Bildungsstätten:Vierzügige Realschule für Höhenkirchen

Der Zweckverband bringt den geplanten Neubau einstimmig auf den Weg. Der Streit über die Entscheidung der Gemeinde für einen Standort am Ortsrand ist noch nicht ausgestanden.

Von Stefan Galler, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Zumindest so viel Klarheit haben die Verbandsmitglieder nach einer fast zweistündigen Sitzung am Montag geschaffen: Die neue Realschule Höhenkirchen-Siegertsbrunn soll vierzügig werden. Der Zweckverband weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München wird einen entsprechenden Antrag beim Kultusministerium stellen. Die Gemeinde ist aufgefordert, die baurechtlichen und eigentumsrechtlichen Voraussetzungen zur Errichtung des Schulhauses zu schaffen.

Diesen Punkten stimmte die Verbandsversammlung letztlich einstimmig zu, dabei hatte es zuvor durchaus Meinungsverschiedenheiten zwischen den Verbandsräten gegeben, und es wurde mehr oder weniger offen ausgesprochen, dass diese nicht zuletzt mit der Standortentscheidung des Gemeinderates von Höhenkirchen-Siegertsbrunn zusammenhingen. Die neue Realschule soll nicht in unmittelbarer Nähe zum Gymnasium entstehen, obwohl dieser Standort direkt am S-Bahnhof liegt und den Vorteil hätte, dass man beispielsweise die Sportanlagen für beide Schulen gemeinsam verwenden könnte. Nicht zuletzt wegen der schwierigen Verkehrssituation dort entschieden sich knapp zwei Drittel der Gemeinderäte für einen Standort am Ortsrand, an der Brunnthaler Straße in unmittelbarer Nähe zur bestehenden Erich-Kästner-Grund- und Mittelschule.

Loderer beklagt "schwere Fehlentscheidung"

Der Ottobrunner Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), der die Verbandsversammlung am Montag leitete, hatte die Standortwahl schon kurz nach dem Beschluss via Facebook "eine schwere Fehlentscheidung" genannt. In der Sitzung am Montag ließ er nun durchblicken, dass der Zweckverband die Auswirkungen der Standortfrage auf die Baukosten der neuen Realschule inklusive der notwendigen Sportanlagen prüfen lassen will. "Dann werden wir die Ergebnisse entsprechend würdigen und sehen, welche Synergien uns durch die Standortwahl verloren gehen."

Bildungsstätten: Neben der Erich-Kästner-Schule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn soll die neue Realschule entstehen.

Neben der Erich-Kästner-Schule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn soll die neue Realschule entstehen.

(Foto: Claus Schunk)

Der Ottobrunner Rathauschef provozierte mit dieser Aussage jedoch harsche Reaktionen: Der Neubiberger Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) sagte, der Beschluss Höhenkirchen-Siegertsbrunns sei zu akzeptieren: "Auch wenn ich andere Prioritäten gehabt hätte, ist das kein Kriterium, die Entscheidung infrage zu stellen." Der Zweckverband habe hier noch nie eingegriffen.

Ähnlich argumentierte Ayings Bürgermeister Johann Eichler (parteifrei): "Anstatt uns einzumischen, sollten wir froh sein, dass die Gemeinde ein Grundstück zur Verfügung stellt für eine Realschule, die wir dringend brauchen." Man habe es eilig mit dem Bau, deshalb sei keine weitere Zeit zu verlieren. Und außerdem könne es auch am Standort neben der Erich-Kästner-Schule Synergieeffekte geben, so Eichler.

Putzbrunns Bürgermeister Edwin Klostermeier (SPD) verwies auf seine eigenen Verhandlungen bezüglich eines Areals für das beschlossene Gymnasium im Ortsteil Waldkolonie: "Wenn sich eine Kommune für ein Grundstück entschieden hat und dann eventuell der Zweckverband ein anderes vorschlägt, nur weil es vielleicht 500 000 Euro billiger ist, wird der Gemeinderat deshalb bestimmt nicht anders entscheiden." Schließlich spielten bei einer solchen Wahl auch gemeindespezifische Kriterien wie Ortsentwicklung oder Verkehr eine große Rolle, so Klostermeier.

Schonfrist für Hohenbrunn

Dass das zusätzliche Gymnasium im südöstlichen Landkreis nach Putzbrunn kommen soll, ist seit der Januarsitzung des Zweckverbands Staatliche weiterführende Schulen im Südosten des Landkreises München beschlossene Sache. Der Standort Waldkolonie gilt als am besten geeignet, weil hier die größten Schülerzahlen zu erwarten seien. Auch der Putzbrunner Gemeinderat votierte einstimmig für das Gymnasium.

Damit war der zweite potenzielle Standort Hohenbrunn praktisch aus dem Rennen, dennoch stimmten auch dort die Räte dafür, die Idee des Schulbaus weiter zu verfolgen. Dieses Ansinnen können die Hohenbrunner nun endgültig zu den Akten legen. Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) gab am Dienstag das Ergebnis einer vom Zweckverband in Auftrag gegebenen Untersuchung bekannt, wonach ein Gymnasium in Hohenbrunn wegen der zu geringen Schülerzahlen "nicht genehmigungsfähig" sei. "Auf Basis dieses Ergebnisses versteifen wir uns jetzt auf Putzbrunn", sagte Loderer.

Einen entsprechenden Antrag beim Kultusministerium brachte das Gremium am Dienstag aber noch nicht auf den Weg, weil Hohenbrunns Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) darum bat, erst seine Gemeinderäte in der Sitzung an diesem Donnerstag über den neuesten Stand in Kenntnis zu setzen. "Nicht dass sie sich da wieder überrumpelt fühlen", sagte Straßmair. Er erbat sich darüber hinaus zwei Wochen Zeit für den Fall, dass noch Fragen zu der Standortentscheidung offen seien. Anschließend soll der Verbandsausschuss den Antrag für ein Gymnasium Putzbrunn ans Kultusministerium weiterleiten. "Es ist Schnelligkeit geboten, wir haben Zeitdruck", sagte Loderer. stga

In Abwesenheit von Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) sicherte deren Stellvertreterin Mindy Konwitschny (SPD) zu, dass der Erwerb des Grundstücks für die neue Realschule nur noch Formsache sei. Über den Preis herrsche Einigkeit, der Kauf werde demnächst notariell beglaubigt. Die Fläche sei groß genug, um auch den Beschluss des Gemeinderats umzusetzen, einen Sportplatz mit 400-Meter-Laufbahn zu errichten, so Konwitschny.

Parallel zu den Diskussionen um die Realschule setzte sich die Zweckverbandsversammlung auch mit der ebenfalls von den Kreisgremien beschlossenen Erweiterung des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn auseinander. Schulleiterin Claudia Gantke stellte klar, dass es vor allem darum gehe, "die Pflicht" zu erfüllen, also die Räumlichkeiten für eine Kapazität von 1250 Schülern (derzeit: 850) zu vergrößern, sowie eine zusätzliche Turnhalle zu bauen, um "möglichst alle Inhalte des Lehrplans" umsetzen zu können. Auch am Gymnasium einen Freiplatz inklusive 400-Meter-Bahn zu errichten, - "das wäre die Kür", sagte Gantke -, dürfte wegen der heftigen Grundstückpreise jedoch nicht leicht zu realisieren sein.

Letztlich beschloss die Versammlung einstimmig, die vorliegende Machbarkeitsstudie zum Ausbau des Gymnasiums zeitnah um eine Kostenschätzung zu ergänzen und parallel weitere Planungsschritte zur Umsetzung einzuleiten.

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