Bildungspolitik:Schulsport: Ungenügend

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Seit Anbeginn fehlen dem Gymnasium Höhenkirchen Rasenplatz, Laufbahn und Kugelstoßanlage. Jetzt schildern Direktorin, Sportlehrer und Schüler ihre Nöte im Gemeinderat. Bürgermeisterin Konwitschny will aktiv werden

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Die meisten sind stolz auf ihre Siegerurkunden. Manche tragen sogar Ehrenurkunden nach Hause. Gewinner sind am Ende alle, die sich im Laufen, Springen und Werfen gemessen haben. Die Bundesjugendspiele sind jedenfalls eine beliebte Abwechslung im Schulalltag und Ereignisse, an die man später auch gerne zurückdenkt. Den Schülern am Gymnasium in Höhenkirchen bleibt das bisher verwehrt. Wegen fehlender Freiflächen findet der Sportunterricht nur sehr eingeschränkt statt. Das soll sich nun ändern, und auch die Kreativen an der Schule sollen mehr Raum bekommen.

Als die Schule 2011 eröffnet wurde, war schon klar, dass die Sportler improvisieren werden müssen. Es fehlte ein Rasenplatz, eine Laufbahn und eine Kugelstoßanlage. Weil die dafür notwendigen Grundstücke nicht zu erwerben waren, ging das Gymnasium mit einer Ausnahmegenehmigung in Betrieb. Bis heute kann Sportlehrer Johannes Stumpf den Lehrplan nicht voll abdecken. Im Zweifel geht es mit den Schülern raus zum Joggen. Die Bundesjugendspiele hält man deshalb im Geräteturnen ab, weil man da auch trainieren kann. Es wäre ja sinnlos, Schüler in einen Weitwurf-Wettkampf zu schicken, die noch nie mit einem Schlagball geworfen haben. Völlig undenkbar sei, mal neue und spannende Sportarten auszuprobieren, wie etwa Baseball.

So schilderte Sportlehrer Stumpf letztens im Gemeinderat die Situation, als er mit Direktorin Claudia Gantke und zwei Schülersprechern das Anliegen vortrug, neue Sportflächen zu schaffen. Der Schüler Tim Hofherr klagte, "es ist nicht möglich, als Klasse einfach mal eine Runde Fußball zu spielen". Und Sophia Heinemann sagte, viele Fünftklässler wunderten sich nur, dass die Sportanlagen an ihren Grundschulen, von denen sie kämen, größer und besser ausgestattet seien. Es sei oft "wahnsinnig heiß" auf dem einen Hartplatz. Schulleiterin Claudia Gantke betonte dann auch, dass ein Rasenplatz und ein Allwetterplatz schlicht die "Pflicht" seien und keine "Kür". Das seien "nicht irgendwelche Luxusforderungen". Auch einen Veranstaltungstrakt benötige die Schule mit ihrem musischen Zweig. Es sei ein Trugschluss von Anfang an gewesen, zu glauben, man könne Musik- oder Theaterproben in einer multifunktionalen Aula abhalten. Wenn dort Schüler zur Pause oder zum Schulschluss durchliefen, sei an ein Arbeiten nicht zu denken. Auch bemängelte Gantke generell, dass es an ihrer Schule viel Beton und versiegelte Fläche und wenig Grün gebe. Einige Gemeinderäte zeigten sich betroffen von den geschilderten Defiziten. Mathias Mooz (CSU) fragte, wie es sein könne, dass ein Gymnasium im reichsten Landkreis der Republik unter solchen Bedingungen Sportunterricht anbieten müsse. Otto Bußjäger (UB) sprach von einer "traurigen Situation". Die soll nun aber in Zuge der wegen steigender Schülerzahlen und einer Rückkehr zum G 9 ohnehin notwendigen Erweiterung der Schule behoben werden, unabhängig von dem nun definitiv nicht mehr am Gymnasium vorgesehenen Bau einer Realschule. Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) sagte zu, sich dafür beim Schulzweckverband einzusetzen. Auch will sie erreichen, dass die Sportanlagen des Gymnasiums außerhalb der Schulzeiten für die Allgemeinheit nutzbar werden. Der Wunsch besteht seit Längerem und Karsten Voges (Grüne) plädierte noch einmal dafür, "die Schule etwas offener" zu machen. Konwitschny sagte, der Zweckverband sei dran, diese Öffnung möglich zu machen.

© SZ vom 30.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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