Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Bühnenkunst im Traditions-Wirtshaus

Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Sie alle hoffen auf einen Aufschwung des Kulturlebens: der Impresario Wolfgang Ramadan (Zweiter von links) mit (von links) Eva Patzke-Bassenge, Gerti Ettenhuber, Ingeborg Reischl, Manfred Abholzer, Michael Öchsl, Martin Wanke und Christl Bendig.

Sie alle hoffen auf einen Aufschwung des Kulturlebens: der Impresario Wolfgang Ramadan (Zweiter von links) mit (von links) Eva Patzke-Bassenge, Gerti Ettenhuber, Ingeborg Reischl, Manfred Abholzer, Michael Öchsl, Martin Wanke und Christl Bendig.

(Foto: Sebastian Gabriel)

Die Kabarett-Reihe "Brotzeit & Spiele" zieht von Aying nach Siegertsbrunn um - in den Gasthof Franz Inselkammer. Zum Auftakt kommt Franziska Wanninger.

Von Udo Watter, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die Kulisse ist von schönster bayerischer Idyllik. Ein sonnendurchfluteter Biergarten, ein prachtvolles, traditionelles Wirtshaus, in der Nachbarschaft die hübsche barocke Dorfkirche. Und dann ertönen auch noch Zitherklänge - das berühmte Thema aus "Der dritte Mann". Wolfgang Ramadan, seines Zeichens Kulturmanager, Poet und Schauspieler, hat zum Pressegespräch nach Siegertsbrunn geladen, ins Gasthaus Franz Inselkammer. Der 62-Jährige, der seit rund zwei Jahrzehnten als freier Impresario mit seiner Reihe "Brotzeit & Spiele" für die "kulturelle Grundversorgung" im Oberland verantwortlich zeichnet, zieht als Veranstalter um: vom Ayinger Ortsteil Großhelfendorf nach Siegertsbrunn, vom "Gasthof Fellner ("Zur Post"), der wegen Brandschutzbestimmungen nicht mehr als Veranstaltungsort in Frage kommt, ins Gasthaus Franz Inselkammer, das nach längerem Leerstand seit Frühjahr 2022 von den Wirten Michael Öchsl und Martin Wanke geführt wird.

Eröffnen wird die Spielzeit am Donnerstag, 15. September, Kabarettistin Franziska Wanninger mit ihrem Programm "Für mich soll's rote Rosen hageln". Die Siegertsbrunner Traditionswirtschaft, in der es auch früher schon Kleinkunstabende gab, hat im ersten Stock einen schönen, großen Veranstaltungssaal, der gerade den letzten Feinschliff erhält. "Eine Bühne wird noch reingebaut und Lichttechnik installiert", sagt Ramadan. Der Umzug lag auch insofern nahe, als der Brauerei Ayinger als Kooperationspartner von Veranstalter Ramadan daran gelegen ist, die Traditionswirtschaft, die als Keimzelle der Unternehmerfamilie Inselkammer gilt, als kulturellen Anziehungspunkt zu etablieren. Im Moment sind die Vorzeichen allerdings nicht die besten, der Abo-Verkauf verlief tendenziell enttäuschend, nicht nur im südlichen Landkreis München, sondern überall. "Diplomatisch ausgedrückt: Das Publikum hat sich entwöhnt", sagt Ramadan.

Das Publikum entscheidet kurzfristiger

Dabei waren die Vorstellungen in Großhelfendorf, wo vor 15 Jahren die Reihe mit Jörg Hube, Dieter Hildebrandt und den Wellküren startete, eigentlich fast immer ausverkauft. "Wir glauben auch, dass wir bald wieder eine höhere Auslastung haben. In Aying hatten wir ein großes Stammpublikum", erklärt Gerti Ettenhuber von der Brauerei. Der Abo-Verkauf ist im Prinzip passé, die Hoffnung ruht jetzt auf dem Einzelkartenverkauf - zumal ja in der Tat das Publikum inzwischen kurzfristiger entscheidet. Mit Christine Eixenberger (8. Oktober) und Han's Klaffl (19. November) gastieren jedenfalls weitere Publikumslieblinge in Siegertsbrunn. Dazu kommt Stefan Kröll (3. Dezember), auch kein Newcomer, aber nicht ganz so bekannt. Der Oberbayer zeigt sein Programm "Aufbruch", das natürlich als generelle Maxime für die angeschlagene Klein- und Brettlkunst gelten könnte.

Wolfang Ramadan glaubt, dass der "Aufbruch" noch etwas länger dauern wird und malt ein düsteres Bild für die nahe Zukunft, vor allem, was die freie Szene angeht . "Alles Geld, das der Bund und der Freistaat investiert hat, wäre komplett rausgeschmissen, wenn sie uns nicht weiter unterstützen. Ansonsten werden viele die nächsten beiden Jahre nicht überleben." Der gebürtige Münchner weist darauf hin - nicht als erster -, wie wichtig der Kulturbetrieb als Wirtschaftsfaktor in Deutschland ist, wie relativ sicher Veranstaltungsorte auch während der Pandemie waren, welche Hygienekonzepte umgesetzt wurden und wie sehr gerade der Mangel an Personal zu Buche schlägt. Bei allen dramatischen Färbungen ist Ramadan keiner, der zur Resignation neigt, sondern voller Energie und eloquent.

"Es ist ein absoluter Neustart", sagt er kämpferisch. Natürlich preist er auch gerne die Vorteile seiner Reihe an, die Kombination aus Kultur und Kulinarik, aus Kabarett-Größen und Aufsteigern, übertragbaren Karten und festen Platzreservierungen. In Siegertsbrunn dürfte er jedenfalls ein gutes Team zur Hand haben, dazu gehören der Kabarettist Manfred Abholzer und Inge Leisch, die gleich um die Ecke wohnen, zum Treffen im Gasthaus in Tracht auftauchten - und in Persona von Leisch Zithermusik erklingen ließen.

Weitere Infos gibt es unter https://brotzeitundspiele.de

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