Blaskapelle:So wechselvoll wie die Geschichte

Blaskapelle: Auch der Nachwuchs gibt schon den Ton an.

Auch der Nachwuchs gibt schon den Ton an.

(Foto: Claus Schunk)

Die Höhenkirchener feiern die bayerische Heimat im Jubiläumsjahr mit der ganzen Breite ihres Repertoires

Von Julian Carlos Betz, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

"Wir feiern Bayern", unter diesem Motto begingen die Mitglieder der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn am Wochenende das doppelte Jubiläumsjahr Bayerns - 100 Jahre Freistaat und 200 Jahre Verfassung. Sie präsentierten dazu das ganze Spektrum ihres Repertoires. Vier verschiedene Besetzungen erlebten die Zuhörer in der fast ausverkauften Mehrzweckhalle, beginnend mit dem Nachwuchsorchester, und endend mit der souveränen Darbietung des Symphonischen Blasorchesters.

Standesgemäß im blauen Oberteil liefen die Jüngsten des bunt gemischten Abends wie Sportler in die Arena ein, unter Beifall und Vorfreude auf das traditionelle Ereignis. "Das dritte Adventswochenende ist unser jährlicher Termin für das Adventskonzert", erklärte Ingrid Sepp, Mutter von Konrad und Frau von Erich Sepp, beide Dirigenten beziehungsweise Ex-Dirigenten im Höhenkirchener Blaskapellenverbund. "Wir hatten schon Angst, dass niemand kommt, weil das vierte Adventswochenende ja praktisch für Termine ausfällt und sich alles an diesem Wochenende geballt hat", gestand sie. Doch es ging gut.

Thematisch orientierte sich der Abend ganz an den sieben Regierungsbezirken Bayerns, plus einer Besonderheit: die Rheinpfalz. Zeitlich reichte das Angebot somit von der Renaissance mit Orlando di Lasso bis zur zeitgenössischen Komposition von Bernhard Willer, der auch als Dirigent des Symphonischen Blasorchesters auftrat. Erfreulich war, dass neben Willer und Sepp in Sonja Weese und Regina Kätzlmeier auch zwei Frauen den Orchestern vorstanden, es herrschte also immerhin an diesen Pulten Geschlechterparität.

Die musikalische Vorführung gestaltete sich schließlich in einer wechselvollen, gut temperierten Abfolge von Märschen, bekannten Schlagern und eher unbekannten, modernen Stücken des 20. Jahrhunderts. Schon das Nachwuchsorchester durfte mit dem Stück "Leuchtfeuer" des 1953 geborenen Kurt Gäble, das laut Sepp für eine "unstete Welt" geschrieben wurde, eine leichtfüßige Impression, getragen von langen Melodielinien geben, in dem schlank besetzte Zwischenpassagen und akzentuierende Flöten den ersten Teil des Abends abrundeten. Weiter ging es mit dem Jugendblasorchester. Die Jugendlichen präsentierten einen schwungvollen Auszug der allzeit beliebten Carmina Burana, inklusive dem großen fortuna imperatrix mundi. Es folgten Stücke von Johann Kaspar Aiblinger, Carl Carl und Hans-Jürgen Buchner, der auch unter seinem Bandnamen "Haindling" bekannt ist. Beeindruckend wirkte der Abschluss mit "Only Drums" des 48-jährigen Komponisten und Musikers Alexander Pfluger. Hier durfte Paul Steinborn in mehreren Soli seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Mit dem ersten erwachsenen Orchester versuchte man sich an einem Arrangement des schon fast überstrapazierten Kanons in D-Dur von Johann Pachelbel, dessen "warme Gesanglichkeit" in dieser sanften Fassung durchaus einen eigenen Zauber entfaltete. Nach einer sehr hörenswerten Darbietung von heiter-getragenen Variationen des Niederländers Feike van Tuinen, in denen sich Einflüsse von George Gershwin andeuteten, rauschte das Orchester mit der Hollywood-Komposition des gebürtigen Vaterstetteners Harold Faltermeyer für den Film "Beverly Hills Cop" in die Pause.

Mit dem Auftritt des Symphonischen Blasorchesters erhielt der Abend noch einmal eine weitere Couleur. Die Bearbeitung von Richard Wagners Einzug der Götter in Walhall aus der Ringsaga verdichtete die Stimmung zu gravitätischer Schwere und konnte so etwas von der Glorie einfangen, für die Bayreuth zu einem stehenden Begriff geworden ist. Nach einem Interludium von Richard Strauss führte Sepp das noch sehr mittelalterlich wirkende "Augsburger Tafel-Confect" des Benediktiners und Komponisten Valentin Rathgeber ein. Vor dem Ende durfte Dirigent Bernhard Willer noch seine Eigenkomposition "Große Stufen-Halbwalzer" vorführen, dessen formale Keckheit und musikalische Dynamik beim Publikum großen Anklang fand, viele Bravo-Rufe erfüllten die Halle.

Zum Abschluss drängte das Orchester ein letztes Mal zu Wagners heroischer Größe mit dem Nibelungen-Marsch von Gottfried Sonntag und entließ die Menge schließlich mit dem Baumkirchner Jodler des Egmatingers Bernhard Etzel in die kalte Nacht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: