Süddeutsche Zeitung

Broome: Yoga-Lehrer der Nationalelf:"Wie kleine Königstiger"

Er ist der Yogalehrer der deutschen Nationalelf: Patrick Broome über Königstiger, Abwehrreihen und für welcher Spielertyp Yoga besonders gerne mag.

Marco Maurer

SZ: Herr Broome, Sie haben das Buch "Yoga für den Mann" geschrieben. Darin steht: "Lernen auch Sie zu genießen was Sie haben, anstatt zu begehren, was Ihnen fehlt." Mussten Sie in der Yogastunde nach dem Spanienspiel diesen Leitsatz anwenden?

Patrick Broome: Ich habe ihn nicht ausgesprochen, aber der Satz passt. In der Stunde waren die Spieler sehr geknickt, aber die haben das auch schnell verarbeitet.

SZ: Machen die Nationalspieler gerne mit Ihnen Yoga?

Broome: Die Jungs machen hier alles mit, solange sie nach dem Yoga eine schöne Nackenmassage bekommen. Das hilft ihnen abzuschalten. Das ist der Grund, weswegen Jogi Löw mit mir arbeitet. Er will, dass die Spieler nach dem Spiel schneller regenerieren. Deswegen mache ich ein sanftes Yoga, weniger zur Aktivierung, sondern mehr zum Adrenalinabbau. Beim Yoga nach dem Spanienspiel sind fast alle eingeschlafen. Und lagen dann da wie kleine Königstiger.

SZ: Der schlummernde Podolski. Eine Seite, die der normale Fernsehzuschauer nicht von den Spielern zu sehen bekommt?

Broome: Schon, die Spieler sind dann entwaffnet. Das ist schön zu sehen. Den jungen Mann, wie er da liegt, und nicht den Athleten, der dauernd im Rampenlicht steht. Das ist ein sehr ehrlicher Moment.

SZ: Für welchen Spielertyp ist Yoga besonders interessant?

Broome: Vor allem Torhüter und Abwehrspieler machen gerne Yoga. Torhüter sind es gewöhnt, an ihrer Geschmeidigkeit und an ihrer Stabilisation zu arbeiten. Warum jetzt die Abwehrreihe gerne Yoga macht, weiß ich nicht.

SZ: Die Abwehr macht einen sehr, nun, in sich ruhenden Eindruck während der WM.

Broome: Das stimmt. Gerade die Abwehrreihe kommt auch gerne zum Yoga. Aber ich kann keine Namen nennen.

SZ: In einem früheren Interview haben Sie noch erwähnt, auch Mario Gomez oder Lukas Podolski machen gerne Yoga.

Broome: Ich habe hinzugelernt (lacht). Bei früheren Turnieren haben Spieler noch zur Presse gesagt: "Ich mache Yoga." Dann sind ihre Berater auf sie zugekommen und haben gesagt: "Du, das mit dem Yoga darfst du nicht sagen. Das könnte deinem Ruf schaden." Yoga hat manchmal noch einen etwas befremdlichen Ruf.

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Quelle:
SZ vom 10.7.2010
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