Süddeutsche Zeitung

Kultur-Highlights:Ruhiger wird es wieder nach der staden Zeit

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In der Woche bis Heiligabend ist auf den Bühnen im Landkreis München noch viel geboten: von familiengerechten Liedern über ein Crossover aus Volksmusik und Klassik bis "Motown goes Christmas".

Von Udo Watter, Landkreis München

Ja, ja die Lichtlein, sie brennen: Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür. Nun, nicht direkt. Adventus domini, die Ankunft des Herrn alias Christkindl, zieht sich dieses Jahr etwas länger hin. Da der vierte Adventssonntag auf den frühestmöglichen Zeitpunkt gefallen ist (18. Dezember), umfasst die Zeitspanne vom Entzünden der vierten Kerze bis zu Heiligabend heuer gleichsam eine ganze Woche. Das hat freilich auch Vorteile: In den verbleibenden Tagen gibt es noch genug Gelegenheiten, die Seele kulturell und spirituell einstimmen zu lassen auf die stillste und heiligste aller Nächte - auch im Landkreis München.

Im Bürgerhaus Unterschleißheim etwa versprechen Brigitte Hobmeier und die Nouwell Cousines am Donnerstag, 22. Dezember, eine "Schöne Bescherung in Worten und Klängen". Die in Ismaning aufgewachsene Schauspielerin, die sowohl auf der Bühne (an den Münchner Kammerspielen oder als Buhlschaft im "Jedermann") wie im Kino (zuletzt in "Weißbier im Blut") große Erfolge feierte, liest Frostiges und Herzerwärmendes, Skurriles und Spannendes - etwa "über eine Gans, die im gefrorenen Zustand des Fliegens mächtig ist". Ob das Christkind auftritt, ist ungewiss, aber dass der Weihnachtsmann an diesem Abend entführt wird, scheint gut möglich.

Den "Zauber in uns und im Miteinander zu finden", sei die eigentliche weihnachtliche Aufgabe hat Hobmeier vor Kurzem in einem Interview erklärt. Statt zu granteln setzt die 46-Jährige eher auf ein fröhliches Halleluja. Flankiert wird sie in Unterschleißheim von den Nouwell Cousines, einem jungen Quartett, das zu drei Viertel "dem musikalischem Suppentopf der Familie Well entsprungen" ist und ein virtuoses Crossover von Volksmusik über freche Lieder bis hin zu klassischen Stücken anbietet. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr.

Klänge, die auf ganz andere Art berühren oder vielmehr rhythmisch provozieren, werden am Freitag, 23. Dezember, das Taufkirchner Kultur- und Kongress-Zentrum erfüllen: Bei der Show "Motown goes Christmas" werden mehrere Sänger und eine Live-Band bekannte Christmas-Songs wie "Jingle Bells", "The Little Drummer Boy" oder "Driving Home for Christmas" im groovigen Sound des legendären Plattenlabels Motown präsentieren. Die 1959 gegründete Hitfabrik aus Detroit hatte unter anderem Marvin Gaye, The Supremes mit Diana Ross, Stevie Wonder und The Jackson Five unter Vertrag und zu Stars gemacht. Der weihnachtlich-groovige Motown-Abend beginnt um 19 Uhr.

Natürlich ist auch im viel bespielten Kleinen Theater Haar noch kultureller Hochbetrieb in der finalen Weihnachtswoche. Die Kabarettistin Amelie Diana und der Schauspieler Andreas Bittl präsentieren am Dienstag, 20. Dezember, Charles Dickens' "A Christmas Carol" in der bairischen Version: "A Weihnachtsgschicht", Beginn 19.30 Uhr. Statt Ebenezer Scrooge heißt hier der alte, kaltherzige Geschäftsmann Eberhard Gschaftl. Am Donnerstag, 22. Dezember, zeigt die Schauspielerin und Sängerin Cornelia Corba dort ihre Weihnachtsshow "Mit dem Christkind rund um die Welt" - eine familiengerechte Melange aus Liedern, Sketchen und Geschichten, die hoffentlich angemessenen Zuspruch erfährt. "Das Fest der Liebe findet zum dritten Mal in Folge unter sehr schwierigen Bedingungen statt", erklärt Haars Theaterchef Matthias Riedel-Rüppel. "Umso wichtiger ist es doch, sich immer wieder Gutes zu tun. Kultur ist so etwas Gutes!" Die Resonanz ist ja nicht nur in Haar teilweise immer noch ausbaufähig.

Im Bürgerhaus Unterföhring gibt Singer-Songwriterin Pe Werner "ne Prise Zimt" dazu

Karten gibt es auch noch für den Auftritt der Singer-Songwriterin und Kabarettistin Pe Werner am Donnerstag, 22. Dezember, im Bürgerhaus Unterföhring, Beginn 20 Uhr. Sie geht in ihrem Programm "Ne Prise Zimt" augenzwinkernd deutschen Weihnachtsritualen und Geschichten nach: die Geschenke in letzter Minute, Schneeschipp-Pflicht, Gänsefüllungen sowie Tannenbäume zwischen Lamettazwang und Brandschutzversicherung. Begleitet von Peter Grabinger am Flügel, flaniert sie durchs Winterwunderland aus Pop, Jazz und Chanson aus eigener Feder und präsentiert zudem von ihr arrangierte Weihnachtsklassiker.

Daneben gibt es in dieser Woche noch weitere Kulturveranstaltungen, bei denen es nicht so sehr weihnachtet, wie das Konzert des Arcis Saxophon Quartetts in Brunnthal am Donnerstag, 22. Dezember, oder die Show "Die ganze Welt ist himmelblau" in Garching am Freitag, 23. Dezember: Hier bieten Mitglieder des Freien Landestheaters Bayern "Beliebte Melodien aus Operette und Film" dar. Es ist also noch jede Menge los, bis das Christkind vor der Tür steht. Und danach? "Ich persönlich halte es ganz mit Karl Valentin", so Haars Theaterchef Riedel-Rüppel, "und wenn die stade Zeit vorüber ist, dann wird's auch wieder ruhiger!"

Karten gibt es über die Websites der erwähnten Bürgerhäuser, Kulturzentren und Theater.

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