Brunner-Prozess:Vertuscht? Verteidigung beschuldigt Staatsanwalt

Hat die Staatsanwaltschaft Dominik Brunners Todesursache verschleiert? Die Verteidiger eines Angeklagten werfen der Sprecherin Stockinger vor, zu spät zugegeben zu haben, dass das Opfer an Herzversagen starb.

Schwere Vorwürfe gegen die Münchner Staatsanwaltschaft: Nach Bekanntwerden neuer Details zur Todesursache im Mordprozess Dominik Brunner gehen die Verteidiger des Angeklagten Sebastian L. in die Offensive. Erst auf Presseanfragen habe die Anklage eingeräumt, dass Brunner infolge eines Herzversagens gestorben sei, so die Juristen des Beschuldigten.

Staatsanwaltschaft sieht Schuld trotz Herztod Brunners

In der Kritik: Barbara Stockinger, Staatsanwältin im Prozess um den Tod von Dominik Brunner.

(Foto: dpa)

Weiterhin lasse die Anklagebehörde unerwähnt, dass dem 50-Jährigen bei Faustschlägen und Tritten durch seine beiden jugendlichen Peiniger "keine Verletzungen zugefügt wurden, die zu seinem Tode geführt hätten", erklären die Vertreter der Angeklagten. Zum Tod Brunners sei es aufgrund seiner Vorerkrankung gekommen, schreiben die beiden Verteidiger Roland Autenrieth und Jochen Ringler am Sonntag in einer Mitteilung. Er habe an einer "krankhaften Herzvergrößerung" gelitten, die bei psychischer oder auch körperlicher Belastung zu einem Kammerflimmern führen könne.

"Dies war der Staatsanwaltschaft München bereits unmittelbar nach Aufnahme der Ermittlungen bekannt. Gleichwohl ließ sie die Öffentlichkeit in dem Glauben, Dominik Brunner sei zu Tode getreten worden", schrieben die Verteidiger. Sie nannten dies "empörend".

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft München, Barbara Stockinger, hatte am Samstag Presseberichte bestätigt, wonach Brunner an einem Herzstillstand starb und nicht unmittelbar an den massiven Tritten und Schlägen der zwei Jugendlichen, als er versuchte, mehrere Kinder zu verteidigen.

Spekulationen über eine Wende in dem Fall wies die Staatsanwältin aber zurück. Brunners Tod sei als Folge der Prügelattacke eingetreten. Der Angriff der beiden mutmaßlichen Täter habe zu seinem Tod geführt: "Wenn es die nicht gegeben hätte, dann wäre das Herz nicht stehengeblieben", unterstrich Stockinger.

Die Anklagebehörde wirft dem 18-jährigen Sebastian L. und dem 19-jährigen Markus Sch. Mord aus "niederen Beweggründen" vor.

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