Verantwortung. Das Unternehmen für Rohrleitungsbau und Biogasanlagen hat langjährige Erfahrung bei Sanierungs- und Reparaturarbeiten von vielerlei Anlagen im Entsorgungsbereich. Deren Projektleiterin, die Biotechnologin Silvia Schedlbauer, kennt die Kirchstockacher Anlage gut, weil sie hier von Frühjahr 2016 bis Oktober 2020 mitverantwortlich war für die technische Leitung der Vergärungsanlage sowie die Organisation und Dokumentation aller nötigen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten. Schedlbauer wird mit neu einzustellenden Fachkräften die vorübergehende Stilllegung der Anlage organisieren und sie zur Revision vorbereiten. Dann kann bei Bedarf geprüft werden, ob ein Weiterbetrieb möglich und letztendlich finanziell tragbar ist, wozu die Anlage allerdings auf aktuellen Stand gebracht werden müsste. Zum erforderlichen Umfang der Arbeiten kann Schedlbauer nach erster Inaugenscheinnahme noch keine konkreten Angaben machen.

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