Bogenhausen: Rettungsaktion gescheitert:Das "Grüntal" wird abgerissen

Eine Bürgerinitiative wollte den beliebten Biergarten "Grüntal" in Bogenhausen retten. 250 Münchner hatten Geld dafür gegeben - doch am Ende fehlten 600.000 Euro.

Ekkehard Müller-Jentsch

Wir hatten eine große Chance - doch am Ende fehlte uns noch eine Handvoll Bürger, die den Erhalt mit unterstützen", sagte Rolf Rossius am Mittwochmorgen. Es war der Zeitpunkt, als das Grüntal-Team eingestehen musste, dass der Versuch, den mehr als 100 Jahre alten Traditions-Biergarten am Herzogpark zu retten, gescheitert ist. Nur acht Prozent des Kaufpreises von gut acht Millionen Euro hatten der Bürgerinitiative zum Schluss noch gefehlt, doch dann war ihr die Zeit davongelaufen.

Bogenhausen: Rettungsaktion gescheitert: Ende einer Idylle: Der Grüntal-Biergarten muss Neubauwohnungen weichen, die Rettung scheiterte am Geld.

Ende einer Idylle: Der Grüntal-Biergarten muss Neubauwohnungen weichen, die Rettung scheiterte am Geld.

(Foto: Catherina Hess)

Das etwa 3300 Quadratmeter große Gelände nahe des Isar-Stauwehrs ist Eigentum von Schörghubers Bayerischer Bau und Immobilien Gruppe. Die teilte vor einem Jahr mit, dass die Wirtschaft nicht mehr rentabel betrieben werden könne. Die Wirtsfamilie Kuffler schob das vor allem auf die Änderung der Ladenöffnungszeiten: Die Kundschaft würde lieber in der City nach dem Shoppen zum Essen gehen, als ins Grüntal zu kommen.

Gäste notierten in Internetportalen allerdings andere Gründe, warum sie das "Wirtshaus im Grün Tal" meiden: Da war die Rede von Vorspeisen, die nach dem Hauptgericht serviert wurden; von einem "pikant eingelegten Halsgrat vom Grill", das aber ungewürzt auf den Tisch kam, und von kalt servierten Braten, für die es zum Trost hinterher Espresso gegeben habe - ebenfalls kalt.

Dabei war der idyllische Biergarten früher nicht nur für die gutbürgerliche Nachbarschaft das Ziel abendlicher Spaziergänge. Er hatte auch eine lange Tradition als Promi-Treff: Boris Becker turtelte hier mit Sandy Meyer-Wölden, Willy und Sônia Bogner waren häufige Gäste, auch Kabarettist Ottfried und Außenminister Joschka Fischer. Doch zum Schluss waren alle ausgeblieben - auch die Nachbarn.

Erst als bekannt wurde, dass hier 2011 die Bagger Platz für luxuriöse Wohnungen schaffen sollen, rafften sich einige Bogenhausener doch auf, um den gemütlichen Treffpunkt in ihrem Viertel zu reanimieren: Initiatoren der Rettungsaktion waren vor allem Bauunternehmer Rossius, Vermögensverwalter Christian Stark, Wirtschaftsjurist Thomas Schrade und Steueranwalt Walter Offinger.

Mit 9000 Briefen, 2000 E-Mails - verfasst oft spät nachts -, Hunderten Einzelgesprächen und drei Versammlungen versuchten sie, die Gaststätte von Bogenhauser und Oberföhringer Bürgern in Eigenregie übernehmen zu lassen. Rund 250 mehr oder weniger vermögende Münchner waren schließlich bereit, sich auf das einmalige Experiment mit vier- bis sechsstelligen Beträgen einzulassen.

Viele prominente Namen waren darunter. Als Nika Schottenhamel, die als Wirtin auch mit beachtlichem Eigenkapital einsteigen wollte, nun von dem bevorstehenden Aus erfuhr, äußerte sie nicht nur Traurigkeit: "Wenn manche Menschen nur halb so viel Herzblut in anderen Dingen zeigen würden, ginge es uns allen erheblich besser", mailte sie der Bürgerinitiative.

"Das Team hat sich unendlich viel Mühe gegeben", sagte auch Hausbau-Vorstand Jürgen Büllesbach. "Wir hätten ihnen ein vernünftiges Ergebnis sehr gewünscht." Mit einem vergleichsweise moderaten Kaufangebot hätte die Hausbau dazu beitragen wollen. "Doch nun werden wir die Projektentwicklung wieder aufnehmen", sagte Büllesbach der SZ. Derweil schrieben die Initiatoren an die Vielen, die schon Geld auf ein Treuhandkonto eingezahlt hatten, dass sie es in den nächsten Tagen zurückerhalten.

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