Mitten im Raum wird ein fünf mal fünf Meter großer Ring aufgebaut, ringsherum kommen die Stuhlreihen in von vorn nach hinten leicht aufsteigender Höhe – dann ist die Szenerie bereitet für ein Novum im Festsaal des Wolf-Ferrari-Hauses in Ottobrunn: Am Samstag, 14. September, wird hier erstmals eine Box-Veranstaltung stattfinden, organisiert vom Kampfsportstudio Bayern, das seine Trainingsräume unterhalb des Denns Biomarkts an der Putzbrunner Straße hat. „Das wird eine sportlich hochwertige Veranstaltung“, verspricht Rewing Obaid, der früher selbst zweifacher Amateurweltmeister im Kickboxen war und mittlerweile als Trainer in Ottobrunn arbeitet. „Wir hatten das schon einmal geplant, dann kam Corona dazwischen.“
Wolf-Ferrari-Haus-Chef Horst Frank freut sich, dass in seiner Location mal etwas anderes als Kultur stattfindet: „Wir sind sowieso immer offen für alles. Das wird eine tolle Herausforderung“, sagt Frank, der hofft, dass es „eine Geschichte für die ganze Familie“ wird, schließlich gingen ja mittlerweile „viele Damen zum Boxtraining“. Deshalb sei es auch an der Zeit, den Sport „raus aus der Schmuddelecke“ zu hieven. Und dazu trage er gerne bei, indem er den Sportlern eine Bühne biete.
Wie beliebt Selbstverteidigung ist, verdeutlicht die Resonanz, die das Kampfsportstudio genießt: „Wir haben 300 Mitglieder, aber unser Trainingsraum ist so klein, dass nur 30 Leute gleichzeitig hineinpassen. Und durch den Biomarkt über uns hatten wir schon zweimal einen Wasserschaden“, sagt Rewing Obaid, der hofft, dass sich womöglich durch die Veranstaltung eine Option auf größere und günstigere Räumlichkeiten auftut, denn der Verein muss aktuell monatlich 4000 Euro bezahlen. „Vielleicht kommt ja auch Bürgermeister Loderer zu unserer Veranstaltung, und wir hoffen sehr, dass er uns helfen kann.“
Das geplante Programm jedenfalls kann sich sehen lassen: Insgesamt werden fünf Boxkämpfe auf Profiniveau gezeigt, organisiert vom Bund deutscher Berufsboxer (BDB), dazu drei Kickbox-Duelle, nämlich je eines zwischen zwei Jugendlichen, Frauen und Männern. „Das wird auf Amateurniveau ablaufen“, sagt Obaid, deshalb sei es auch kein Thema gewesen, Profi-Kickboxerinnen wie Anna-Lena Katzdobler oder Verena Strobl aus Brunnthal anzufragen. „Die wären für die Kämpferinnen von der Kampfsportschule Sparta München zu stark.“
Ein Boxer kaufte selbst fast die Hälfte der Tickets für seine Entourage
Bei den Boxkämpfen wird der frühere Europameister und Boxer des Jahres 2018 im Verband WBU, Armand Cullhaj, der ebenfalls als Coach im Kampfsportstudio in Ottobrunn arbeitet, erstmals nach zwei Jahren wieder in den Ring steigen. Er trifft im Supermittelgewicht auf Angel Barroso aus Venezuela. Auch Armands im Profibereich noch ungeschlagener Bruder Mikel Cullhaj ist an diesem Abend mit von der Partie, der „frühere beste Boxer Bayerns“ (Obaid) trainiert unter anderem unter Alfonso Fusco beim TSV 1860 München und hat schon viele internationale Kämpfe hinter sich. Und ein Boxer aus Würzburg, der am 14. September ebenfalls antritt, kaufte gleich mal fast die Hälfte der verfügbaren Tickets auf, um seine Entourage unterzubringen.
Der allgemeine Vorverkauf hat nun auch begonnen, die regulären Karten kosten 49 Euro und sind in der Trainingshalle in der Putzbrunner Straße erhältlich. Für 109 Euro gibt es VIP-Tickets, hier sind Essen und alkoholfreie Getränke aus dem Wirtshaus Ottobrunn inbegriffen. Die Veranstalter setzen vor allem darauf, dass sich Einheimische das Spektakel nicht entgehen lassen. „Parallel läuft im Olympia Eisstadion Stekos Fight-Night, aber wir wollen etwas Lokales machen“, betont Rewing Obaid. Das Wochenende sei perfekt, weil einerseits die Schulferien vorbei seien, aber das Oktoberfest noch nicht angefangen habe.
Was die Logistik angeht, bleibt Obaid recht gelassen: Die renommierten Box-Ställe Team Sauerland und Universum stellen den Ring zur Verfügung. Der wird wiederum vom selbst ernannten „King of the Ring“, Promoter Rainer Gottwald, der vor zwei Jahren das Reality-TV-Format „Promi Big Brother“ gewonnen hat, mit dessen Team installiert und nach Veranstaltungsende wieder abgebaut.