Nachhaltigkeit:FDP prangert Biomüll-Tourismus an

Nachhaltigkeit: Wohin mit dem Biomüll? Der Landkreis sucht seit längerem nach einer guten Alternative zur Anlage in Kirchstockach.

Wohin mit dem Biomüll? Der Landkreis sucht seit längerem nach einer guten Alternative zur Anlage in Kirchstockach.

(Foto: Chromorange/Weingartner/imago)

Die Liberalen im Kreistag kritisieren geplante Reststoff-Verarbeitung in Niederbayern und Schwaben und werben für Neubau einer Anlage im Landkreis.

Die FDP-Gruppe im Kreistag kritisiert Pläne des Landkreises, nach der Aufgabe der Biomüll-Vergärungsanlage in Kirchstockach den Biomüll aus dem Landkreis München in weit entfernte Betriebe zu transportieren und dort verwerten zu lassen. Die Liberalen fordern stattdessen den Bau einer modernen Biomüll-Verarbeitung im Landkreis selbst. Statt durch den Transport CO₂ auszustoßen, könnte so nachhaltig in nennenswertem Umfang Energie gewonnen werden. Der Ausschuss für Energiewende, Landwirtschafts- und Umweltfragen des Kreistags befasst sich an diesem Mittwoch erstmals öffentlich mit diesem Thema. Laut Sitzungsunterlagen geht es darum, den Biomüll in der Nähe von Holzkirchen, Freising, Mainburg und in dem mehr als 100 Kilometer entfernten Mertingen bei Donauwörth verarbeiten zu lassen.

Nachhaltigkeit: Kreisrat Manfred Riederle begrüßt die nun beginnende öffentliche Debatte.

Kreisrat Manfred Riederle begrüßt die nun beginnende öffentliche Debatte.

(Foto: Claus Schunk)

In der Angelegenheit gab es viele Spekulationen, seit bekannt geworden ist, dass die einst als Vorzeigeprojekt gestartete Biomüll-Vergärungsanlage in Kirchstockach, Gemeinde Brunnthal, nicht weiterbetrieben wird. Erst war eine Modernisierung im Gespräch. Kreistagsmitglieder informierten sich auch über Möglichkeiten einer Wasserstoffproduktion. Doch dann drängte die Zeit, eine Lösung zu finden. Intensiv diskutiert wurde hinter verschlossenen Türen. Die FDP beklagt das nun. Kreisrat Manfred Riederle sagt: "Ich bin froh, dass auf unser Drängen dieses für alle Bürgerinnen und Bürger des Landkreises wichtige Thema nun endlich öffentlich besprochen wird. Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, was mit ihrem Abfall geschieht und welche Pläne der Landkreis verfolgt."

Steigende Müllgebühren

Den Unterlagen zufolge soll ein Teil des Biomülls nach Mertingen im bayerischen Schwaben gefahren werden. Riederle sagt, "es ist auf Dauer unverantwortlich, wenn wir unsere Bioabfälle bis nach Schwaben und Niederbayern zur Verwertung bringen und mit dem Transport die Umwelt zusätzlich belasten. Andere zeigen uns, dass man es besser machen kann." FDP-Kreisrätin Katharina Diem fordert, sich ein Beispiel an Sinsheim in Baden-Württemberg zu nehmen. Dort stehe eine hochmoderne Biomüll-Verwertungsanlage. Dort werde "aus dem lokalen Biomüll eine riesige Menge Biogas gewonnen". Dessen Energiegehalt entspreche in etwa der Leistung von sieben Windrädern.

Der Neubau einer vergleichbaren Anlage wie in Sinsheim wäre aus Sicht der FDP für den Landkreis auch finanziell sinnvoll. Der FDP-Kreisvorsitzende Michael Ritz prangert an, der Landkreis habe zuletzt die Gebühren für den Biomüll um 40 Prozent anheben müssen und zahle immer noch drauf. "Weitere deutliche Gebührenerhöhungen werden folgen müssen." Die aktuelle Situation verursache innerhalb von sieben Jahren 40 Millionen Euro Kosten. Im gleichen Zeitraum könne man für eine vergleichbare Summe auch eine Anlage neu bauen.

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