Bogenhausen/Aschheim:Geduld ist gefragt

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Die U-Bahn nach Englschalking fährt nicht vor 2030

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen/Aschheim

Bekanntlich hängt ja immer alles mit allem zusammen. Wenn am Münchner Stadtrand gebaut wird, hat das auch Auswirkungen im Landkreis. Und für die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM), das geplante Wohnquartier im Nordosten des Stadtbezirks Bogenhausen, gilt das ganz besonders. Damit dort in 20 Jahren 30 000 Menschen wohnen und 10 000 arbeiten können, muss diese abgelegene Gegend eine ordentliche Verkehrsinfrastruktur bekommen. Voraussetzung dafür ist, dass die Gleise, die heute von der Flughafen-Linie S 8 und Güterzügen gemeinsam genutzt werden, erstens entflochten und zweitens in einen Tunnel verlegt werden. Den Tunnel zahlt die Stadt allein, am viergleisigen Ausbau aber sind auch Freistaat und Bahn beteiligt.

Da das Absprachen erfordert und der Ausbau an die zweite Stammstrecke geknüpft ist - er soll eine Express-S-Bahn zum Flughafen und einen dichteren Takt ermöglichen - ist die Planung langwierig. Also lässt sich absehen, dass die vier Gleise samt Tunnel noch eine Weile auf sich warten lassen werden, die Rede ist inzwischen von einer Inbetriebnahme im Jahr 2037. Und das wiederum bedeutet, dass womöglich die ersten Häuser im neuen Quartier längst bewohnt sind, ehe es eine vernünftige Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln Richtung Innenstadt gibt. Die Grünen im Münchner Stadtrat wollten jetzt wissen, ob wenigstens die geplante Verlängerung der U-Bahn-Linie 4 nach Englschalking bald gebaut werden kann.

Grundsätzlich könne man beide Projekte unabhängig voneinander verwirklichen, antwortete Stadtbaurätin Elisabeth Merk. Voraussetzung sei, dass die Planungen aufeinander abgestimmt würden - also der Ablauf, die Umsteige-Situation und die Fortsetzung der U-Bahn-Strecke ins neue Wohnquartier und möglicherweise via Dornach bis zur Messe Riem. Wie die Verknüpfung zwischen S- und U-Bahn aussehen werde, lasse sich noch nicht sagen, denn die Bahn sei noch nicht soweit mit ihrer S-Bahn-Planung. Jedenfalls soll der Bahnhof Englschalking aus Sicht der Stadt zum Verknüpfungspunkt zwischen beiden Verkehrsmitteln werden. Im ursprünglichen Konzept für die Express-S-Bahn aus dem Jahr 2006 dagegen ist in Englschalking noch gar kein Stopp vorgesehen.

Auf zehn bis zwölf Jahre mindestens schätzt Merk den Planungszeitraum, der für die U-Bahn-Verlängerung nötig sein wird, und das "unter günstigsten Umständen", wie sie sagt. Um das Jahr 2030 herum könnte die U 4 demnach bis Englschalking rollen. Das S-Bahn-Projekt wird länger brauchen: Planungszeit und Genehmigungsverfahren für den viergleisigen Ausbau samt Tunnel dauern nach Schätzung der Stadtbaurätin bis 2031, die Bauzeit dann bis 2038, allerdings mit Tunnelbetrieb bereits 2037. Diese Zeitplanung sei aber "als grober Richtwert zu betrachten", heißt es weiter.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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